Dramatische ZunahmeBeschäftigte im Kreis Euskirchen und Umgebung werden häufiger krank

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Das Bild zeigt das Formular einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung

Die Krankmeldungen haben im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitrum stark zugenommen.

Vor allem bei jungen Menschen in der Region steigen die Fehlzeiten extrem. Das verschärft die Personalengpässe.

Die Krankenstände in der Region nehmen erheblich zu. Wie die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK) in ihrem aktuellen Gesundheitsreport mitteilt, hatten die Beschäftigten in Aachen, im Rhein-Erft-Kreis sowie in den Kreisen Düren und Euskirchen im ersten Halbjahr 2023 26 Prozent mehr Fehltage als im ersten Halbjahr 2022.

Bereits in den ersten sechs Monaten dieses Jahres war mehr als die Hälfte der Beschäftigten (53,1 Prozent) mindestens einmal krankgeschrieben, ein Wert, der gewöhnlich erst nach Ende eines Jahres ermittelt werde, so die DAK-Gesundheit. Mit 5,9 Prozent (2022: 4,7 Prozent) lag der Krankenstand in der Region höher als in ganz Nordrhein-Westfalen mit 5,7 (2022: 4,3) Prozent.

Krankenkasse zählt vor allem Zuwachs bei Atemwegserkrankungen

„Ein Krankenstand von 5,9 Prozent bedeutet immerhin, dass von 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an jedem Tag von Januar bis Juni insgesamt 59 krankgeschrieben waren“, erläutert Holger Lowack, Leiter der DAK-Gesundheit in Euskirchen. Die Folge seien weitere Personalengpässe, die wiederum die Situation der Beschäftigten verschärfe.

An erster Stelle standen laut DAK Atemwegserkrankungen wie Erkältungen und Bronchitis. Hier stieg die Zahl der Fehltage um 87 Prozent von 121 auf 227 je 100 Beschäftigte.  „Viele Fehltage verursachten auch psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angstzustände. Hier erhöhte sich der Arbeitsausfall um 20 Prozent“, so die DAK in ihrer Mitteilung.

Ein Krankenstand von 5,9 Prozent bedeutet immerhin, dass von 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an jedem Tag von Januar bis Juni insgesamt 59 krankgeschrieben waren.
Holger Lowack, Leiter der DAK-Gesundheit in Euskirchen

Aufgrund von Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems wie etwa Rückenschmerzen seien DAK-versicherte Beschäftigte im ersten Halbjahr ebenfalls häufig krankgeschrieben worden (162 Fehltage je 100 Beschäftigte). Das Plus betrug hier 13 Prozent. Rückläufig waren dagegen die Fehlzeiten durch Corona: Sie sanken um 14 Prozent von 47 auf rund 41 Fehltage je 100 Beschäftigte.

Die Krankheitsfälle bei jungen Menschen in der Region haben sich fast verdoppelt

Vor allem bei jungen Leuten nähmen die Fehltage aufgrund von Erkrankungen stark zu. So verzeichnet die DAK bei den bis 30-Jährigen fast doppelt so viele Krankschreibungen (plus 96 Prozent) in den ersten sechs Monaten 2023 als im Vorjahreszeitraum.

„Auf 100 Beschäftigte kamen in dieser Altersgruppe insgesamt 140 Krankschreibungsfälle. Bei den über 50-Jährigen waren es mit 88 Fällen je 100 Beschäftigte wesentlich weniger“, ist dem DAK-Report zu entnehmen. Allerdings seien ältere Erwerbstätige dafür eher von langwierigen Erkrankungen betroffen wie etwa Bandscheibenvorfällen oder schweren Depressionen. Das führe zwar zu weniger Fällen, aber zu insgesamt mehr Fehltagen.

47 Prozent der Beschäftigten erleben regelmäßig Personalmangel in ihrem Arbeitsumfeld. Das geht aus einer Sonderanalyse der DAK mit dem IGES Institut in Berlin über die Auswirkungen von Personalmangel auf den Krankenstand hervor, die dafür eine repräsentative Forsa-Befragung in Auftrag gegeben haben.

Personalmangel führt zu hohem Druck und Verzicht auf Pausen

Das führe zu starkem Leistungs- und Termindruck, zu Überstunden und zu einem Verzicht auf Pausen. In der Folge berichten die Betroffenen laut DAK von allgemeiner Erschöpfung (57 Prozent), Schlafstörungen (39 Prozent) und Kopfschmerzen (26 Prozent). Sie geben demnach solche Beschwerden wesentlich häufiger an als Beschäftigte ohne Personalnot.

„Wir müssen die Situation von Menschen, die unter Personalmangel arbeiten, besonders im Blick behalten. Es zeichnet sich schon jetzt ab, dass sich die damit verbundenen Belastungen auf den Krankenstand auswirken“, sagt Holger Lowack.

Firmen und Betriebe in Aachen, Erftkreis, Kreis Düren und Euskirchen sollten auch im eigenen Interesse verstärkt auf den Gesundheitsschutz ihrer Mitarbeitenden achten und weitere Ressourcen ins betriebliche Gesundheitsmanagement investieren, so Lowack: „Unsere Kasse hilft Unternehmen dabei, die Gesundheit der Beschäftigten zu erhalten und zu stärken.“

Die DAK-Gesundheit ist nach eigenen Angaben eine der größten gesetzlichen Krankenkassen Deutschlands. Sie habe rund eine Million Versicherte in NRW, davon 15.000 im Kreis Euskirchen.

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