TrockenheitErste Kommune im Kreis Euskirchen ruft zu umsichtigem Umgang mit Wasser auf

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Pferde stehen auf einer ausgetrockneten Weide, eines trinkt aus dem Veybach.

Der Veybach im Bereich der Alten Tuchfabrik in Euskirchen ist renaturiert worden. Trotz des trocken Junis führt er noch recht viel Wasser.

Auch wenn die Trinkwasserreservoires im Kreis Euskirchen voll sind, bereitet die anhaltende Trockenheit Sorge - etwa der Feuerwehr.

Trocken ist es. Der letzte nennenswerte Regen ist vor ziemlich genau einem Monat gefallen. Laut Wetterexperte Karl-Josef-Linden ist auch noch kein Regen in Sicht. Die Stadt Bad Münstereifel ruft bereits jetzt zum umsichtigen Umgang mit Wasser auf – obwohl die Wasserverbände noch entspannt sind. Das ist eigentlich auch Kreisbrandmeister Peter Jonas, der dennoch vor der stetig steigenden Waldbrandgefahr warnt.

Das sagen die Wasserverbände zur Trockenheit im Kreis Euskirchen

Dr. Arno Lehmkühler, Betriebsleiter des Wasserverbands Oleftal, sieht für die Trinkwasserversorgung im Sommer keine Probleme: „Wir hatten ein sehr nasses Frühjahr – bis inklusive April.“ Dadurch habe die Oleftalsperre einen Füllungsgrad, der etwas höher ist als in den Vorjahren. Selbst in einem sehr trockenen Sommer könne der „sommerliche Spitzenbedarf“, der etwa durch häufiges Duschen oder das Aufstellen eines Pools entstehe, gedeckt werden.

Auch Bernd Bucher, Vorstand des Erftverbands, fürchtet im Bezug auf die Trinkwasserversorgung aktuell keine Knappheit. Grundsätzlich werde das Grundwasser über das Winterhalbjahr aufgefüllt. Das sei der Zeitraum, in dem die Wasservorräte im Boden und in den Talsperren aufgefüllt werden. In diesen Monaten komme es auch nicht zu einer hohen Verdunstung.

Wir hatten ein sehr nasses Frühjahr - bis inklusive April.
Dr, Arno Lehmkühler, Wasserverband Oleftal

Von Mai bis Oktober werden diese Vorräte dann aufgebraucht – sowohl die Grundwasser- als auch die Talsperrenvorräte. „Und im vergangenen Winter hatten wir mittlere Niederschläge“, sagt Bucher. Es sei ein warmer Winter gewesen, die Grundwasserstände seien etwas gestiegen. Auf niedrigen Niveau lägen sie aber trotzdem immer noch. Das Thema des ausfallenden Regens sei derzeit noch eher ein Thema für Forst- und Landwirtschaft.

Bei der Speicherung des Grundwassers gebe es Unterschiede. So sei die niederrheinische Bucht etwa voller Kies und Sand, die Poren seien dort mit Wasser gefüllt. Probleme gebe es, wenn der Untergrund aus Festgestein besteht, wie das etwa in Bad Münstereifel oder auch im Raum Nettersheim der Fall sei. Dort sammele sich das Wasser ausschließlich in Spalten und Klüften. Deswegen ist in Festgesteingebieten der Wasserspeicher deutlich geringer. Diese Gebiete seien deutlich anfälliger für heftige Trockenphasen. Dass einzelne Bäche – beispielsweise der Mitbach in Euskirchen – trockenfallen, sei im Sommer völlig normal.

Warum Bad Münstereifel wegen des Regenmangels so vorsichtig ist

Die Folgen der Trockenheit haben der Stadt Bad Münstereifel bereits zu schaffen gemacht. Zwei kleinere Flächenbrände mussten von der Feuerwehr gelöscht werden. Bei einem Feuer zwischen Esch und Hardtbrücke verhinderten nach Angaben der Stadtverwaltung aufmerksame Autofahrer, dass sich die Flammen weiter ausbreiten konnten.

Sie bekämpften das Feuer mit Mineralwasser und einer Decke. Im Steinbruch Eschweilertal brannte es laut Stadt auf einer Fläche von 350 Quadratmetern. Die Löschgruppen Nöthen, Eschweiler und Bad Münstereifel hatten aber auch dort das Feuer schnell unter Kontrolle. Ähnlich wie gesamten Kreis steigt die Waldbrandgefahr in Bad Münstereifel von Tag zu Tag. Aktuell liegt der Index nach Angaben der Verwaltung bei drei von fünf.

Die Stadt Bad Münstereifel weist die Bürger auf einen umsichtigen Umgang mit Wasser hin, da die Ressourcen des Trinkwasserversorgungssystems begrenzt seien. Im schlimmsten Fall könne es sogar zu einer Unterbrechung der Wasserversorgung kommen, berichtet die Stadt in einer Pressemitteilung. Ein Aspekt sei zudem, dass das Löschwasser der Feuerwehr in den Wasserspeichern vorgehalten wird. Bei einem übermäßigen privaten Gebrauch in Trockenphasen könnte auch das zu Problemen führen.

Waldbrände? So schätzt der Feuerwehrchef die Gefahr ein

Nach Angaben von Kreisbrandmeister Peter Jonas liegt der Waldbrandgefahren-Index auf einer Skala von 1 bis 5 bei 3. Nach derzeitigem Erkenntnisstand werde die Waldbrandgefahr nicht steigen. Anders sieht es laut Jonas beim Grasland-Feuerindex aus. Der liegt im Kreis bei 4 von 5. Die Gefahr von Flächenbränden ist damit deutlich erhöht. „Das kann Auswirkungen haben. Beispielsweise kann das Abbrennen von Feuerwerk untersagt werden“, so der Kreisbrandmeister.

Bei Stufe 5 könnte es Waldbrandkontrollfahrten geben. Oder die Bezirksregierung ordnet nach Rücksprache mit dem Land Waldbrandkontrollflüge an. Der Kreis hat auch die Möglichkeit, eine Drohne einzusetzen, um mögliche Brände aus der Luft ausfindig zu machen. Jonas weist darauf hin, dass das Entzünden von Feuer, etwa in  Grills oder Feuerschalen, innerhalb des Waldes sowie außerhalb bis zu 100 Metern zum Waldrand per Landesforstgesetz generell verboten sei. Auch eine achtlos aus dem Auto geworfene Zigarette könne bei diesen Witterungsbedingungen schon große Folgen haben.

„Aktuell läuft die Trinkwasserversorgung im Versorgungsgebiet des WES normal“, sagt Ilona Schäfer, Pressesprecherin der e-regio: „Wir haben derzeit aufgrund der Temperaturen und der Trockenheit eine erwartungsgemäß etwas höhere Abnahmemenge als sonst. Ein Engpass zeichnet sich dadurch jedoch nicht ab.“ Auch die Versorgung mit Brauchwasser laufe normal, ein Mangel sei nicht absehbar.


Das sagt der Wetterexperte Karl-Josef Linden zur Trockenheit

Karl-Josef Linden betreibt die Meteomedia-Wetterstation in Sinzenich. Der Wetterexperte hat auf Anfrage dieser Redaktion in seine aktuellen Aufzeichnungen geschaut und sie mit Wetterdaten aus der Vergangenheit verglichen. Dabei ist herausgekommen, dass der Juni und der Sommer 2023 das Potenzial haben, den einen oder anderen Wetterrekord zu brechen.

Seit dem 16. Mai ist nach Angaben Lindens kein nennenswerter Niederschlag im Kreis Euskirchen gefallen – genauer gesagt ist nur an der Steinbachtalsperre ein bisschen Regen vom Himmel gekommen. „Dort hat es während eines kleinen Gewitters sechs Liter pro Quadratmeter geregnet. Ansonsten ist im Kreis seit einem Monat kein Regen gefallen“, sagt Linden: „Das ist extrem.“

Das Bild zeigt den ausgetrockneten Mitbach in Euskirchen.

Der Mitbach in Euskirchen ist trockengefallen. Das ist für die Sommermonate nichts ungewöhnliches.

Und Regen sei auch nicht in Sicht, sagt der Sinzenicher. Lediglich am kommenden Dienstag, 20. Juni, könnte es vielleicht ein wenig gewittern. Aber auch das ist noch fraglich.

Wir werden 25 bis 30 Grad haben, dazu recht kühle Nächte. Das ist eigentlich perfektes Sommerwetter.
Karl-Josef Linden, Wetterexperte

Die Prognose sieht laut Linden bis Ende des Monats schönstes Sommerwetter vor, auch wenn die Zahl der Sonnenstunden in der kommenden Woche ein wenig zurückgehen könnte. „Wir werden 25 bis 30 Grad haben, dazu recht kühle Nächte. Das ist eigentlich perfektes Sommerwetter“, so Linden. Weil die Nächte noch kühl und nicht tropisch seien, beträgt die Durchschnittstemperatur aktuell 18,5 Grad. Der wärmste Juni im Schnitt war   2003 mit 20 Grad.

In Schöneseiffen sind seit dem 16. Mai 360 Sonnenstunden gezählt worden – für den Zeitraum von vier Wochen sei dies ein Rekordwert. „Das ist unglaublich“, so Linden. Bisher stand der Höchstwert bei 223 Stunden im Juni 2019.

Der Rekord für die längste Zeit ohne Niederschlag liegt im Kreis Euskirchen laut Linden bei 69 Tagen – vom 25. August bis 19. Oktober 1959 hat es keinerlei Niederschlag gegeben.

Linden rechnet damit, dass uns der Sommer auch im Juli und August erhalten bleibt. „Natürlich besteht die Möglichkeit, dass der Frühsommer ab dem Siebenschläfer Anfang Juli abrupt endet, aber die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass damit nicht zu rechnen ist“, so der Wetterexperte. (tom)

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