Große Sorge bei VerantwortlichenPilz-Plünderer fallen wieder im Kreis Euskirchen ein

Säckeweise tragen gewerbliche Sammler geschützte Pilze aus den Eifeler Wäldern, obwohl nur maximal zwei Kilo von Sorten wie dieser Rotkappe erlaubt sind.
Copyright: picture alliance/dpa
- Die Pilzsaison im Kreis hat begonnen.
- Das lockt Pilzsammler von überall in die Eifeler Wälder. Das ist jedoch nicht für alle erfreulich.
- Über die Probleme: von zugeparkten Rettungswegen bis hin zu gewerblichen Sammlern.
Kreis Euskirchen – Die Aussage des erfahrenen Försters lässt seine desillusionierenden Erlebnisse spüren. „Wenn es um die Pilze geht, dann funktionieren die Synapsen nicht mehr“, sagt er. Seinen Namen möchte er nicht in der Zeitung lesen, zu viele unliebsame Begegnungen und Gewaltandrohungen machen ihn vorsichtig.
Denn wenn die Pilze sprießen, dann kommen auch die Pilzsammler. Zugeparkte Wege, die Rettungswege versperren und Holztransporte erschweren, die in diesen Tagen auch an den Wochenenden laufen, sind nur das eine. Gewerbliche Sammler, die säckeweise die begehrten Steinpilze und Pfifferlinge aus den Wäldern tragen und dafür nur ein kleines Ordnungsgeld riskieren, sind ein weiteres Problem. Dazu kommt der Schaden an der Natur.
Treibjagd für die Tiere
Ganze Familien, so berichtet der Förster, stapften am Wochenende als Unternehmung durch die Neuanpflanzungen und Dickungen, um Pilze zu suchen. „Die kommunizieren miteinander mit Trillerpfeifen, damit keiner verloren geht“, sagt er. Für das Wild, für „kulturflüchtende Arten“, wie er sich ausdrückt, sei das wie eine allwöchentliche Treibjagd.
Denn auch, wenn das Landesforstgesetz grundsätzlich das Betreten des Waldes erlaubt, so gilt das noch längst nicht für alle Flächen, erläutert Christoph Böltz, Leiter des Regionalforstamts Hocheifel-Zülpicher Börde. So ist das Betreten von Dickungen und Neuanpflanzungen generell verboten. Doch die Kontrolle ist schwierig. „Wir tun, was wir können“, sagt er. Grundsätzlich stehe der Schutz der Pilze im Bundesartenschutzgesetz, weswegen eigentlich die Untere Naturschutzbehörde zuständig sei.
Gut organisierte Gruppen
Wenig Personal und große Flächen, auf denen sich die Pilzsucher verteilen, mache es schwierig, diese zu stellen. Gerade die gewerblichen Pilzsammler würden vor allem außerhalb der Dienstzeiten kommen. Dies seien in der Regel gut organisierte Gruppen, die, wenn sie einen Förster sehen, schnell ihre Sammeltüten hinter einen Baum stellen. Vor einigen Jahren sei versucht worden, mit der Polizei gegen diese Gruppen vorzugehen, doch ohne großen Erfolg.
„Als Pilzsammler hat auch jeder ein Messer dabei“, beschreibt Böltz ein weiteres Problem. Förster berichteten schon davon, dass sie auch mit Messern bedroht worden seien. Schuld an der Situation seien auch die potenziellen Erträge: Bis zu 80 Euro je Kilo Steinpilze könnten erzielt werden, so Böltz. Dabei sei der gewerbliche Handel mit geschützten Arten verboten: Wenn ein Restaurant mit „frischen Pilzen aus heimischen Wäldern“ werbe, sei die Straftat im Prinzip schon zugegeben.
Probleme bei gewerblichen Sammlern
Auch Markus Wunsch, Förster des Regionalforstamts, sieht die Problematik vor allem bei den gewerblichen Sammlern: „Die Einheimischen, die für eine Mahlzeit Steinpilze, Pfifferlinge oder Maronen ins Körbchen tun, sind vielleicht für 30 Prozent der gesammelten Menge verantwortlich.“ Doch an den Wochenenden stünden oft 30, 40 Autos an den Einfahrten der Waldwege. Säckeweise würden Pilze aus dem Wald getragen.
„Das verschiebt das Artengefüge“, warnt er. Denn die Pilze seien nur die Fruchtkörper der Pflanze. Das Myzel des Pilzes durchziehe und vernetze den Waldboden. „Oft wird es durch unsachgemäßes Sammeln geschädigt“, so Wunsch. Dabei seien die Pilze, die für die Kompostierung des Bodens sorgen, unerlässlich für das Ökosystem. „Der Pilz zeigt wie eine Weiserpflanze die Bodenqualität“, erläutert er. Doch solange der Ertrag so hoch sei, werde das Problem nicht in den Griff zu bekommen sein, befürchtet er.
Das könnte Sie auch interessieren:
„Im Grunde hat man es nicht in der Hand“, sagt der Förster, der anonym bleiben will. Wenn er Verstöße feststelle, versuche er an die Einsicht zu appellieren. Meist vergeblich: „Die Mehrheit bringt kein Verständnis für die Natur auf.“ Das beschränke sich nicht einmal auf gewerbliche Sammler: „Das geht durch die ganze Bevölkerung.“