Geplantes Gewerbegebiet in KallPolitiker lehnen Plan parteiübergreifend ab

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Kall_Gewerbegebiet

Zusätzliche Gewerbeflächen will die Gemeinde Kall auf dem Areal gegenüber dem Gewerbegebiet II ausweisen.

Kall – Schevener Kommunalpolitiker lehnen den Plan der Gemeinde ab, auf einem 9,4 Hektar großen Areal an der Wallenthaler Höhe das neue Gewerbegebiet III b auszuweisen. Begründet wird die Ablehnung unter anderem mit dem immer weiter zunehmenden Flächenverbrauch, dem Schallschutz und den notwendigen hohen Investitionen in die Infrastruktur, beispielsweise für den Bau von Regenrückhaltebecken.

Unterzeichnet haben das Schreiben von Ortsvorsteher Hans Reiff (FDP) Stephanie Sistig und Johannes Schaafstall (beide CDU), Daniela Züll und Sandra Lüttgen (beide SPD) sowie Guido Huppertz (Grüne).

Die Gemeinde Kall will, wie berichtet, auf dem Areal an der Landesstraße 206 weitere Betriebe ansiedeln und im Gegenzug Flächen im geplanten interkommunalen Gewerbegebiet Kall-Schleiden sowie am Güldenhof und im Bereich Kruppstraße/Keldenicher Straße aus der Planung herausnehmen. Dabei handelt es sich nach Angaben der Gemeindeverwaltung um Areale, die beispielsweise wegen der Hanglage ohnehin nur schwer zu erschließen sind oder nur eingeschränkt genutzt werden könnten.

Kaller Entwicklungsausschuss stimmte dafür

Dem vorgeschlagenen Flächentausch hat der Ausschuss für Entwicklung, Umwelt, Digitalisierung und öffentliche Sicherheit jüngst zugestimmt, nur die Grünen waren dagegen. Für das Vorhaben muss jetzt noch der Flächennutzungsplan geändert werden.

Bürgermeister Hermann-Josef Esser (CDU) hatte im Ausschuss erklärt, dass der Spatenstich, wenn alles gut laufe, in zwei bis drei Jahren erfolgen könne. Die geplante Erweiterung sei „maßvoll“, umgewandelt würden Ackerland und keine ökologisch hochwertigen Flächen. Die vorgesehene Fläche hat laut Hans Reiff eine Ausdehnung von rund 425 mal 220 Metern. Das sind fast zehn Hektar Land.

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Die Kommunalpolitiker aus Scheven haben sich, wie Ortsvorsteher Reiff mitteilt, in einem Rundbrief einmütig gegen diese Verlegung der Gewerbeflächen ausgesprochen. „Der immer weiter steigende Landverbrauch muss gestoppt werden“, betont Reiff in dem Schreiben und verweist darauf, dass „das bereits ausgewiesene interkommunale Gewerbegebiet mit Schleiden auch nach der Verkleinerung mit rund 25 Hektar immer noch groß genug ist“.

In Zusammenhang mit dem Schallschutz begrüßen die Politiker, dass die Abstandsflächen zwischen Kall-Heistert und dem interkommunalen Gewerbegebiet vergrößert wurden. Zu den Häusern an der Wallenthaler Höhe sei der Abstand aber gleichgeblieben.

Künftige Entwässerung des Geländes wirft Fragen auf

Probleme sieht Reiff auch bei der Entwässerung: „Zurzeit fließt das Niederschlagswasser von der neu vorgesehenen Gewerbefläche zu rund 21 Prozent in das neue Regenrückhaltebecken bei Scheven, zu knapp 54 Prozent ins Beestental und zu etwa 25 Prozent in den Bereich Kollen.“

Diese Wassermassen könnten durch Kanalbaumaßnahmen eventuell komplett in Richtung Kollen umgeleitet werden. „Das wäre aber nur durch Mehrkosten zu erreichen, und außerdem muss höchstwahrscheinlich ein neues Rückhaltebecken gebaut werden. Auch hierfür ist zusätzlicher Flächenbedarf erforderlich“, befürchtet der Ortsvorsteher.

Die Aussage, dass das neue Gewerbegebiet auch für zusätzliche Steuereinnahmen sorgen werde, lässt Reiff, der auch im Haupt- und Finanzausschuss sitzt, nur bedingt gelten: „Das ist nach unserer Einschätzung so nicht ganz richtig. Von einem Euro Gewerbesteuer bleiben der Gemeinde nach Abzug der Kreis- und der Gewerbesteuerumlage und unter Berücksichtigung der sinkenden Zuweisungen des Landes nur 22 Cent.“

Denn je höher die Finanzkraft einer Gemeinde ist, desto weniger Unterstützung gibt es vom Land. Von den Einnahmen müssten auch noch die Kosten für das neue Gewerbegebiet abgezogen werden.

„Auch das Argument, dass neue Gewerbegebiete zu zusätzlichen Einwohnern in der Gemeinde führen, ist nicht nachvollziehbar“, führt Reiff aus. Fast alle Betriebe, die sich jetzt in Kall angesiedelt hätten, kämen aus der Gemeinde oder aus dem nahen Umfeld. „Das Problem der Gemeinde besteht nicht darin, dass wir keine Nachfrage nach Zuzug haben, sondern dass wir keine Wohnflächen anbieten können“, spricht der Ortsvorsteher Klartext.

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