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Kirchen-JubiläumZahlreiche Schäden an St. Clemens trüben die Feierlaune in Heimbach

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Das Bild zeigt die durch den Glockenturm verbundenen Kirchen von Heimbach.

Heimbach hat gleich zwei große Kirchen: St. Clemens (r.), die in diesem Jahr das 300-jährige Bestehen feiert, und die 1976 erbaute Salvator-Wallfahrtskirche links daneben.

Die Pfarrkirche in Heimbach wird 300 Jahre alt. Es stehen zahlreiche Sanierungen an, in die eine siebenstellige Summe investiert werden muss.

Die Heimbacher Pfarrkirche St. Clemens wird in diesem Jahr 300 Jahre alt. Jedoch ist den Verantwortlichen derzeit nicht zum Feiern zumute: An dem Gotteshaus stehen kostspielige Sanierungen an.

„Die hier ist romanisch, die daneben nicht.“ Peter Cremer, Mitglied im Vorstand des Pfarrgemeinderates von St. Clemens und Vorsitzender des Geschichtsvereins, deutet auf die Basis zweier Säulen, die das Vordach der Orgelempore tragen. Man muss schon wissen, was er meint, denn erkennbar sind Unterschiede auf Anhieb nicht. Das „Original“ aber weist auf den erhaltenen Rest des romanischen Vorgängerbaus der heutigen Barockkirche am Südhang des Eichelbergs hin.

Ein Großbrand im Jahr 1687 zerstörte die gotische Kirche in Heimbach

An dessen Stelle wurde, offenbar weil er baufällig geworden war, 1476 ein spätgotischer Kirchenbau errichtet. Dieser wurde 1480 fertiggestellt und bei einem großen Brand im Jahr 1687 zerstört. Aus dem Jahr 1725 datiert die heutige barocke, einschiffige Hallenkirche – St. Clemens III., wenn man so will.

Für Cremer wie die Pfarrgemeinde um Pfarrer Kurt-Josef Wecker ist das natürlich ein schöner Anlass. Dennoch trüben die vor einiger Zeit festgestellten Schäden im Inneren von St. Clemens die Feierlaune. Der Handlungsbedarf ist groß. Da wäre vor allem der barocke Hochaltar, in dessen Mitte eine Kopie der Kreuzabnahme von Peter Paul Rubens in der Antwerpener Liebfrauenkathedrale ist.

Das Bild zeigt das Innere der Pfarrkirche St. Clemens in Heimbach.

Blick in das Innere der Pfarrkirche: Vor allem der barocke Hochaltar, der vom Holzwurm befallen ist, bereitet Sorgen.

Die Postkarte aus dem Jahr 1904 zeigt das Foto eines Gottesdienstes in Heimbach.

Eine Fotopostkarte von 1904: Der Andrang der Gläubigen zum Gnadenbild war damals groß.

Das Werk von Pieter Soutmann ist das größte Gemälde im Gotteshaus. Es hat alle Zeitläufe unbeschadet überstanden, doch im bemalten Holz des Altars selbst steckt der Holzwurm. Das habe man, so Cremer, leider mittlerweile schriftlich. Jedoch sei noch unklar, ob auch die beiden seitlichen Reliquienaltäre und die Verkündigungskanzel befallen seien.

Um den Schaden zu beheben, sei die Pfarrgemeinde auf Unterstützung etwa durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und vor allem das Bistum Aachen angewiesen, in dessen Immobilienerhaltungsverzeichnis St. Clemens nach Cremers Angaben gelistet ist. „Schätzungsweise 20 Prozent der Kosten bleiben als Eigenleistung bei uns hängen“, so Cremers Befürchtung. Man werde angesichts der angespannten Haushaltslage der Pfarrgemeinde nicht an einer großangelegten Spendenaktion vorbeikommen.

In der Orgel ist immer noch ein Schaden durch Weltkriegsbomben

Doch es kommt noch mehr dazu: Die 1968 eingebaute, elektrische Fußbodenheizung im Gotteshaus ist defekt und muss repariert werden. Noch wichtiger: Die Kirche braucht innen wie außen einen neuen Anstrich. Zudem findet sich an der wertvollen Dautzenberg-Orgel von 1879 immer noch ein Kriegsschaden: Bei der Bombardierung Heimbachs am 26. März 1945 wurde auch St. Clemens in Mitleidenschaft gezogen.

Die Schäden sind schon lange behoben – bis auf einen Splittereintrag in der Orgel. Alles in allem seien dies Aufgaben für einige Jahre – und mit Kosten verbunden, die wohl in den siebenstelligen Bereich hineinreichen. Das alles für Heimbachs Pfarrkirche, ein originaler Barockbau, ohne die oft üblichen späteren An- oder Umbauten.

Zwei große Altäre waren schlicht zu viel für eine Kirche

Die 1977 auf Betreiben des damaligen Pfarrers Joseph Olivier erbaute Salvator-Wallfahrtkirche ist ein eigenes Gebäude, wenn auch an die Pfarrkirche angesetzt. Verbunden sind die Gebäude mit einem Durchgang. Seit dem Bau steht in der Salvator-Kirche der wertvolle Antwerpener Schnitzaltar mit dem Heimbacher Gnadenbild. Beides wurde 1804 nach der Auflösung des Klosters Mariawald nach Heimbach gebracht und fand zunächst in St. Clemens seitlich des Hochaltars seinen Platz. Heute steht dort die Statue des Kirchenpatrons.

100 Jahre später zeigt eine alte Postkarte von 1904, wie groß der Andrang der Gläubigen zum Gnadenbild in St. Clemens war – und dass zwei große Altäre nebeneinander schlicht übermöbliert wirken.

Pfarrer Joseph Olivier hatte Mitte der 1970er-Jahre mit statischen Problemen an St. Clemens zu tun. Der Druck des Dachs führte zu seitlichen Ausweichbewegungen der Kirchenwände, die sich durch Risse zeigten. Also wurden die Wände durch das Einziehen von Stahlankern über dem Gewölbe fixiert.

Das berühmte Gnadenbild zog in die 1977 erbaute Salvator-Kirche um

Doch dann ging es um den Bau einer neuen Wallfahrtskirche für den Schnitzaltar und das Gnadenbild. Denn die 1956 erbaute Kapelle vor dem Gotteshaus hatte sich schnell als ungeeignet erwiesen: Ihre komplett verglaste Vorderseite führte im Sommer zu erheblichem Hitzestau, weshalb Altar und Bild schon bald wieder entfernt werden mussten. Heute ist in der Kapelle das Pilgercafé zur Wallfahrtsoktav.

1977 wurde die neue Salvator-Wallfahrtkirche eröffnet, in der Altar und Bild seitdem ihr neues Zuhause haben. Dort finden zur Wallfahrtsoktav auch große Pilgergottesdienste statt. Wenn man so will, hat Heimbach sich so zwei große Kirchen geschaffen, die aber, wenn es um den baulichen Zustand geht, in einem gewissen Konkurrenzverhältnis stehen. Und das in Zeiten knapper Kassen.

Im Gotteshaus von 1725 hat der Geschichtsverein unter Peter Cremers Leitung drei Stellwände aufgestellt, auf denen man die Eckdaten der Historie nachlesen kann. Erzählt wird hier unter anderem auch von einem Geschehnis im Januar 1994. Damals gerieten die Kerzen an der großen Krippe in St. Clemens in Brand, die komplette Krippe brannte ab. Danach waren aufgrund der starken Verrußung umfangreiche Restaurierungen am Hauptaltar, den beiden Seitenaltären, an der Kreuzabnahme und allen Figuren im Hochaltar nötig.

Schäden, Sanierungen und Restaurierungen finden sich also zahlreich in der 300-jährigen Geschichte von St. Clemens. Für die Heimbacher war es immer ein Anliegen, ihr Gotteshaus zu pflegen und instandzuhalten. Nun steht erneut ein Kraftakt bevor. In den kommenden Jahren sind Solidarität und Finanzhilfe von vielen Seiten wohl erneut gefragt.


Festschrift und Programm

Zum 300-jährigen Bestehen ist die Schrift „Eine kleine Geschichte der Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Clemens zu Heimbach“ von Peter Cremer erschienen. Die Gedenkschrift ist zum Preis von fünf Euro beim Geschichtsverein erhältlich per E-Mail unter geschichtsverein-heimbach@t-online.de. Die Einnahmen sollen in die notwendigen Sanierungsarbeiten an und in der Kirche fließen.

Das Festprogramm beginnt am 9. September, dem Tag der Weihe der Kirche vor 300 Jahren, um 18 Uhr mit einer Heiligen Messe. Es folgen Veranstaltungen bis in den November hinein. Unter anderem geplant ist für Samstag, 13. September, ein Konzert an der Dautzenberg-Orgel und für Sonntag, 14. September, das Hochamt zum Kirchenjubiläum mit anschließendem Empfang auf dem Kirchenvorplatz. Am Samstag, 20. September, soll es eine Lichterprozession geben, am Samstag, 15. November, ein Jubiläumskonzert des Kirchenchores mit Solisten und Orchester.