Podiumsrunde der Jungen UnionWie die Energiekrise Unternehmen im Kreis Euskirchen trifft

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Das Hammerwerk Erft benötigt viel Energie in Form von Gas und Strom.

Das Hammerwerk Erft benötigt viel Energie in Form von Gas und Strom und hat durch die gestiegenen Energiekosten erhebliche Mehrkosten.

Beim Politischen Aschermittwoch bei der Jungen Union schilderten Unternehmer aus dem Kreis die Folgen der Energiekrise. 

Die tollen Tage sind vorüber. Und wenn die Aschenkreuze in den Kirchen ausgegeben sind,   zieht es die Politiker in die Bütt. Am Politischen Aschermittwoch üben sie sich gerne mal in der Kunst des markigen Wortes.

Nicht so im Kreis Euskirchen. Hier pflegt alleine die Junge Union seit Jahren diese Veranstaltung. Allerdings bleibt der Lautsprecher dafür in der Garage, stilvoll und ruhig geht es zu, mehr verbales Fischessen als Haudrauf.   Diesmal hatte die Jugendorganisation der Christdemokraten in den Saal Gier in Kall geladen.

Die Unternehmer hatten keine erfreulichen Themen  

Mehr als 30 Zuhörer hatten sich zu der Podiumsdiskussion eingefunden, für die sich die Nachwuchspolitiker ein drängendes Thema ausgesucht hatten. Wie geht es den Wirtschaftsunternehmen im Kreis Euskirchen nach Flut und Energiekrise, lautete die Fragestellung. Zu deren Beantwortung hatten sich Sebastian Poensgen (Priogo AG), Marc Schmitz (Hammerwerk Erft), Kay Hoffmann (Bäckerei Hofmann und Hoffmann), Markus Böhm (e-regio) und Peter Greven (Peter Greven GmbH) unter der Gesprächsleitung des Kreisvorsitzenden der JU, Simon Hofmann, zusammengefunden.

Sechs Männer sitzen nebeneinander. Sie reden über die Lage der Unternehmen im Krei Euskrichen.

Über die Situation der Wirtschaftsunternehmen informierten Sebastian Poensgen (Priogo, v.r.), Marc Schmitz, (Hammerwerk Erft), Kai Hoffmann (Hofmann und Hoffmann), Simon Hofmann (JU), Markus Böhm (Eregio) und Peter Greven (Peter Greven).

Vergnügungssteuerpflichtig war der Abend nicht. Zu unerfreulich waren die Dinge, die die Männer zu berichten hatten. Wie etwa Marc Schmitz, der mit dem Stahlunternehmen Hammerwerk Erft in einer besonders energieintensiven Branche tätig ist: Etwa 100 Millionen Kilowattstunden Gas verbrauche   das Unternehmen pro Jahr, dazu kommt noch der Strom. Noch im Winter 2020/21 habe die Firma rund 3,6 Millionen Euro an Energiekosten gehabt, 2022 dann sieben Millionen Euro. „Für 2023 rechnen wir mit rund zwölf Millionen Euro, die durch die Energiepreisbremse um rund 2,2 Millionen Euro reduziert werden“, erläuterte Schmitz.

Bäcker kann seine Kosten nicht komplett an die Kunden weitergeben

Damit sei man den Konkurrenten aus Ländern wie Indien gegenüber nicht wettbewerbsfähig. Eine große Hürde seien auch die komplizierten Antragswege für Fördermittel. Und die Energiepreisbremse sei handwerklich schlecht gemacht. So habe sein Unternehmen durch die Flutschäden im August 2021 einen Energieverbrauch von Null gehabt. Das sei aber der Referenzwert für die Energiepreisbremse. „Da gibt es auch keine Härtefallregelung“, so Schmitz. Er befürchte, dass die ganze Wertschöpfungskette für die Windenergie nach China abzuwandern droht. Und er fragte, ob die Abhängigkeit von China oder von russischem Gas schlimmer sei.

Von Schwierigkeiten, dem Endverbraucher sein Brot zu verkaufen, berichtete Bäcker Kay Hoffmann aus Mechernich. Die Leute hätten immer weniger Geld in der Tasche, doch die Kosten in der Bäckerei seien immens gestiegen. „Wenn wir alle Kosten weitergeben würden, müssten wir für ein Brot neun Euro nehmen“, sagte er. So würden die Kunden in Discounter gedrängt und das Handwerk sterben.

Durch milden Winter musste kein Gas abgeschaltet werden 

Die Energiewende nach vorne zu bringen, sei sein Ziel, so Sebastian Poensgen von Priogo. Doch es sei sehr schwer, gute Leute zu bekommen. Die Energiepreisbremse der Bundesregierung sei der falsche Weg gewesen, es wäre besser gewesen, das Merit-Order-Prinzip beim Energiepreis abzuschaffen.

Von den Aufregungen, die die Energiekrise für die Versorger mit sich gebracht habe, berichtete e-regio-Geschäftsführer Markus Böhm. Das Thema Gasmangel sei völlig neu gewesen. Teilweise habe es eine Verzehnfachung der Preise gegeben. Es seien Lösungen für Abschaltszenarien bei Gasmangel entwickelt worden, doch diese Pläne mussten wegen des milden Winters nicht angewendet werden.

Langwierige Genehmigungsverfahren hemmen die Entwicklung

Das Thema Strom sei in seiner Firma komplizierter als das Thema Gas, sagte Geschäftsführer Peter Greven, dessen Unternehmen Additive für die Chemische Industrie produziert. Doch auch das Geschäft sei schwierig gewesen. Ab Juli sei die Nachfrage komplett eingebrochen und habe sich erst teilweise wieder erholt. Seine Firma plane nun eine Photovoltaik-Anlage auf einer Freifläche, doch es drohten langwierige Genehmigungsverfahren. „Es werden immer mehr Kraftwerke abgeschaltet, aber wir werden alle in Zukunft mehr Strom brauchen“, warnte er.

Auch das Thema Wasserstoff wurde angesprochen, doch die Runde warnte vor zu hohen Erwartungen. „Es ist ein Ammenmärchen, dass Wasserstoff und regenerative Energien die Industrie retten“, so Schmitz. Poensgen bezeichnete die Utopien, in 20 Jahren auf Wasserstoff umzusteigen, als falsch: „Wir werden Wasserstoff in den Mengen nicht kriegen.“

Auch Böhm stellte klar: „Im industriellen Kontext Gas zu substituieren, wird in zehn Jahren nicht so möglich sein, wie wir das wollen.“

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