Feuerwehren aus dem Kreis Euskirchen im EinsatzSo ist die Lage durch den Brand im Hohen Venn

Lesezeit 4 Minuten
Mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften waren die belgische und deutsche Feuerwehr gemeinsam im Venn unterwegs, um einen Oberflächenbrand zu löschen. Am Vormittag flammte das Feuer wieder auf

Mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften waren die belgische und deutsche Feuerwehr gemeinsam im Venn unterwegs, um einen Oberflächenbrand zu löschen. Am Vormittag flammte das Feuer wieder auf

Im Hohen Venn an der deutsch-belgischen Grenze brennt seit Montagabend vertrocknetes Gras im Hochmoor.

Die Luft riecht nach Rauch, auf dem verbrannten Boden hat sich eine dünne Ascheschicht angesammelt. Immer wieder bricht Grün durch die schwarzgrauen Reste des verbrannten Pfeifengrases, das bei dem Flächenbrand im Hohen Venn Feuer gefangen hat.

Nach Angaben der Einsatzleitung sind bislang mehr als 170 Hektar betroffen. Der Boden ist nass, immer wieder sinkt der Fuß in eine schlammige Pfütze.

Brand im Hohen Venn an Pfingstmontag gegen 17.30 Uhr entdeckt

Diese Nässe ist ein Vorteil, dadurch kann das Feuer nicht tief ins Moor eindringen. Ein Bächlein plätschert zwischen den knorrigen Eichen, Trittsteine ermöglichen den Übergang. Hier sei es gewesen, sagt ein belgischer Feuerwehrmann: Hier haben sie zuerst gelöscht.

Um 17.30 Uhr haben die Feuerwehrleute am Montag den Kampf gegen das Feuer nordöstlich von Mützenich aufgenommen, der am Dienstagabend immer noch andauerte.

Auch Feuerwehrleute aus dem Kreis Euskirchen im Einsatz

Etwa 200 Feuerwehrleute sind seit dem späten Pfingstmontag im Hohen Venn im Einsatz – darunter auch Einsatzkräfte aus Euskirchen, Nöthen und Gemünd. Sie sind in der Nacht zum Dienstag um 3 Uhr von der Leitstelle alarmiert worden. Der Grund: Die Löschwasserversorgung im Hohen Venn gestaltet sich schwierig. Deswegen machen sich die Besatzungen der drei Tanklöschfahrzeuge aus dem Kreis auf den Weg über die Grenze.

„Damit wird das Feuer wahrscheinlich nicht direkt bekämpft“, sagt Kreisbrandmeister Peter Jonas: „Es wird versucht, Wasserschneisen zu schlagen, um das Feuer einzugrenzen.“ Angefordert hat die Hilfe aus dem Kreis Euskirchen nach Angaben des Kreisbrandmeisters die Städteregion Aachen. Die wiederum ist von der Leitstelle Lüttich um Unterstützung gebeten worden.

„Es gibt eine Behördenpartnerschaft zwischen Belgien, den Niederlanden und Deutschland. Das ist eine Partnerschaft rund um Brandschutz, Katastrophenschutz und Krisenmanagement“, erklärt Jonas. Diese internationale Zusammenarbeit sei nichts Außergewöhnliches: „Wenn es im Nationalpark brennt, kann es auch sein, dass wir die Unterstützung der Kollegen aus Holland oder Belgien benötigen.“

In diesem Fall ist die Hilfe in Belgien nötig – und sie ist so intensiv, dass im Laufe des Dienstagnachmittags das Personal ausgetauscht wird, so Jonas.

Hubschrauber holen sich Wasser aus Pools

„Da drüben brennt nichts mehr“, sagt einer der Männer, die müde an ihrem Einsatzfahrzeug lehnen. Die ganze Nacht haben sie gegen die Flammen gekämpft, Schneisen geschlagen, Wasser kilometerweit in die wilde Natur des Hohen Venns transportiert.

Doch jetzt steigt am Horizont wieder Rauch hoch. Ein Feuerwehrmann kommt durch das Moor gestapft und drängt zum Aufbruch. Der Brand sei wieder aufgeflammt, da und dort, so zeigt er. Die Rauchfahnen, die in der ohnehin dunstigen Luft nach oben steigen, sind noch kaum zu sehen. Zu dieser Jahreszeit ist die Oberfläche des Hohen Venns knochentrocken.

Wanderer könnten Feuer im Hohen Venn entzündet haben

Das frische Gras auf dem Moor ist noch nicht richtig ausgetrieben, das alte, vertrocknete Gras brennt da wie Zunder. Waren es Wanderer, die hier, etwa 300 Meter vom nächsten Weg entfernt, ein Feuer angezündet haben?

René Dahmen, Leiter des Forstamts Elsenborn, geht davon aus. „Es gibt zwei Gründe für Vennbrände“, sagt er. Der eine sei ein Blitzeinschlag, aber ein Gewitter habe es nicht gegeben. Der andere seien Menschen, die ein Feuer, beispielsweise zum Grillen, entzünden, es nicht richtig löschen und nicht bemerken, wie die Flammen sich ausbreiten.

Eine ökologische Katastrophe wie bei dem Vennbrand 2011, als rund 1000 Hektar in Flammen standen, sei dieser Brand bislang nicht: Die wertvollen Lebensräume seien nass. Daher ist ein Moorbrand wie vor zwölf Jahren nach Einschätzung der Einsatzleitung nicht zu erwarten. Nun brennen Heide und Pfeifengras. Doch schlimm genug: Derzeit brüten laut Dahmen viele Vögel am Boden.

Im Laufe des Dienstags sind in dem schwer zugänglichen Gebiet auch zwei Löschhubschrauber und Kettenfahrzeuge eingesetzt worden. Die Hubschrauber holen sich das Wasser aber nicht in der Talsperre bei Eupen. Der Weg ist zu weit. Es werden sogenannte Bambi Buckets aufgebaut. Das sind Löschwasser-Außenlastbehälter für Hubschrauber, die etwa 1000 Liter Wasser fassen. Befüllt werden sie aus portablen Pools.

Wind wird für Feuerwehren zur Herausforderung

Immer wieder steuern die Piloten die orangen Wasserbehälter an, die in der Landschaft gut zu erkennen sind. Dann geht es mit dem Löschwasser in Richtung Brandstellen, um eine Ausdehnung des Feuers von der Gras- und Moorlandschaft auf den Hochwald zu verhindern.

„Unsere Aufgabe besteht darin, im Bereich zwischen dem Grasfeuer und dem Baumbestand, der größtenteils aus Fichten besteht, eine Brandschneise zu sichern“, sagt Thomas Sprank, Kreisbrandmeister der Städteregion Aachen: „Uns kommt dabei ein geteerter Weg zugute. Entlang dieses Weges befeuchten wir massiv den Boden, um dadurch den Brandfortlauf zu verhindern.“

Am Nachmittag hat sich die Lage wieder verschärft, als der Wind dreht und das Feuer droht, weitere Bereiche zu erreichen. Das Gebiet zwischen Mützenich, Eupen, Raeren und Roetgen wurde von den Behörden als Gefahrengebiet ausgerufen und soll von Wanderern gemieden werden, betont die Stadtverwaltung Eupen. Wann der Einsatz zu Ende ist, ist nicht abzusehen.

KStA abonnieren