Stück Dorfgeschichte lebt weiterKeldenicher Dorfgemeinschaft rettet Kneipe und Saal

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (1)

Feierlich wurde der renovierte Hans-Kaiser-Saal in Betrieb genommen.

Kall-Keldenich – Das war eine Punktlandung. Ende Oktober mussten die Förderanträge für den Umbau des Dorfsaales in Keldenich abgeschlossen sein. Und pünktlich am letzten Oktoberwochenende konnte in dem neuen „Hans-Kaiser-Saal“ in der Gaststätte „Bei Kathi“ Eröffnung gefeiert werden.

Doch nach so einem Erfolg hatte es zunächst nicht ausgesehen, berichtete Dr. Arno Lehmkühler, der Vorsitzende der Keldenicher Dorfgemeinschaft. Denn schon bald nach Gründung der Dorfgemeinschaft im Jahr 2017 machte Kathi Wassong, Wirtin der Gaststätte „Bei Kathi“, deutlich, dass sie den Betrieb nicht mehr weiterführen werde. Das war ein Schock für die Dorfgemeinschaft und ihren Vorsitzenden Lehmkühler: „Wir wollten nicht, dass die einzige Kneipe im Dorf geschlossen wird, weil es auch die einzige Versammlungsstätte in Keldenich ist.“

Das Land NRW und die Gemeinde Kall förderten das Projekt 

Der Wille zum Erhalt der Gaststätte war also da, doch wie sollten der Kauf und ein Umbau finanziert werden? 2020 wurde ein Patenschaftsprogramm aufgerufen, bei dem insgesamt 40.000 Euro zusammenkamen. Auch die Gemeinde Kall unterstützte das Projekt mit einem Betrag von 80.000 Euro.

Alles zum Thema Ina Scharrenbach

Weitere 60.000 Euro kamen aus dem Dorferneuerungsprogramm des Landes und 40.000 Euro aus dem Förderprogramm „Heimatfonds“. „Der restliche Betrag kam über Spenden und Eigenleistungen zustande“, so Lehmkühler. Fast 300.000 Euro hatte das Projekt insgesamt gekostet.

Nach der Flutkatastrophe wurden die Handwerker und Material knapp

Dass der Umbau aber bis zur Deadline realisiert werden könne, sei lange nicht klar gewesen, so Lehmkühler. Denn etwa eine Woche, nachdem der Verein im Juli 2021 die Förderzusage von Ina Scharrenbach aus dem Ministerum für Heimat und Kommunales bekommen hatte, verwüstete das Hochwasser die am Fluss gelegenen Eifeltäler. „Und dann begann eine neue Zeitrechnung“, erinnerte Lehmkühler.

Angebote von Handwerkern habe es nicht mehr gegeben, denn die seien anderweitig engagiert gewesen. Groß war der Verdruss: „Kein Material, keine Handwerker. Was machen wir?“ fragte Lehmkühler: „Was die Keldenicher so machen, die machen weiter.“

Nachdem im Januar 2022 der Notartermin zum Verkauf stattgefunden hatte, startete ein Aufruf zur Unterstützung des Projekts. Für das erste Treffen hätten sich 30 Helfer gemeldet, letztendlich seien 75 erschienen. Viele hätten sich an Dinge herangetraut, die sie nicht für möglich gehalten hätten. Auch sechs Firmen aus der Region seien beschäftigt worden.

So manches konnte wiederverwendet werden. Theke und Bühnenpodest wurden mit den alten Bühnenbrettern verkleidet. Gerüstbohlen wurden abgeflämmt und in Regalbretter verwandelt. Auch die alten Bühnenbilder kamen zu neuen Ehren und wurden mit Lichtern umrahmt.

„Wir wollten den alten Charakter mit neuen Elementen koppeln, das Alte erhalten und das Neue integrieren“, so Lehmkühler: „Ohne Kathi hätte das aber nicht funktioniert“, dankte er der ehemaligen Eigentümerin des Hauses. Sie bekam als Dankeschön einen Blumenstrauß vom Kaller Bürgermeister Hermann-Josef Esser: „Ich war hier sehr oft.“ Er habe selbst zu denjenigen gehört, die vor Ort bereits im Entenkostüm die Treppe heruntergefallen seien, gestand er.

Dorfsaal ist Anlaufstelle für Bürger, sollte im Winter der Strom ausfallen 

Bei aller Freude über den neuen Dorfsaal komme aber noch hinzu, dass der Saal als Anlaufstelle ausgewählt worden sei, falls es im Winter Probleme mit der Energieversorgung gebe.

„Der Saal hat Geschichte. Hier wurde gefeiert, getanzt, gekloppt“, freute sich Landrat Markus Ramers über das gelungene Projekt. Es sei zudem ein Vorbild für andere Orte. Denn die Dorfkneipen würden weiterhin aussterben und somit fielen auch die Dorfsäle weg.

KStA abonnieren