„Große Herausforderung“Schulen im Kreis Euskirchen bereiten sich auf den Start vor

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Stühlerücken in der Mensa zum Schutz der Schüler: Michael Mombaur, Leiter der Marienschule Euskirchen.

Stühlerücken in der Mensa zum Schutz der Schüler: Michael Mombaur, Leiter der Marienschule Euskirchen.

Kreis Euskirchen – Genauso wichtig wie Block und Bleistift ist für die Schüler ab Mittwoch der Mund-Nasen-Schutz. Der Grund: An allen weiterführenden Schulen herrscht bis auf Weiteres Maskenpflicht – und zwar sowohl im Schulgebäude als auch im Unterricht. Auch die Lehrkräfte sind im Schulgebäude dazu verpflichtet, eine Maske zu tragen, im Unterricht können sie diese abnehmen, wenn der empfohlene Sicherheitsabstand von anderthalb Metern eingehalten werden kann. Eine Ausnahme bilden die Grundschulen: Dort dürfen die Schüler im Unterricht auf die Maske verzichten, wenn sie an festen Plätzen sitzen.

Michael Mombaur, Leiter der Marienschule in Euskirchen, bezeichnet die Pflicht für die Schüler einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen als „große Herausforderung“. Marienschüler Mikel Karsten ist von seiner Mutter Nelli mit zahlreichen Hygienemasken ausgestattet worden. „Die sind dünner als beispielsweise selbstgenähte Stoffmaske, das Atmen fällt dadurch leichter“, sagt sie.

In Weilerswist soll laut Stephan Steinhoff, Leiter der Gesamtschule, nach jeder Unterrichtsstunde drei Minuten intensiv der Klassenraum gelüftet werden. Steinhoff hofft, dass die Maskenpflicht im Unterricht nicht über den 31. August verlängert wird.

Die Masken-Pflicht sei für sie eher überraschend gewesen, sagt Birgit Barrelmeyer, Leiterin der Realschule in Schleiden. „Wir glauben aber, dass es ganz gut umzusetzen ist“, fügt sie hinzu. Der Unterricht finde erst einmal nur vormittags statt, dass mache sicher auch das Masken-Tragen für die Kinder etwas erträglicher. AGs und andere Lerngruppen, die normalerweise am Nachmittag stattfinden, seien zunächst ausgesetzt. Solange das Wetter gut bleibe, solle zudem in allen Räumen ganztägig gelüftet werden, berichtet Barrelmeyer. Dafür sei das Gebäude gut ausgelegt, auch Querlüften sei problemlos möglich.

Tests

Alle Lehrkräfte und sonstige Mitarbeiter der Schulen in NRW können sich bis zu den Herbstferien alle 14 Tage anlasslos testen lassen. Die Kosten dafür übernimmt das Land. „Sollten Schüler oder Lehrer Symptome wie Fieber oder trockenen Husten aufweisen, müssen sie unverzüglich nach Hause geschickt werden“, sagt Wolfgang Andres, Pressesprecher des Kreises.

Unterrichtsgruppen

Um bei einer Corona-Infektion Kontakte nachzuvollziehen und Infektionsketten unterbrechen zu können, soll der Unterricht in festen Gruppen stattfinden – also etwa in Klassen, Kursen oder festen Lerngruppen. Jahrgangsübergreifende Gruppen sind außer bei ohnehin so zusammengesetzten Klassen, Gruppen für den Ganztag oder andere Betreuungsangebote sowie Schulsportgemeinschaften nicht möglich. In den Klassenräumen muss eine feste Sitzordnung eingehalten und dokumentiert werden. „Der Sportunterricht ist noch unser Sorgenkind“, sagt Gesamtschul-Chef Steinhoff. Die Fachschaft arbeite mit Hochdruck an einem Hygienekonzept. Die für die Gesamtschule so typischen Erweiterungskurse finden laut Steinhoff bis auf Weiteres im Klassenverband statt. Jeder Schüler werde mehr denn je individuell gefördert.

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An der Marienschule soll der Sportunterricht zunächst nur im Freien stattfinden. Mit der Stadt sei noch eine Begehung der Umkleiden geplant, um ein entsprechendes Konzept umzusetzen, so Mombaur. Gleiches gelte am Euskirchener Gymnasium für den Musikunterricht. „Unter einem Dach wird nicht gesungen“, berichtet der Schulleiter.

Ähnlich handhabt es die Realschule in Schleiden. Laut Barrelmeyer soll auch hier der Sportunterricht bis zu den Herbstferien im Freien stattfinden. Danach habe die Schule dank der eigenen Turnhalle und der nahen Dreifachturnhalle auch gute Möglichkeiten, den Unterricht zu entzerren. Auch was die festen Gruppen angeht, sei die Realschule gut aufgestellt. „Wir bekommen es tatsächlich hin, dass ein Großteil des Unterrichts in geschlossenen Klassen und Lerngruppen stattfindet“, sagt sie.

Benotung

Neue Regeln gelten für den Distanzunterricht. Der ist seit dem 1. August dem Präsenzunterricht gleichgestellt. Das bedeutet, dass künftig auch die Leistungen aus dem Distanzunterricht bewertet werden, auch wenn Klassenarbeiten in der Regel im Präsenzunterricht stattfinden sollen. Das gilt nach Angaben des NRW-Schulministeriums bis zum Ende des Schuljahrs.

In Weilerswist werde, so Steinhoff, an einem umfangreichen E-Learning-Konzept gearbeitet, damit im Fall eines Lockdowns schnell aufs Distanzlernen umgeschwenkt werden könne. Dank der Unterstützung des Verwaltung seien zahlreiche Endgeräte sowohl für Lehrer als auch sozialschwächere Schüler bestellt worden.

Einschulung in abgespeckter Form

An den Grundschulen werden nach Angaben des Kreises 1679 Kinder eingeschult. „Die Schulleitungen der Grundschulen haben sich intensiv auf den Schulstart vorbereitet. Da sich beim Schulstart im Grundschulbereich keine gravierenden Veränderungen im Vergleich zum Präsenzunterricht direkt vor den Ferien ergeben, können die Planungen weitgehend bestehen bleiben und es muss nur in Einzelfällen etwas angepasst oder nach gesteuert werden“, sagt Bärbel König, Leiterin des Schulamts.

Die Einschulungsfeier der 49 i-Dötzchen der Satzveyer Grundschule wird aufgrund der Corona-Pandemie nur in abgespeckter Form stattfinden können. „Die Einschulungsfeier an sich wird einfach kürzer“, berichtet Alexandra Offermann, Leiterin der Grundschule Satzvey. Es werde zwei Feiern hintereinander geben, pro Klasse eine. Zudem dürften nur zwei Personen pro Kind mit zur Einschulung in die Schule kommen. Die Feier soll, wenn es geht, draußen stattfinden.

Insgesamt sei die Schule gut vorbereitet, da die Grundschulen bereits zwei Wochen vor den Sommerferien wieder den Regelbetrieb aufgenommen hatten. „Wir haben in der Zeit schon gesehen, wie es funktionieren kann“, berichtet Offermann.

Praktisch sei, dass jeder der vier Trakte des Schulgebäudes eine eigene Außentür habe. Da in einem Trakt jeweils ein Schuljahr untergebracht sei, begegneten sich die Kinder so beim Betreten und Verlassen der Schule nur in ihrem Jahrgang, berichtet die Schulleiterin.

Der Unterricht bis zu den Herbstferien soll in der Grundschule hauptsächlich für die Wiederholung genutzt werden. „Ich glaube, wir müssen den Kindern einfach Sicherheit geben“, sagt Offermann. Veranstaltungen wie Karnevals- oder Martinsfeiern müssten nun neu durchdacht werden. „Wir versuchen, möglichst viele Ritualen beizubehalten, aber ich glaube, wir müssen auch viel modifizieren“, sagt die Schulleiterin. Und es sollen neue Rituale hinzukommen. Der Satzveyer Schulleiterin schwebt beispielsweise vor, täglich die schönste Mund- und Nasenmaske zu küren. (jre/tom)

An der Marienschule wird in diesen Tagen eine neue Online-Lernplattform eingerichtet. „Die Kollegen arbeiten praktisch Tag und Nacht daran und pflegen Namen ein“, so Mombaur.

Auch die Realschule Schleiden will ihr Online-Lernsystem ausweiten. Daran werde in den nächsten Wochen gearbeitet. Durch den Wegfall der AGs könnten sie nun viel Zeit darin investieren, berichtet Barrelmeyer. Zudem sei bereits ein Termin mit der Stadt anberaumt worden, um über die Ausstattung von Schülern und Lehrern mit Endgeräten für den Heim-Unterricht zu sprechen.

Unterrichtsbeginn

Um den Schulalltag zu entzerren, beginnt der Unterricht zwischen 7.30 und 8.30 Uhr. „Die Zusammenarbeit zwischen den weiterführenden Schulen hier in Euskirchen und der Stadtverwaltung war vorbildlich. Das Emil-Fischer-Gymnasium beginnt beispielsweise freiwillig eine Stunde früher mit dem Unterricht“, teilt Mombaur mit, der an seine Schüler appelliert, mit dem Rad oder zu Fuß zur Schule zu kommen.

„Das ist hier nicht möglich“, berichtet Barrelmeyer. Die Realschule müsse sich, wie alle anderen Schulen in Schleiden, nach den zentralen Bus-Zeiten richten.

Mensa/Kiosk

In der Weilerswister Gesamtschule und der Euskirchener Marienschule werden Kiosk und Mensa streng voneinander getrennt. „Wir haben die Auswahl beim Mittagessen reduziert, damit wir Abläufe optimieren, zudem werden wir zu gestaffelten Zeiten die Essen ausgeben“, sagt MSE-Chef Mombaur. 110 Schüler können unter den aktuellen Abstandsregel zeitgleich in der Mensa essen. Allein für die Fünftklässler seien deshalb drei Wellen bei der Essensausgabe vorgesehen. In der Realschule Schleiden bleiben laut Leiterin Barrelmeyer Mensa und Kiosk zunächst geschlossen.

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