Im Kreis Euskirchen fanden am Wochenende einige der beliebtesten Veranstaltungen zur Einstimmung auf die Adventszeit statt: auf Burg Satzvey, in Reifferscheid und Kronenburg.
Adventszeit So schön waren die Weihnachtsmärkte in Reifferscheid, Kronenburg und Satzvey

Das liebevoll gestaltete Krippenspiel führt die Besucher der Burg Satzvey erneut von den heiligen Drei Königen bis zur Geburtstätte des Christuskindes.
Copyright: Cedric Arndt
Die Nervosität wuchs mit jedem Schritt, den Milian seinem Ziel näherkam. Viel zu langsam waren die Minuten verstrichen, die er mit anderen wartenden Kindern in der langen Schlange verbracht hatte. Doch nun stand er endlich dem Weihnachtsmann gegenüber. Mutig erklomm er die Stufen hinauf auf die Bühne im Satzveyer Burghof und offenbarte dem freundlichen Mann mit roter Mütze und Rauschebart seine Weihnachtswünsche: ein Fahrrad und Lego zum Spielen. Derweil füllten eifrige Elfen die Mütze, die Milian kurz zuvor noch auf dem Kopf hatte, mit Süßigkeiten.
Genau wie Milian und seine Mutter genossen am Samstag und Sonntag erneut Tausende Besucher den Rundgang über das stimmungsvoll beleuchtete Gelände der Burg Satzvey. Dort, wo sich sonst tapfere Rittersleute und der mittelalterliche Hochadel in Wettkämpfen gegenüberstehen, halten an allen vier Adventswochenenden der Weihnachtsmann und seine fleißigen Helferinnen und Helfer die Fäden in den Händen. 75 Aussteller und Händler boten bereits am Eröffnungstag ihr zur besinnlichen Jahreszeit passendes Angebot zum Verkauf an, während rund zwei Kilometer lange Lichterketten und tausende bunte Christbaumkugeln für das passende Ambiente sorgten.
Weihnachtliche Drehorgelklänge vor den Satzveyer Burgtoren
Doch auch die kleinen Details wie die hinter Bäumen versteckten Tiere des Waldes verströmten vorweihnachtliche Stimmung. „Überall auf dem Gelände haben wir uns viel Mühe mit detailverliebten Dekorationen gegeben, um unsere Gäste in Weihnachtsstimmung zu versetzen“, betonte Marc Schwarz vom Veranstaltungsteam.
Noch vor dem Betreten des Burghofes wurden die Besucher von Günter Kleiber und seiner Drehorgel mit weihnachtlichen Klängen empfangen. Auch die Waren der Aussteller seien sorgfältig ausgesucht: „Wir wollen uns von dem klassischen Angebot abheben. Statt einem Stand mit Bürsten oder Tinnef, findet man hier vor allem selbst gestaltete Dekorationen“, so Schwarz.
Ein weiterer Aspekt, den viele Besucher schon in den vergangenen Jahren sehr zu schätzen wussten, sei das Sicherheitskonzept auf der Burg. „Wir haben keine Laufkundschaft, sondern nur Gäste, die ganz bewusst herkommen, um sich von der guten Stimmung anstecken zu lassen und dafür auch gerne Eintritt zahlen. Die Kreispolizei ist bei der Gefahreneinschätzung ganz ähnlicher Meinung, so dass jeder hier beruhigt zwischen den Ständen hin und her schlendern kann.“
Überall auf dem Gelände haben wir uns viel Mühe mit detailverliebten Dekorationen gegeben.
Ein Faktor, den nicht nur die über das Gelände spazierenden Besucher, sondern auch Ausstellerinnen wie Edith Heinrichs schätzen. „Wir kommen schon seit mehr als zehn Jahren regelmäßig zum Weihnachtsmarkt auf der Burg Satzvey und sind jedes Mal wieder vom Ambiente begeistert“, schwärmte die Floristin, die Adventskränze, Tischdekorationen und Wollsocken feilbot. „Alles macht auf mich einen gut durchdachten Eindruck, sowohl vor als auch hinter den Kulissen scheint immer alles reibungslos zu laufen.“
Doch auch abseits des Markttreibens gab es für die Burggäste viel zu erleben. Das auf Mittelhochdeutsch und Latein vorgetragene Krippenspiel führte die Zuschauer von Station zu Station – von den drei Weisen aus dem Morgenland und ihrer Entdeckung des Sterns von Betlehem bis zu der beschwerlichen Suche von Maria und Josef nach einem Schlafplatz und der abschließenden Geburt von Jesus Christus in einer Krippe.

Susen (l.)und Sabrina und Jan und Olli (hinten) boten Reibekuchen an ihrer Bude „Zum Goldenen Puffer“ auf dem Weihnachtsmarkt in Reifferscheid an.
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Zwar versteckte sich auf dem nach Regenfällen schlammigen Untergrund die ein oder andere Stolperfalle, doch besonders der Nachwuchs konnte über ein wenig Matsch an den Schuhen schnell hinwegsehen. „Sophie entdeckt an jeder Station Details, die ich wahrscheinlich niemals gesehen hätte“, berichtete Mutter Daniela. „Sie versteht wahrscheinlich nicht jedes Wort von den Erzählungen, aber sie ist trotzdem aufmerksam und erzählt mir dann auf dem Weg zur nächsten Station ganz genau, was sie alles gesehen und gehört hat.“

Rund 75 Aussteller und Händler laden allen vier Adventswochenende zu einer ausgiebigen Shoppingtour auf die Burg Satzvey ein.
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Voller Vorfreude verreit der sechsjährige Milian dem Weihnachtsmann seine Wunschliste.
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Am liebsten hätte die dreijährige Johanna den großen Geschenkesack, den die Elfen für den Weihnachtsmann gepackt hatten, mit nach Hause genommen.
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Begleitet durch die Musik eines Bläserquartetts und den Klängen traditioneller Weihnachtsklassiker rundete das Krippenspiel ein gelungenes erstes Adventswochenende auf der Burg Satzvey ab und versprach auch für die nächsten Wochen stimmungsvolle Unterhaltung.
Zwei der schönsten Weihnachtsmärkte der Region öffneten am ersten Adventswochenende ebenfalls ihre Burgorttore: Mehrere Tausend Besucherinnen und Besucher kamen nach Reifferscheid und Kronenburg, manche fuhren dafür mehr als 100 Kilometer. „Im Dunkeln ist es natürlich am Schönsten! Dann ist so viel Burgfeeling“, schwärmte Susanne aus Bremerhaven, die am Eingangsbüdchen Enkel Aaron und dessen Vetter Matz zur Seite stand.

„Wir sind aus Dahlem zu Fuß nach Kronenburg gegangen, aber wir hatten ein paar Flaschen Sekt dabei“, grinst Claudia (l.). Mit dabei die Freundinnen Maria, Silvia und Petra (v.l.).
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Mit dem Eintritt will die veranstaltende Eifelvereinsortsgruppe Reifferscheid die Kosten für den Markt decken. Nur wenige Minuten später erstrahlte der große Stern auf dem Bergfried, von dessen Wehrplatte aus man die bunt beleuchteten Weihnachtsbuden auf dem Burghof darunter überblicken konnte.
Erstmals fand der Weihnachtsmarkt über drei Tage hinweg statt. Die Reifferscheider Frauen boten im Pfarrcafé ein leckeres Kuchenbuffet an. Susen und Sabine aus Hellenthal versorgten die Gäste – mit tatkräftiger Unterstützung von Jan und Olli in der Küche – an ihrer Bude „Zum goldenen Puffer“, wo man sechs verschiedene Varianten Reibekuchen genießen konnte. Im Hintergrund dudelte es wie aus vielen Weihnachtsmarktbuden weihnachtlich. „Die Musik ist von einer KI generiert“, erklärte Susen.

Johannes aus Basberg bot Fackeln feil, die er aus mit Wachs getränkten Toilettenpapierrollen gebastelt hat.
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Der Nikolaus in Reifferscheid hatte sich bei seinem Dienst als St. Martin die Hand gebrochen.
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Der Weg entlang der ersten Buden führte weiter in Richtung des Torbogens zum Burghof und den Gewölben des einstigen Burgkellers, wo der eigentliche Budenzauber begann und auch der Musikverein Manstein sein gewohntes Weihnachtsmarktständchen spielte. Aus dem Torbogen trat ein rot Gewandeter mit Bischofshut, weißem Rauschebart, den Bischofsstab in der Hand. „Dass hier auch der Nikolaus sein wird, das hat Rowen und Robin am besten gefallen“, freute sich Arne aus Brügge, angereist vom Kurzurlaub in einem Ferienpark bei Stadtkyll. Der Weihnachtsmarkt in Reifferscheid sei schon besonders schön, meinte Arne, in dessen Heimatstadt ein berühmter Budenzauber auf dem historischen Grote Markt Jahr für Jahr Tausende Menschen anlockt.
Am neuen holzgeschnitzten Weihnachtsmarktbogen vor dem Eingang zum Burghof konnten die Besucher Fotos mit dem Nikolaus schießen, in dessen Kostüm Heinz-Bert Weimbs steckte, „zum mindestens zwölften Mal“, wie er meinte. Doch dieses Jahr hatte er ein Handicap: Seine rechte Hand ist zurzeit geschient. „Beim Aufstieg in den Sattel meines Pferdes, das ich als St. Martin reite, habe ich mir den Mittelhandknochen gebrochen“, so Weimbs. Da sei er froh, dass er zusätzlich zu diesen beiden Traditionsrollen „nicht auch noch den Osterhasen spielen muss“, erklärte er lachend.
Wir werden dieselben Besucherzahlen haben wie im vergangenen Jahr.
Von derlei Problemen bekamen Peggy Nubla und Henrike Gerhard vor ihrer kleinen Weihnachtsmarktbude im oberen Teil des Burghofs nichts mit. Sie verkauften unter anderem Süßes im Tütchen, zusammen mit einem gedruckten kleinen Weihnachtsgruß, und warben mit dem Stand für einen guten Zweck: Seit Oktober 2022 bietet Nubla im Verein Achtsames Leben – Betreuung Nordeifel privat organisierte Haushalts- und Alltagshilfen für Hellenthal und Umgebung an. Das sei keinesfalls Pflegearbeit, stellt sie klar, sondern eben die Einkaufsfahrt oder die Unterstützung Zuhause für Ältere und Bedürftige: „Nachbarn helfen Nachbarn“. Die Ehrenamtlichen bekommen dafür von den Auftraggebern eine kleine Aufwandsentschädigung.
Keine 20 Kilometer entfernt fand am Wochenende der Weihnachtsmarkt am Burgbering von Kronenburg statt. Schon am frühen Samstagabend waren fast alle Parkplätze in Kronenburgerhütte belegt, die Shuttlebusse hoch zum Burgbering voll. Oberhalb des historischen Ortskerns hatten Aktive der Löschgruppe Kronenburg alle Zufahrten zu den Wohngebieten abgesperrt. „In diesem Jahr hat auch Stadtkyll einen eigenen Shuttlebus eingerichtet“, sagte Kronenburgs Ortsbürgermeister Johannes Fahling.
Idyllische Gassen, Lichterketten und Fackeln erschaffen die Atmosphäre
Der Kronenburger Weihnachtsmarkt ist einer der meistbesuchten in der Region. Mit Blick auf das Gedränge in den engen Gassen des Burgberings zeigte sich Fahling überzeugt: „Wir werden dieselben Besucherzahlen haben wie im vergangenen Jahr“. Demnach also weit im vierstelligen Bereich.
Das Erfolgsrezept in Kronenburg ist wie in Reifferscheid schlicht die Burgortkulisse: Mit LED-Lichterketten beleuchtete Weihnachtsbäume entlang der engen Gassen, deren Licht das alte Kopfsteinpflaster reflektiert, dazu die rund 400 Jahre alten ein- bis zweigeschossigen Katen und Bauernhäuschen, über allem der von Pechfackeln angeleuchtete Bergfried der Ruine und von bunten Scheinwerfern angestrahlte Torbögen.
Auch vor der Villa Kronenburg waren wieder Verkaufsstände aufgebaut. Am Platz vor dem barocken Burghaus fand sich ein weiterer kleiner Weihnachtsmarktbereich, und auch die einstige Orangerie war wieder zum Verkaufsraum mit Dekorationsartikeln geworden. Im vorderen Teil des Burgberings führt ein kleiner Verbindungsweg zu neuzeitlichen Häuschen. Hier steht der große Weihnachtsbaum, in dessen Nähe man sich zum Klönen und Glühweintrinken traf.
Von Berlin nach Kronenburg zum Weihnachtsmarkt
Im Gegensatz zum dichten Gedränge vor den Verkaufswagen auf dem Parkplatz vor dem Nordtor, war der Burgbering insgesamt noch begehbarer. Das freute auch Ann-Kathrin Wehse de Calderón. Sie verkaufte aus einer kleinen E-Ape heraus Kaffee von bolivianischen Familienbetrieben. „Mein Mann ist Bolivianer“, erklärte sie den Hintergrund. Angereist war sie aus ihrer Heimatstadt Berlin, wo sie den Sommer über mit ihrer E-Ape Kaffee verkauft.
Familie Birrenbach aus Basberg am Rand der westlichen Vulkaneifel hatte ganz anderes im Angebot. „Ich hatte nach der Standzusage nur einen Monat Zeit, also habe ich Gas gegeben“, erzählte der 18-jährige Johannes. Seine Verkaufsidee: feuerfeste, mit Wachs gefüllte Keramikbecher, die zur Kerze umfunktioniert sind. Doch eine Idee seiner Oma sorgte für mehr Gesprächsstoff: Toilettenpapierrollen, die mit Wachs getränkt wurden und so als Fackel genutzt werden können, warb der Basberger.
Auch Claudia, die mit ihren Freundinnen Maria, Silvia und Petra auf dem Kronenburger Markt unterwegs war, begrüßte die Neuverwendung des Hygieneartikels. Die vier waren von Dahlem aus zweieinhalb Stunden zu Fuß nach Kronenburg gewandert. „Wir hatten ein paar Flaschen Sekt dabei“, lachte Silvia.
Und während Philomena und Michael Birrenbach, begleitet von Mutter Ruth, „In der Weihnachtsbäckerei“ auf Querflöte und Akkordeon spielten und sangen, verteilte auch auf dem Kronenburger Weihnachtsmarkt ein Nikolaus Süßes. Kronenburg war schlicht im Weihnachtsmarktfieber. Alle Jahre wieder. Nur der Schnee, der stimmungsvoll vom Himmel fällt, der fehlte. Mal wieder.


