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Kunst-AusstellungBilder im Forum Vogelsang zeigen Prozess der Heimatfindung

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Eine Gruppe von Menschen steht vor einer Ausstellungswand, auf der mehrere gerahmte Bilder hängen.

Bei der Ausstellungseröffnung kamen die Künstlerinnen und Künstler mit interessierten Besuchern ins Gespräch.

Teilnehmende des „Café International“ der Euskirchener Caritas zeigen ihre Kunstwerke zum Thema Heimat im Forum von Vogelsang.

„Meine eigene Heimat liegt nur 60 Minuten entfernt – aber dieses Glück hat leider nicht jeder“, bekannte Birgit Urbanus, die für die Euskirchener Caritas das „Café International“ als Bestandteil des Caritaszentrums für Migration und Flüchtlingshilfe betreut. Die Heimat der Menschen, an die sich Urbanus am Donnerstag mit ihren Worten wandte, liegt viel weiter entfernt. Es sind Migranten, die im Kreis Euskirchen eine zweite, eine neue Heimat gefunden haben.

Im Rahmen des Förderprojekts „NRWweltoffen“ sind seit Beginn des Jahres bei den offenen Treffen des „Café International“ in Euskirchen Kunstwerke entstanden, die jetzt im Rahmen einer Sonderausstellung auf der Empore der Besucherinformation im Forum Vogelsang IP zu sehen sind.

Die neue Heimat im Kopf, die alte im Herzen

Die Künstler sind Menschen aus insgesamt 15 verschiedenen Herkunftsländern, die sich mit Pinsel oder Bleistift und in Form von Collagen, Fotos oder Worten mit dem Thema „Heimat finden in NRW“ auseinandergesetzt haben. Einige griffen für ihren Beitrag auch auf die Unterstützung Künstlicher Intelligenz zurück.

Auf diesem dreidimensionalen Bild ist ein menschliches Antlitz zu sehen, auf dessen Kopf ein kleines, gemütlich wirkendes Häuschen thront. Eingerahmt wird das Ensemble von Getreideähren und Blumen auf einem Feld.

Die neue Heimat im Kopf, die alte Heimat aber ist trotzdem präsent, wie auf diesem Werk der ukrainischen Künstlerin Olga Yankowska.

„Wo immer ich lebe, trage ich meine Heimat in meinem Kopf. Meine Heimat ist, wo ich bin“, sagt die im Jahr 2022 vor dem Krieg in der Ukraine geflohene Olga Yankowska über eines ihrer Werke. In dem dreidimensionalen Bild ist ein menschliches Antlitz zu sehen, auf dessen Kopf ein kleines, gemütlich wirkendes Häuschen thront. Eingerahmt wird das Ensemble von Getreideähren, die ebenso wie die Farben Blau und Gelb für ihr Heimatland stehen. Aber auch der Krieg ist im Bild zu sehen: Die blühenden Blumen im Feld werden zum Teil von roten Farbspritzern, vom Blut der Kriegsopfer, befleckt.

„Kunst kann Barrieren überwinden und Dinge zum Ausdruck bringen, die man vielleicht nicht in Worte fassen kann“, sagte passend dazu Caritas-Geschäftsführer Martin Jost bei der Ausstellungseröffnung. Die Arbeit an dem Kunstprojekt habe auch das Ziel verfolgt, bei den Teilnehmenden die Stärkung von Selbstwirksamkeit, gegenseitigen Respekt und interkulturelle Kompetenz zu fördern, so Jost weiter.

Musiker von „Polychrom“ befassten sich musikalisch mit dem Thema Heimat

Thomas Kreyes, Geschäftsführer von Vogelsang IP, betonte, dass die insgesamt knapp 40 Kunstwerke umfassende Schau gut am Ausstellungsort aufgehoben sei: „Das Thema ‚Heimat‘ passt sehr gut nach Vogelsang, denn das ist ein Begriff, der auch in Zusammenhang mit der NS-Zeit sehr oft in Deutschland diskutiert wird.“ Musikalisch begleitet wurde die Ausstellungseröffnung von der international besetzten Band „Polychrom“, die sich in ihren Liedern ebenfalls mit dem Thema ‚Heimat‘ befasste.

Eine Frau mit Brille und schwarzem Pullover blickt auf ein gerahmtes Kunstwerk, das mit anderen Arbeiten in einer Ausstellung zu sehen ist.

Für ihren Ausstellungsbeitrag hat die aus Chile stammende Pamela bewusst Techniken verwendet, die sie an ihre Großmutter erinnern.

Zwei Künstlerinnen haben die Teilnehmenden bei ihrer Arbeit unterstützt: Neben der bereits genannten Olga Yankowska war auch die Euskirchenerin Marianne Kappenstein bei den Treffen im Café International zu Gast, um mit Rat und Tat bei der Umsetzung der Ideen zur Seite zu stehen.

Migranten haben ihre persönlichen Geschichten in den Bildern verarbeitet

„Eine Heimat zu finden ist mitunter sehr kompliziert“, fasst Birgit Urbanus ihre Eindrücke aus den Begegnungen mit den teilnehmenden Künstlern zusammen: „Jedes der Bilder erzählt auf seine Weise eine ganz persönliche Geschichte.“ Im Fall von Pamela, die im Jahr 2019 von Chile nach Deutschland zog, hat diese Geschichte auch viel mit der eigenen Vergangenheit zu tun.

Für ein Textilbild nutzte sie Techniken, die sie als Kind von ihrer Großmutter erlernt hat: „Stricken, Häkeln, Sticken und die Arbeit mit Stoffresten – das alles verbinde ich mit meiner Oma“, sagt Pamela, die in Euskirchen lebt, aber auch die quirlige Großstadt Köln als ihre neue Heimat bezeichnet.

„Heimat lebt und wächst immer wieder in uns selbst, an neuen Orten – trotz der fehlenden Teile in unserem Herzen“: Diese Zeilen hat Münevver, die 2017 aus der Türkei nach Deutschland kam, ihrem Bild zur Seite gestellt. In dem Selbstporträt ist eine Frau zu sehen, die ein übergroßes, aus verschiedenen Anteilen und Erinnerungen zusammengesetztes Herz auf ihrer Hand trägt. Deutschland ist dabei eines der passenden Puzzleteile.


Die Ausstellung „Heimat finden in NRW – eine Suche zwischen Flucht, Vertreibung und neuer Nachbarschaft“ ist ab sofort und bis zum Sonntag, 2. November, auf der Empore der Besucherinformation im Forum Vogelsang IP zu sehen. Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.