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15 Prozent als erster SchrittGemeinde Kall hebt Gebühren für die Friedhöfe deutlich an

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Blick auf Gräber auf dem Friedhof in Kall-Heistert.

Im Friedhofsbereich fährt die Gemeinde Kall seit vielen Jahren ein hohes Defizit ein.

Die Gemeinde Kall hebt die Gebühren im Friedhofwesen im kommenden Jahr um 15 Prozent an. Ein Arbeitskreis soll weitere Schritte beraten. 

Das Problem ist bekannt: Die Gemeinde Kall fährt seit vielen Jahren ein Minus bei der Unterhaltung der Friedhöfe ein. Trotzdem wurde recht wenig dagegen getan. Nun werden die Gebühren in einem ersten Schritt um 15 Prozent angehoben, um zumindest einen Teil des Defizits abzudecken. Der Haupt- und Finanzausschuss votierte im Haus der Begegnung einstimmig für diesen Vorschlag.

„Seit der letzten Gebührenerhöhung 2019 sind die Aufwendungen im Bereich der Friedhöfe erheblich angestiegen“, teilt die Verwaltung in der Vorlage mit. Neben den durch die Inflation bedingten allgemeinen Preissteigerungen seien insbesondere die Kosten für externe Dienstleister im Bereich der Unterhaltung und den Erdarbeiten deutlich gestiegen. „Darüber hinaus werden die Aufwendungen maßgeblich durch die festgelegten Pflegestandards, die vorzuhaltenden Flächenanteile sowie die Gestaltung und Anzahl der Friedhöfe beeinflusst“, so die Verwaltung.

Kall: Verwaltung will die Kosten neu verteilen

Um mittelfristig kostendeckende Gebühren zu erheben, empfiehlt die Verwaltung zusätzlich zu der Gebührenerhöhung eine grundsätzliche Betrachtung der Friedhofsstrukturen, Standards, Flächengestaltung im Rahmen der Arbeitsgruppe Friedhofswesen. Zusätzlich plant die Verwaltung, auf Empfehlung der Gemeindeprüfungsanstalt die Kosten auf Basis einer Äquivalenzziffernkalkulation neu zu verteilen. Erste Grundlagenermittlungen und Vorbereitungen zur Umstellung seien bereits durchgeführt worden. Ein Entwurf soll in der nächsten Sitzung des Arbeitskreis Friedhofswesen vorgestellt werden.

Unter Berücksichtigung der aktuellen Gebührensätze ergibt sich für 2026 ein Defizit im Bestattungswesen von knapp 90.000 Euro. Eine Erhöhung um 15 Prozent würde gut 18.000 Euro zusätzlich einbringen und das Minus etwas reduzieren. Eine Steigerung um 25 Prozent – das hatte die Verwaltung alternativ ausgerechnet – brächte Mehreinnahmen von mehr als 30.000 Euro.

Sterben wird in Kall teurer

Doch der Sprung war den Politikern dann doch zu groß. Die jetzt vorgesehene Anhebung um 15 Prozent führt dazu, dass eine Reihengrabstätte künftig 1242 statt 1080 Euro kostet. Ein Wahlgrab schlägt mit 1830 statt 1590 Euro zu Buche. Für Urnengräber muss man ab dem 1. Januar 795 statt 690 Euro bezahlen.

„Seit ich 2014 in den Rat gekommen bin, heißt es regelmäßig, dass etwas getan werden muss“, erklärte Bürgermeister Emmanuel Kunz. Nun wolle man mit den 15 Prozent einen ersten Schritt gehen. „Die Leichenhallen sind unsere Geldfresser. Wofür brauchen wir sie noch?“, fragte Bert Spilles (CDU). Man müsse in dem Arbeitskreis auch über alternative Bestattungsformen sprechen. Eine moderate Erhöhung werde die CDU mitgehen.

Von einer „dramatischen Veränderung in der Bestattungskultur“ sprach Karl Vermöhlen (SPD). In der Gemeinde gebe es aktuell noch zahlreiche Leichenhallen: „Eine Querfinanzierung des Bereichs ist auf Dauer nicht machbar“, so Vermöhlen. Birgit Drewes (CDU) stimmte dem zu und erinnerte daran, dass nicht alle Friedhöfe der Gemeinde gehören. Deshalb sei die Querfinanzierung unfair. „Wir erhöhen jetzt in einem ersten Schritt um 15 Prozent, wohl wissend, dass die Kosten damit nicht gedeckt werden“, erklärte Kunz. Dem stimmte der Ausschuss zu.


Während die Gebühren in der Gemeinde für die Abfall- und die Abwasserbeseitigung sowie für die „Klärgrubenentsorgung“ nicht angehoben werden, müssen die Kaller für den Winterdienst etwas mehr bezahlen. Die Gebühren steigen ab 2026 von bisher 1,44 Euro je Meter Grundstücksfläche auf nunmehr 1,55 Euro.