Im Freilichtmuseum Kommern werden Mandeln in der Gusseisenpfanne gebrannt und 1500 Portionen Bratäpfel verteilt. Zahlreiche Aktionen für Kinder.
Bratäpfel, Mandeln und Co.Im Freilichtmusem Kommern werden im Advent alle Sinne angesprochen

Eine kleine Kunst: Gebrannte Mandeln mit der „Technik“ von vor ziemlich vielen Jahren herzustellen. Andrea Rolfes-Koenen verarbeitete während des Advents mit allen Sinnen mehr als zehn Kilo Mandeln.
Copyright: Tom Steinicke
Es sind drei Steinstufen – unterschiedlich hoch, in der Mitte ausgetreten. Sie führen ins Haus Elsig und damit direkt zum kulinarischen Glück. Wer die Schritte vom Weg durch das Kommerner Freilichtmuseum in das gut 300 Jahre alte Fachwerkhaus wagt, nimmt ihn sofort wahr: den süßlichen Duft von Bratäpfeln und Mandeln, der sich mit Rauch mischt. In dem alten Gusseisenofen an der Wand brennen dünne Holzscheite. Auf den schwarzen Herdplatten stehen Schüsseln mit roten Apfelhälften.
So unterschiedlich ihre Form auch ist – eines haben die Äpfel gemeinsam: Sonja Breuer hat ihnen mit einem Messer in einer gekonnten Bewegung den Stiel herausgeschnitten. In den kleinen Kuhlen karamellisieren Rosinen. Es ist einfache, weihnachtliche Küche, die wohl in keinem Gastroführer je ihren Platz finden wird.
Im Haus Elsig werden Bratäpfel wie vor Hundert Jahren gebacken
Mit ebenso geübtem Handgriff holen Anita Wolfgarten und Ellen Breuer die fertigen Bratapfelhälften mit einem überdimensionalen Suppenlöffel aus der Schüssel und lassen sie in eine Pappschale gleiten. Dann reichen sie die Bratäpfel an einen Besucher weiter – nicht ohne ein herzliches „Guten Appetit“.
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Der Ursprung, Äpfel mit wenigen Zutaten zu braten – genau genommen zu backen –, verliert sich im Dunkel der Geschichte. Irgendwann zwischen der Vertreibung aus dem Paradies und dem Beginn der Neuzeit muss es gewesen sein, dass der Bratapfel Eingang in die Adventsküche fand. Aus der Küche im Haus Elsig ist die süß-warme Speise jedenfalls nicht mehr wegzudenken – zumindest nicht beim „Advent für alle Sinne“.
Es ist total entschleunigend, hier zu helfen. Ich genieße das sehr.
Dann strömt so mancher Besucher des Freilichtmuseums ganz bewusst in das Fachwerkhaus der Baugruppe Eifel, um eine der rund 1500 Portionen der von Anita Wolfgarten zubereiteten Bratäpfel zu genießen – und für ein paar Minuten in die vorweihnachtliche Zeit anno dazumal einzutauchen. Auf Fett, Nüsse oder andere Zusätze wird dabei bewusst verzichtet. „Es ist total entschleunigend, hier zu helfen. Ich genieße das sehr“, sagt Sonja Breuer, die ehrenamtlich bei der Traditionsveranstaltung im Museum unterstützt.
Genau wie ihre beiden Mitstreiterinnen ist sie mit viel Freude bei der Sache und erklärt den kleinen und großen Besuchern, wie traditionelle Bratäpfel hergestellt werden. Doch nicht nur im Haus Elsig gibt es viel zu entdecken: Hier erklingt weihnachtliche Musik mit Ohrwurmcharakter, dort steigt der nächste Duft auf, der an Adventssonntage und Winterzauber erinnert.

Eingespieltes Bratapfel-Team: Anita Wolfgarten (l.) und Sonja Breuer bereiteten etwa 1500 Portionen der Leckerei zu.
Copyright: Tom Steinicke

Auch Kunsthandwerk wurde im Freilichtmuseum vor den Augen der Gäste hergestellt.
Copyright: Tom Steinicke
Wer im Freilichtmuseum den Advent mit allen Sinnen erlebt, trifft unweigerlich auf Andrea Rolfes-Koenen. Die Museumsmitarbeiterin stellt immer wieder eine schwere, gusseiserne Pfanne über das offene Feuer. Etwa elf Kilo Mandeln und ebenso viel Zucker verwandelt sie an beiden Tagen im Museum in süße, gebrannte Mandeln. „Auf einem modernen Herd ist das viel einfacher, weil sich die Temperatur besser regulieren lässt. Hier ist es fast wie ein Lottogewinn, ob die Mandeln verbrennen oder nicht“, erklärt Rolfes-Koenen, die meist das richtige Händchen beweist – und, wenn nötig, auch einen Zahn zulegt.
Verhungern muss an den beiden Tagen im Freilichtmuseum niemand von den mehreren Tausend Gästen. Während sie sich die Mandeln auf der Zunge zergehen lassen, erfahren sie auch, woher das Sprichwort „einen Zahn zulegen“ stammt: von der Stange eines Kesselhakens. Wird der Kessel um einen Zahn tiefer gehängt, erhöht sich die Hitze – und das Essen ist schneller fertig.
Zucker wird bei den gebrannten Mandeln bewusst ein wenig reduziert
Obwohl Rolfes-Koenen die im Rezept vorgesehene Zuckermenge von 200 Gramm bewusst reduziert, kleben die braun gebrannten Mandeln an den Fingern der Besucher – was diese aber gerne in Kauf nehmen. Denn sie schmecken einfach zu gut.
Doch im Museum geht es nicht nur lecker, sondern auch kreativ zu. Vor allem für den Nachwuchs gibt es viel zu entdecken und zu basteln. Gegen eine Spende können Tannenzapfen in ein kleines Winter-Wonderland verwandelt werden, oder die Kinder verzieren Lebkuchenstiefel und -engel, um sie noch ein wenig süßer zu machen. Außerdem lockt der Waldkindergarten im Museum mit Stockbrot und Bastelaktionen.
Die angehende Erzieherin Olga Ungefug unterstützt mit großer Geduld die kleinen Gäste dabei, aus Wolle, die um Nägel gespannt wird, Sterne und Weihnachtsbäume zu gestalten. Wenn schließlich kleine Filzbällchen mit Heißkleber befestigt und mit Rinde Stämme gezaubert werden, ist das individuelle Mitbringsel perfekt.
Einen großen Part beim „Advent für alle Sinne“ übernimmt die Gesamtschule Mechernich. Sie verkauft im Waldhaus Kakao und Waffeln sowie in der historischen Windmühle geflochtene Armbändchen, Holzarbeiten, Taschen und unzählige Kerzen – für den guten Zweck: die Menschen in Nepal.

