FunklöcherBeim Handynetz ist der Kreis Euskirchen fast Schlusslicht in NRW

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Das Bild zeigt ein Handy, das „Kein Netz“ meldet.

Kein Netz, kein Empfang: Im Kreis Euskirchen gibt es noch einige „weiße Flecken“ im Mobilfunknetz.

In Euskirchen, Bad Münstereifel, Schleiden, Hellenthal und Blankenheim gibt es Stellen, an denen der Handy-Empfang ausfällt.

Ein Rennradfahrer aus Kall war am vergangenen Freitag als Erster vor Ort. Schwer verletzt lag eine 25-jährige Frau in ihrem umgekippten Wagen im Straßengraben der Kreisstraße 25. Per Handy versuchte der Mann, Hilfe zu rufen – erfolglos: Er befand sich in einem Funkloch.

So trat der Kaller in die Pedale, um Hilfe zu organisieren. Dann erst konnte die Frau mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen werden. Willkommen im 21. Jahrhundert! Willkommen in der Eifel!

Dies gilt gerade in Regionen, in denen es für die Netzbetreiber keine Ausbauverpflichtungen gibt und ein eigenwirtschaftlicher Ausbau nicht rentabel ist.
Kreisverwaltung Euskirchen in einem Bericht

Doch wie ist es bestellt um das Netz im Kreis Euskirchen? Die Kreisverwaltung stellte unlängst die Ergebnisse der Mobilfunkmesswoche vor, die vom 27. Mai bis zum 3. Juni stattgefunden hatte: Der Kreis Euskirchen sei zu mehr als 98 Prozent mit mindestens 2G versorgt, so die Verwaltung.

Das klingt besser, als es ist: „Der Funklochwert von 1,6 Prozent ist gemeinsam mit dem Rheinisch-Bergischen Kreis, hinter Höxter und Remscheid, der dritthöchste Wert in NRW“, heißt es nämlich weiter.

Dies sei aber bei Flächenkreisen mit relativ geringer Bevölkerungsdichte nachvollziehbar. Lediglich in einzelnen Waldgebieten halte kein Netzanbieter eine 2G-Abdeckung vor (Funkloch), so dass hier selbst ein Notruf nicht getätigt werden könne.

Nur Höxter und Remscheid sind in NRW noch schlechter ausgestattet

Jenseits der Funklöcher sind die Standards sehr unterschiedlich: Der hohe Standard 5G wurde für 17,7 Prozent des Kreisgebiets ermittelt, G4 für 73,9 und 2G für 6,8 Prozent.

Folgende Funklöcher wurden erkannt: Im Hellenthaler Höhengebiet sind die Bereiche südlich der Oleftalsperre im Grenzgebiet zu Belgien und zwischen Hollerath und Ramscheid betroffen.

In Euskirchen und Bad Münstereifel ist es südlich der Steinbachtalsperre im Bereich des Forsthauses Steinbach sowie des Forsthauses Hülloch schwierig bis unmöglich, Empfang zu bekommen. Als weitere kleinere Funkloch-Parzellen nennt die Vorlage den Bereich Ländchen (Gemeinde Hellenthal), südlich von Oberschömbach, sowie Nonnenbach (Gemeinde Blankenheim), wo aber ein neuer Funkmast genehmigt sei und sich in der Detailplanung befinde.

Schleiden: Auch westlich von Vogelsang herrscht Funkstille

Im Stadtgebiet Schleiden herrscht westlich von Vogelsang Funkstille. Hier würden zwei Funkmasten über die Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft (MIG) gefördert. Die MIG soll durch eine entsprechende Förderung sicherstellen, dass „weiße Flecken“ künftig von mindestens einem Netzbetreiber mit einer leistungsfähigen Sprach- und Datenübertragung in 4G abgedeckt werden.

„Dies gilt gerade in Regionen, in denen es für die Netzbetreiber keine Ausbauverpflichtungen gibt und ein eigenwirtschaftlicher Ausbau nicht rentabel ist“, erläutert die Verwaltung. Ebenfalls in Schleiden ist der Kermeter, nordwestlich von Wolfgarten, als Funkloch ermittelt worden. Dort, so der Kreis, seien zwei Anlagen geplant.

Die Autobahnen im Kreisgebiet werden laut Kreis von allen Netzbetreibern mit mindestens 4G versorgt. Telekom und Vodafone sendeten hier fast zu 100 Prozent bereits mit 5G. Die Bundesstraßen weisen demnach im 4G-Bereich eine Versorgung von rund 92 Prozent auf.

In Nettersheim und Blankenheim sind neue 5G-Standorte geplant

Die 5G-Versorgung liege hier im Durchschnitt der Netzbetreiber bei 50 Prozent. „Im nachgeordneten Straßennetz ist überall mindestens eine 2G-Versorgung gewährleistet, so dass Notrufe über jedes Endgerät möglich sind“, so die Verwaltung. Die 4G-Versorgung liege im Durchschnitt der Netzbetreiber bei rund 89 Prozent.

Die Schienenwege im Kreisgebiet werden laut Kreis aktuell von allen Netzbetreibern zu fast 100 Prozent mit 4G und zu 62 Prozent mit 5G versorgt. Neue Standorte für 5G seien in Planung, etwa in Nettersheim und Blankenheim.

Neue Sendeanlagen etwa in drei Jahren in Betrieb  

Bei einem Teil dieser Funklöcher seien bereits neue Sendeanlagen in Planung, teilt der Kreis mit. Doch Geduld ist offenkundig gefordert, denn weiter heißt es: „Bis zu einer Inbetriebnahme können jedoch noch bis drei Jahre vergehen.“ Dort, wo noch keine Planungen vorliegen, werde der Mobilfunkkoordinator des Kreises Euskirchen aktiv auf die Netzbetreiber und die Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft zugehen.

Die geplanten Messungen mit Müllfahrzeugen werden nun nicht mehr stattfinden, denn „aus Sicht der Verwaltung wird das Ziel des Antrags, die Mobilfunkabdeckung im Kreis zu erfassen, mit der Mobilfunkmesswoche und dem Mitwirken der Bürgerinnen und Bürger erreicht“. Es sei geplant, auf Kreisebene eine eigene Mobilfunkmesswoche noch in diesem Jahr zu initiieren, um weitere Messpunkte zu erhalten.


So spürten die Bürger im Kreis Euskirchen Funklöcher auf

In der Mobilfunkmesswoche wurden Nutzer aufgefordert, mit Hilfe der kostenlosen Funkloch-App der Bundesnetzagentur (BNetzA) an beliebigen Standorten die augenblickliche Netzverfügbarkeit ihres Mobilfunknetzes zu erfassen und so Funklöcher zu ermitteln.

In NRW wurden im Zeitraum der Messwoche 13.294.100 Messpunkte erfasst. Im Kreis Euskirchen nahmen laut der Kreisverwaltung 696 Nutzer teil; dabei wurden 289.997 Messpunkte erfasst. Eine ähnlich große Anzahl an Messungen sei vorher in einem Zeitraum von einem Jahr erreicht worden. „Dies zeigt, dass die Mobilfunkmesswoche NRW im Kreis Euskirchen sehr erfolgreich genutzt wurde“, teilt die Kreisverwaltung mit.

Durch die Messungen der App würden reale Netzverfügbarkeiten ermittelt, die mit den Netzverfügbarkeitsangaben der Netzbetreiber abgeglichen werden könnten. „Nicht selten stellt sich durch die realen Messungen heraus, dass die Angaben der Netzbetreiber nicht immer realistisch sind“, so die Verwaltung: „Auch bisher unbekannte Funklöcher konnten ermittelt werden.“

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