Seelische Gesundheit sei keine Privatsache, sagte Birgit Wonneberger-Wrede bei der Auftaktveranstaltung im Kreishaus Euskirchen.
KunstausstellungAktionswoche „Seelische Gesundheit“ im Kreis Euskirchen eröffnet

Mit einer besonderen Kunstausstellung im Kreishausfoyer wurde die Aktionswoche „Seelische Gesundheit“ eröffnet.
Copyright: Heike Nickel
„Lass Zuversicht wachsen – psychisch stark in die Zukunft“ lautet das Motto der bundesweiten Aktionswoche „Seelische Gesundheit“ in diesem Jahr. „Dies ist eine Einladung an uns alle, den Blick auf seelische Gesundheit zu richten“, sagte Birgit Wonneberger-Wrede, Leiterin des Fachbereichs Gesundheit und Soziales in der Kreisverwaltung bei der Auftaktveranstaltung im Foyer des Kreishauses.
„Seelische Gesundheit ist keine Randnotiz, sie betrifft uns alle – im Alltag, der Familie, am Arbeitsplatz“, fuhr Wonneberger-Wrede fort und ergänzte: „Sie ist nicht nur Privatsache, sondern auch eine gesellschaftliche Aufgabe.“ Gerade deshalb freue sie sich, dass das Kreishaus im Rahmen der Aktionswoche Raum für die Ausstellung „Freie Seele – Kunst und traumasensible Beratung“ biete. „Wir senden damit ein klares Signal: Psychische Gesundheit gehört in die Mitte unserer Gesellschaft“, so die Fachbereichsleiterin.
Künstlerin aus der Ukraine bietet als Ehrenamtliche Malkurse an
Die zahlreichen Gemälde, die in dieser Woche im Kreishaus gezeigt werden, entstanden im Kunstprojekt „Freie Seele“, das der Caritasverband Euskirchen seit Anfang des Jahres an verschiedenen Standorten für junge Menschen anbietet. Geleitet werden die Kurse von der ehrenamtlichen Mitarbeiterin Olha Yankovska, von der ebenfalls einige Bilder in der Ausstellung stammen. Yankovska und ihre fünf Söhne flohen 2022 vor dem Krieg in der Ukraine nach Deutschland. „Mein Ziel ist es, junge Menschen für kreative Prozesse zu begeistern. Ich will sie ermutigen und stark machen“, so die Künstlerin, die sehr gut weiß, wie viele tiefgründige Gefühle in den Bildern stecken.
Die Idee der Ukrainerin ist, die Kunstwerke weiterzugeben wie einen Staffelstab, „von einer Hand in die nächste“ und so auch anderen Menschen, die von Traumata belastet sind, „Licht und Liebe“ zu schenken. „Kunst gibt Menschen eine Stimme, wenn Worte fehlen“, betonte Birgit Wonneberger-Wrede. Sie mache Unsichtbares sichtbar, öffne Wege, um Erlebtes auszudrücken, zu verarbeiten und mit anderen zu teilen.

Caritas-Geschäftsführer Martin Jost betrachtet die Bilder, die größtenteils von Jugendlichen gemalt wurden.
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In seiner kurzen Ansprache zur Auftaktveranstaltung der Aktionswoche dankte Martin Jost, Geschäftsführer des Caritasverbandes Euskirchen, Olha Yankovska „für ihr wunderbares Projekt und ihr außergewöhnliches Engagement“. Die Zusammenarbeit mit den Jugendlichen sei eine echte Bereicherung gewesen, „voller Kreativität, Offenheit und gegenseitiger Inspiration“.
Silke Toennes aus der Abteilung Gesundheit des Kreises betonte in ihrer Rede, dass die Aktionswoche den Fokus nicht auf die Schwere legen wolle, die mit Trauma und seelischer Belastung verbunden wird, sondern vielmehr „auf die Leichtigkeit, die entstehen kann, wenn die Seele Raum bekommt, wenn Ausdruck möglich wird – frei, kreativ ohne Raster oder Begrenzung“.
Kunst als Form der Verarbeitung, vielleicht auch der Heilung
Kunst sei in diesem Zusammenhang weit mehr als nur bloße Gestaltung: „Sie ist eine Form von Verarbeitung, von Kommunikation, vielleicht auch von Heilung“, so Toennes, die auch Traumafachberaterin und -pädagogin ist. Der Griff zu Pinsel und Farbe könne Wege eröffnen, sich selber zu begegnen, Kummer zu verwandeln und mit Belastungen auf eine neue Weise umzugehen.
Im Laufe der Woche können Interessierte selber Momente des Innehaltens und des Loslassens in kreativen Prozessen erleben. Neben Gesprächen mit Künstlerin Yankovska bietet der Workshop „Staffellauf des Glücks“ am Mittwoch und Freitag (siehe „Impulse, Begegnungen und Gespräche“) auch Gelegenheit, sich praktisch-kreativ einzubringen.
Am Freitag werden im Kreishausfoyer auch Stände zu finden sein, an denen man Informationen zu verschiedenen Anlaufstellen bekommt oder aber auch direkt eine Kurzberatung. Mit dabei sind die Abteilung Gesundheit des Kreises Euskirchen, der Sozialpsychiatrische Dienst des Kreises sowie der Gemeindepsychiatrische Verbund. Darüber hinaus kann sowohl am Mittwoch als auch am Freitag der Beratungsraum des Sozialpsychiatrischen Dienstes besichtigt werden, der nach traumasensiblen Aspekten eingerichtet wurde.
Impulse, Begegnungen, Gespräche
Der Impulstag „Kunst und traumasensible Beratung“ findet am Mittwoch, 15. Oktober, ab 10 Uhr statt. Im Rahmen dessen erfährt man mehr über traumasensible Beratungen und kann an praktischen Übungen teilnehmen. Um 12.30 Uhr folgt ein Vortrag zu „Seelischer Gesundheit und Sexualität“. Um 13 Uhr beginnt der Workshop „Staffellauf des Glücks“ mit Olha Yankovska, bei dem es um die künstlerische Verarbeitung von Traumata geht. Der Workshop wird am Freitag, 17. Oktober, ab 10.30 Uhr wiederholt.
Am Freitag ab 10 Uhr werden die Bilder der Ausstellung an Institutionen vergeben, die mit traumabelasteten Kindern und Jugendlichen arbeiten. Auch wird die Arbeit des Gemeindepsychiatrischen Verbundes und des Bereiches Gesundheitsschutz vorgestellt.