18 Windräder sollen in zwei Parks an der Kaller Gemeindegrenze entstehen. In beiden Fällen will die Gemeinde kein beschleunigtes Antragsverfahren.
Zu nah am Ort RüthKaller Ausschuss kritisiert Planungen für zwei Windparks

18 Windräder sollen in zwei Windparks auf den Gebieten der Gemeinden Kall, Dahlem, Hellenthal und Nettersheim gebaut werden.
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Insgesamt 18 Windräder sollen in zwei Parks auf dem Gebiet der Gemeinden Kall, Dahlem, Hellenthal und Nettersheim errichtet werden. Der Kaller Ausschuss für Entwicklung, Umwelt, Digitalisierung und öffentliche Sicherheit nahm die Planungen zur Kenntnis, äußerte aber auch einige Kritik. „Wir haben uns zudem in beiden Fällen gegen das beschleunigte Antragsverfahren ausgesprochen“, sagte Bürgermeister Hermann-Josef Esser.
Die Firma Prokon Regenerative Energien aus Itzehoe will zum einen 13 Windräder auf einem Gebiet der Gemeinden Kall, Dahlem, Hellenthal und Nettersheim errichten, das im Bereich der Orte Krekel, Rüth, Roder, Paulushof, Schmidtheim, Blankenheim-Wald und Marmagen liegt. Außerdem will das Unternehmen weitere fünf Anlagen auf Hellenthaler Gebiet zwischen den Orten Felser und Benenberg bauen.
Die Windräder werden gut 266 Meter hoch
Von den 13 Windrädern des „Windparks Eifelwald“ sollen zwei auf Kaller Gebiet, drei in Hellenthal, sieben in Dahlem und eine auf dem Gebiet der Gemeinde Nettersheim entstehen. Prokon hatte bereits im Juni eine Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) bei der zuständigen Unteren Immissionsschutzbehörde des Kreises Euskirchen beantragt. Der Bereich ist ein sogenanntes Vorrang- und Beschleunigungsgebiet mit vereinfachten Genehmigungsverfahren für Windenergieanlagen und dazugehörigen Speichern.
Die geplanten 13 Anlagen haben eine Nabenhöhe von 169 Metern und einen Rotordurchmesser von 175 Metern, was eine Gesamthöhe von 266 Metern ergibt. Jährlich könnten rund 275.000 Megawattstunden Strom für etwa 80.000 Haushalte produziert werden.
Probleme sieht die Gemeinde vor allem für Krekel und Rüth, die mit 780 Metern den geringsten Abstand zu einer der Anlagen haben. „Da ist Platz ohne Ende. Warum rücken Sie der Ortslage so nahe?“, wollte Dr. Manfred Wolter wissen. Mit dem Eigentümer der Flächen habe man aber keinen Vertrag, antwortete der Planer zum Unmut der Zuhörer. „Sie kommen dem Ort zu nah und haben dann Probleme mit dem Schall. Warum gehen Sie nicht einfach weiter weg?“, hakte Wolter nach. Die Planung sorge für die effizienteste Ausnutzung der Gebiete. Wenn Areale nicht optimal genutzt würden, werde es in einigen Jahren weitere Ausweisungen geben, lautete die Antwort. Außerdem plane man natürlich da, wo man Eigentümer der Flächen sei. Die Anlagen sollen 2026 und 2027 errichtet und in den beiden Jahren danach in Betrieb gehen.
Anwohner fürchten sinkende Immobilienpreise
Die Gemeinde müsse ja auch nicht ihre Wege zur Verfügung stellen, wollte Wolter wohl dem Unternehmen die Pistole auf die Brust setzen. „Die Kommunen sind zur Zusammenarbeit verpflichtet“, nahm ihm der Planer aber den Wind aus den Segeln. Kall könne mit Einnahmen aus der Einspeisevergütung von 64.000 Euro und später auch mit Gewerbesteuereinnahmen rechnen.
„Klimaschutz, Arten- und Naturschutz und die Belange des Menschen müssen in Einklang gebracht werden“, sagte Dr. Guido Huppertz (Grüne). Wenn das mit einer Verschiebung des Windrads erreicht werden könne, sollte man das tun.
„Um eine hohe Akzeptanz zu erzielen, muss man die Bedenken vor Ort hören. Die Menschen im Krekel fürchten sich, dass ihre Immobilien nicht mehr so viel Wert sind“, ergänzte Karl Vermöhlen (SPD). Bürgermeister Esser stimmte ihm zu. Die Anlage sei einfach zu nah am Ort Rüth dran.
Zusätzliche Untersuchungen in Rüth gefordert
Beim Thema Schall kritisiert die Gemeinde in ihrer Stellungnahme die Bildung von Zwischenwerten bei einem Aufeinandertreffen von Außenbereich und Allgemeinem Wohngebiet. Das führe dazu, dass im Isselsweg in Rüth die Grenzwerte formell eingehalten und nicht überschritten würden, obwohl sie nachts zwei Dezibel über dem Grenzwert von 40 Dezibel liegen.
Deshalb fordert die Gemeinde, das Gutachten nachzubessern und weitere Immissionspunkte in Rüth und Krekel zu untersuchen, für die unstrittig der Grenzwert für ein Allgemeines Wohngebiet gelte. Ferner sollen die im Flächennutzungsplan bereits ausgewiesenen Neubaugebiete in Roder (Verlängerung der Straße Forstweg) sowie in Krekel (Am Sportplatz sowie Verlängerung der Straße Rutscheid) berücksichtigt werden.
Fünf weitere Anlagen sind im „Windpark Wildenburg“ zwischen Felser und Benenberg nahe der Bundesstraße 258 geplant. In dem Fall läuft laut Verwaltung noch kein Genehmigungsverfahren. Rund 111.000 Megawattstunden Strom für etwa 32.000 Haushalte können dort pro Jahr produziert werden. Die Gemeinde hat nach Angaben des Bürgermeisters den zu geringen Abstand zu Flora-Fauna-Habitat-Gebieten in der Sistiger Heide moniert.
Das Verfahren soll im kommenden Jahr anlaufen und die Anlagen 2029 in Betrieb genommen werden. Die Einspeisevergütung für Kall läge bei dem Park bei 107.000 Euro.