Lichterfahrt abgesagt: Organisator Peter Offermann kritisiert strenge Auflagen im Kreis Düren – Nachbarkreise fahren weiter.
„Wie ein Castor-Transport“Absage der Lichterfahrten in Heimbach und Nideggen sorgt für Unmut

Die Organisatoren der Lichterfahrt in Heimbach und Nideggen, hier ein Bild aus Euskirchen, haben kein Verständnis für die hohen Auflagen.
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Wenn Peter Offermann aus Nideggen über den Lichterzug in seiner Region spricht, gerät er in Rage. Denn gerade hat er die Veranstaltung, die er in den vergangenen Jahren organisiert und angemeldet hat, absagen müssen. Der Grund: nach seiner Einschätzung nicht umsetzbare Auflagen des Straßenverkehrsamtes, die eine Durchführung unmöglich machen würden. Besonders ärgert ihn der Blick in die Nachbarkreise – dort rollen die mit Lichterketten geschmückten Traktoren wie gewohnt durch die Ortschaften und bringen den Menschen in der dunklen Jahreszeit ein Stück Freude.
„Ein Funken Hoffnung“ – unter diesem Motto hatten sich Landwirte aus Nideggen und Heimbach im Jahr 2020 erstmals auf ihre blinkenden Traktoren gesetzt. Während des Corona-Lockdowns wollten sie mit ihrer Lichterfahrt Freude spenden und zugleich im Rahmen einer Demonstration auf die Anliegen der Landwirtschaft aufmerksam machen. „Damals sind Landwirte aus Bornheim nach Köln gefahren, um zu demonstrieren“, erinnert sich Offermann. „Eigentlich wollten wir uns anschließen, aber die weite Strecke war nicht zu schaffen. Also haben wir beschlossen, das Ganze bei uns selbst auf die Beine zu stellen.“
In anderen Regionen die Fahrt als Demonstration angemeldet
Der Versuch, dafür Genehmigungen von den Ordnungsämtern in Nideggen und Heimbach zu erhalten, sei zunächst gescheitert – trotzdem habe man 2021 wieder eine eigene Fahrt organisiert. Später habe Offermann erfahren, dass andere Regionen ihre Lichterzüge als Demonstrationen anmeldeten. Diesen Weg habe er ebenfalls versucht – jedoch ohne Erfolg: Die Kreispolizeibehörde Düren habe die Genehmigung verweigert.
Ende 2023 habe das Land NRW mit einem Erlass aus Düsseldorf ermöglicht, Lichterfahrten als Brauchtumsveranstaltungen zu genehmigen. „Damit änderte sich alles“, sagt Offermann. Denn als er 2024 erneut versuchte, die Fahrt als Demonstration anzumelden, sei dies mit Hinweis auf den neuen Erlass abgelehnt worden. „Also habe ich die Genehmigung beim Straßenverkehrsamt beantragt“, erklärt er.
Dort seien jedoch dieselben Auflagen formuliert worden, die nun zur Absage geführt hätten. So sei es untersagt gewesen, dass die Traktoren in einer Kolonne fahren. Zudem habe die Verfügung gelautet, dass außerhalb geschlossener Ortschaften die Lichterketten auszuschalten seien.
Da sollen wir hinter jeder Ortschaft anhalten, einmal um den Traktor gehen und alle Batterielichterketten ausschalten – um sie vor dem nächsten Ortsschild wieder einzuschalten.
„Da sollen wir hinter jeder Ortschaft anhalten, einmal um den Traktor gehen und alle Batterielichterketten ausschalten – um sie vor dem nächsten Ortsschild wieder einzuschalten“, schildert Offermann die aus seiner Sicht absurde Praxis: „Das ist schlicht nicht durchführbar.“
Im vergangenen Jahr hätten die Landwirte diese Auflagen ignoriert. Die Polizei habe die Fahrt mit einem Wagen vorne und einem hinten begleitet, „und alles ist reibungslos verlaufen“, betont Offermann. Doch nachdem Mitarbeiter des Straßenverkehrsamts im Internet ein Video der beleuchteten Kolonne gesehen hätten, sei nun angekündigt worden, die Einhaltung der Auflagen künftig mit Streifen zu überwachen und bei Verstößen Bußgelder zu verhängen. „Für mich als Antragsteller wäre das ein hohes Risiko“, sagt er.
Organisator hält Vorgaben für überzogen
Offermann hält viele der Vorgaben für überzogen. „Die kleinen Lichter blenden niemanden – die Scheinwerfer der Traktoren sind viel heller“, sagt er. Auch die Anweisung, keine Anbauten an den Fahrzeugen zu verwenden, sorgt bei ihm für Unverständnis: „Ich darf nicht einmal ein Rohr an die Anhängerkupplung stecken, um einen Weihnachtsbaum hineinzusetzen.“
Wenn man Videos anderer Lichterfahrten sehe, werde deutlich, dass es in Nachbarkreisen anders gehandhabt werde. „In Euskirchen sind die Fahrten genehmigt – bei uns werden die Auflagen immer strenger“, kritisiert der Landwirt. Bereits im vergangenen Jahr hätten alle Teilnehmenden Versicherungsnachweise vorlegen müssen. In diesem Jahr sollten diese schon im Vorfeld beim Straßenverkehrsamt eingereicht werden.
Ich komme mir vor, als würde ich einen Castor-Transport beantragen.
„Warum? Wenn ein Unfall passiert, ist der Verursacher verantwortlich – nicht die Behörde“, argumentiert Offermann: „Ich komme mir vor, als würde ich einen Castor-Transport beantragen.“ Mittlerweile dauere eine Genehmigung nicht Stunden, sondern Tage.
Während andernorts bis zu 180 festlich geschmückte Traktoren unterwegs seien, müsse man im Kreis Düren die Lampen ausschalten. „Warum entscheidet die Polizei Düren anders als die Polizei Euskirchen, die die Fahrten als Demonstrationen genehmigt hat?“, fragt Offermann: „Wo wir fahren, bleibt kein Müll, aber die Leute sind glücklich, wenn wir da gewesen sind.“ Landrat Ralf Nolten zeigte sich auf Nachfrage überrascht: „Ich habe von den Problemen erst erfahren, als mir am Freitagnachmittag von der Absage berichtet wurde.“
In dieser Situation sei es nicht einfach, noch Einfluss auf das Verfahren zu nehmen. Nolten bat die Organisatoren jedoch, im kommenden Jahr frühzeitig das Gespräch mit der Kreisverwaltung zu suchen, um eine Lösung zu finden. Die Kreisverwaltung Düren teilte mit, dass sie die Anfrage dieser Zeitung angesichts der detaillierten Fragen nicht kurzfristig beantworten könne.

