Bei einer besonderen Führung durften die neunjährige Mina und die siebenjährige Leonora hinter sonst verschlossene Türen schauen.
100 Jahre älter als der Kölner DomSpannende Kinderführung durch die Steinfelder Basilika

Am Sarkophag des heiligen Hermann Josef berichtete Stefan Hönig aus dessen Leben.
Copyright: Wolfgang Kirfel
Schon zu Beginn kamen die neunjährige Mina und die zwei Jahre jüngere Leonora ins Staunen: Stefan Hönig, Küster in der Steinfelder Basilika, hatte ihnen gerade berichtet, dass die Steinfelder Basilika gut 100 Jahre älter sei als der Kölner Dom. Auch sonst erlebten die beiden Mädchen mit ihren Omas eine spannende Kinderführung durch das rund 900 Jahre alte Gotteshaus. Der letzte Rundgang für Kinder in den Sommerferien findet am Donnerstag, 14. August, ab 10.30 Uhr statt.
Informativ und mit viel Hintergrundwissen führte Hönig durch die Kirche und machte zum Schluss auch einen Abstecher in den Kreuzgang. Dabei öffnete sich für die kleinen und großen Besucher auch manch sonst verschlossene Tür. Gleich zu Beginn ging er auf das Erscheinungsbild der Kirche ein: „Die Fenster stammen aus verschiedenen Epochen. Deshalb gibt es runde Fenster und solche mit Spitzbögen.“
Seit rund 100 Jahren gibt es in Steinfeld wieder ein Kloster.
Hönig berichtete auch, wie es zu dem Bau der beiden Rundtürme gekommen war: „Nach einem Blitzeinschlag 1873 waren die Spitze des Vierungsturms und die Dächer der Basilika abgebrannt.“ Erst elf Jahre später waren die umfangreichen Restaurierungsarbeiten abgeschlossen und das neue Westwerk mit einem erhöhten Mittelteil und den beiden Rundtürmen fertiggestellt worden.
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Über die König-Orgel aus dem Jahr 1727 mit ihren 35 Registern und 1956 Pfeifen konnte Hönig einige interessante Details erzählen.
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„Was ist denn ein Kloster?“, fragte der Küster und erarbeitete gemeinsam mit den Kindern die Antwort: „Das ist so etwas wie ein Dorf, in dem Männer oder Frauen in einer Gemeinschaft nach bestimmten Regeln leben.“ Die Ordensmänner in Steinfeld hätten als Handwerker und in der Landwirtschaft gearbeitet. „Außerdem haben sie Geld verdient, indem sie Messen in den umliegenden Dörfern gelesen haben“, erzählte der Küster.
Bis vor rund 200 Jahren hätten Klosterleute in Steinfeld gelebt, ehe eine Erziehungsanstalt in die Gebäude eingezogen sei. Nach der Franzosenzeit mit der Enteignung des Klosters hatte der preußische Staat zwischen 1843 und 1846 die meisten veräußerten Liegenschaften wieder aufgekauft. 1853 wurde die Erziehungsanstalt mit 50 Jungen eröffnet. „Seit rund 100 Jahren gibt es in Steinfeld wieder ein Kloster“, berichtete Hönig.
Mädchen und ihre Omas hörten dem Küster Stefan Hönig gespannt zu
Die Bedeutung des Wortes Basilika („eine etwas wichtigere Kirche“) und ihr Aussehen waren die nächsten Themen: „Die Kirche war früher weiß gestrichen und ansonsten sehr schlicht. Die prächtigen Altäre und die Orgel sind Zutaten aus der Barockzeit.“
Am Sarkophag des heiligen Hermann Josef ging Hönig auch kurz auf dessen Lebensgeschichte und die Besonderheit mit den Äpfeln ein. „Hermann Josef hat als kleiner Junge in der Kölner Kirche Maria im Kapitol gebetet und soll dort Maria einen Apfel für Jesus gegeben haben.“ Der Marmor für den Sarkophag stamme aus Urft. „Ein prunkvolles Grab zeigt, dass jemand besonders wichtig war.“
Interessiert lauschten die beiden Mädchen und ihre Omas auch den Ausführungen zu der berühmten König-Orgel aus dem Jahr 1727: „Sie hat 35 Register und 1956 Pfeifen und ist einer der größten Schätze.“ Die ältesten Pfeifen seien 500 Jahre alt. Natürlich wollten Mina und Leonora auch wissen, wie eine Orgel genau funktioniert und was es mit den Tasten und Pedalen auf sich hat.
In der Sakristei erfuhr die Gruppe unter anderem, dass Weihrauch aus dem Harz des gleichnamigen Baums gewonnen wird. „Es hat sehr viel Spaß gemacht. Ich fand die Informationen über die Orgel am spannendsten“, meinte Leonora. „Für mich war die Geschichte über Hermann Josef sehr interessant“, meinte dagegen Mina. Für Leonoras Oma steht fest, dass sie mit ihrer Enkelin noch einmal wiederkommen muss: „Wir wollen doch noch die Schatzkammer sehen, für deren Besuch diesmal nicht genug Zeit war.“