Der Wiedereinstieg in den Beruf nach längerer Pause ist für Mütter nicht immer leicht. Eine Jobbörse im Kreis Euskirchen hilft – mit Erfolg.
„Wer wird Mamas Chef*in?“Die erfolgreiche Jobbörse im Kreis Euskirchen findet wieder statt

Glücklich in ihrem neuen Job: Anne Bergheim.
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Anne Bergheim sitzt an ihrem Schreibtisch und notiert sich etwas. Es ist kurz nach 14 Uhr und eigentlich hat Bergheim schon Feierabend, aber die 35-Jährige will noch ein paar Dinge abarbeiten. Dass sie heute als stellvertretende Wohnstätten-Leitung bei der Lebenshilfe in Kall arbeitet, hätte sie sich vor gut einem Jahr noch nicht vorstellen können, berichtet die 35-Jährige.
Gefunden hat sie die Stelle über die Jobbörse „Wer wird Mamas Chef*in?“, die in diesem Jahr zum fünften Mal im Kreis Euskirchen stattfindet. Die Idee: arbeitssuchende Mütter mit regionalen und vor allem familienfreundlichen Arbeitgebern zusammenzubringen. Ein Konzept, das bei Bergheim voll aufgegangen ist.
Nach langer Elternzeit-Pause war die Mechernicherin zunächst ideenlos
Die 35-Jährige ist studierte Kulturpädagogin. „Das ist so alles und nichts“, beschreibt sie es und lacht. Im Grunde sei die Kulturpädagogik eng verwandt mit der sozialen Arbeit. Bergheim hat einige Zeit als Betreuungsfachkraft in der Altenpflege gearbeitet, dann wurde sie schwanger. 2019 habe sie ihren alten Job in Elternzeit gekündigt. „Weil ich Vollzeit im Schichtbetrieb gearbeitet habe und das so nicht mehr wollte“, erklärt sie. Es folgten fünf Jahre unbezahlte Care-Arbeit, in denen sie sich zunächst um das eine, dann auch um ein zweites Kind und den Haushalt kümmerte.
Als dann aber beide Kinder gut in der Kita angekommen seien, habe sie sich wieder einen Job gewünscht. „Ich war nicht so richtig glücklich nur mit Haushalt“, sagt sie. Nur was? Sie habe sich in Stellenbörsen umgesehen, doch sei sie ziemlich ideenlos gewesen. „Deshalb fand ich die Messe so toll“, berichtet sie. Da habe sie sich einfach einmal umschauen können. Den Tipp habe sie im Kindergarten bekommen.
Auf Jobbörse „Wer wird Mamas Chef*in?“ hat sie den Traumjob gefunden
Zwei Stunden habe sie auf der Jobbörse verbracht, ein paar interessante Angebote gesehen und dann am letzten Stand: der Glücksgriff. Die Lebenshilfe habe noch händeringend nach einer Elternzeitvertretung gesucht. Ein Büro-Job ohne Schichtdienst und Wochenendarbeiten. Bergheim war sofort angetan – und die Lebenshilfe auch: „Die Messe war Mitte April und am 1. Juni hatte ich den Arbeitsvertrag“, berichtet sie.
Die Obergartzemerin ist ziemlich begeistert von ihrer neuen Stelle und ihrem neuen Arbeitgeber. Obwohl dies eigentlich eine Vollzeitstelle sei, habe die Lebenshilfe sehr verständnisvoll und flexibel auf ihren Wunsch nach Teilzeit reagiert. Auch sei es sehr angenehm, dass das Team noch sehr jung sei und viele selbst Familie haben. „Das Leben mit Kindern ist nicht immer planbar und das ist hier kein Makel“, freut sie sich.
Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht überall Standard
Familienfreundliche Arbeitsbedingungen sind auch ein Thema von Elvira Meyer. Die dreifache Mutter ist General Manager bei M2S Services GmbH & Co. KG aus Euskirchen und hat mit ihrem Unternehmen im vergangenen Jahr zum ersten Mal an der Jobbörse teilgenommen. „Die Veranstaltung war eine wunderbare Gelegenheit, unser Unternehmen als familienfreundlichen Arbeitgeber bekannt zu machen – und wir haben tatsächlich großartige Talente kennengelernt“, wird sie in einer Mitteilung der Kreisverwaltung zitiert.
Für Anne Bergheim ist das das große Plus der Jobmesse: Den Arbeitgebern dort sei klar: Hier bewerben sich Mütter. Vereinbarkeit von Beruf und Familienleben sei in den Gesprächen immer mitgeschwungen. „Das Thema war schon da, das war nicht mein Thema“, beschreibt sie den Unterschied zu einem Bewerbungsgespräch jenseits einer auf Mütter zugeschnittenen Jobbörse.
Hinzu komme der Vorteil, dass sich bei „Wer wird Mamas Chef*in?“ regionale Arbeitgeber präsentierten. „Für eine Teilzeitstelle nach Köln zu fahren, das lohnt sich schon wirtschaftlich nicht, ganz zu schweigen vom zeitlichen Aspekt“, führt sie aus. Gerade als Wiedereinstieg in die Berufswelt nach langer Pause sei die Messe zu empfehlen, alleine für den Austausch mit den Unternehmen, aber auch mit anderen Müttern lohne es sich.
Und mit etwas Glück landet die eine oder andere ja auch so einen Volltreffer wie Bergheim. „Ich gehe so wahnsinnig gerne arbeiten“, schwärmt sie. „Es ist richtig schön, die Balance zu haben zwischen beiden Lebenswelten.“ Jetzt hat sie allerdings erst einmal drei Wochen Urlaub. Korsika. Mit der Familie. Auch vom schönsten Job braucht man ab und an mal eine Pause.
Jobbörse findet in Indoor-Spielplatz statt
Das Job-Speed-Dating für Mütter findet am Donnerstag, 15. Mai, im Hugodrom in Firmenich statt. Organisiert wird die Messe vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf des „Region Aachen Zweckverbands“ in Kooperation mit der Stabsstelle für Struktur- und Wirtschaftsförderung des Kreises Euskirchen, der Agentur für Arbeit Brühl, dem Jobcenter EU-aktiv sowie dem Hugodrom.
Los geht es ab 9 Uhr, Ende der Messe ist um 12.30 Uhr. Kinder, Väter und Begleitpersonen dürfen mitkommen. Die Kinder können im Hugodrom spielen und es steht eine Kinderbetreuung bereit. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung über die Webseite der Kreisverwaltung ist aber aus organisatorischen Gründen bis zum 12. Mai notwendig.