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„Es fehlt an Durchhaltevermögen“Metall-Innung Euskirchen sorgt sich um Einstellung von Azubis

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Leonard Schäfer, Georg Herzog und Bernhard Kuhnert halten ihre Meisterdiplome in der Hand. Neben ihnen stehen Vanessa Becker – Geschäftsführerin KHS, Wilfried Schneider – Obermeister und Gisela Simons – Lebensgefährtin von Goldmeister Bernhard Kuhnert.

Vor 50 Jahren absolvierten Leonard Schäfer, Georg Herzog und Bernhard Kuhnert (v.r.) ihre Meisterprüfung und erhielten nun den Goldenen Meisterbrief der Metall-Innung Euskirchen Düren.

Die Metall-Innung Euskirchen-Düren hat langjährige Meister geehrt. Dabei wurden aktuelle Probleme im Handwerk angesprochen.

„Traditionen werden heute leider oft durch den Kakao gezogen“, bedauerte Wilfried Schneider, Obermeister der Metall-Innung Euskirchen-Düren während einer Innungsversammlung am Donnerstagabend im Restaurant auf Burg Zievel. „Umso mehr freut es mich, dass heute vier Personen im Mittelpunkt stehen, die seit 25 oder sogar 50 Jahren für ihren Beruf einstehen und diese Einstellung auch nach außen tragen.“

Eine solche Treue zur Innung und zu ihrem Beruf sei in der heutigen kurzlebigen Zeit längst nicht mehr selbstverständlich. Daher seien die Auszeichnungen, die Ralf Krauthausen für 25 Meisterjahre sowie Georg Herzog, Leonard Schäfer und Bernhard Kuhnert für 50 Jahre als Meister erhielten, besonders hoch wertzuschätzen.

Sorgenvoller Blick auf die aktuelle Situation des Handwerks

Einige Betriebe, wie der von Drehermeister Georg Herzog, seien bereits an die nächste Generation übertragen worden und somit auch für die kommenden Jahre zukunftsorientiert aufgestellt. „Insgesamt hat unser Betrieb 30 Mitarbeiter“, erklärte Georg Herzog. „Positiv zu erwähnen ist auch, dass letztes Jahr einer unserer Gesellen seine Meisterprüfung erfolgreich abgelegt und vor einem Monat ein Lehrling seine Gesellenprüfung bestanden hat.“

Neben der Überreichung der Auszeichnungen warfen die Innungsmitglieder am Donnerstag aber auch einen sorgenvollen Blick auf die aktuelle Situation des Handwerks. Während sich die Zahl der Auszubildenden in der Metall-Innung in den letzten Jahren deutlich erhöht habe, ließe die berufliche Eignung vieler Jugendlicher zu wünschen übrig, berichtete Wilfried Schneider: „Häufig fehlt es an Durchhaltevermögen, eine begonnene Aufgabe auch abzuschließen. Mangelnder Respekt und fehlende Kritikfähigkeit sind wohl leider ebenso ein Ergebnis der Zeitgeschichte und nicht nur auf das Handwerk beschränkt.“

Das duale Ausbildungssystem müsste deutlich schmackhafter gemacht werden
Wilfried Schneider, Obermeister der Metall-Innung Euskirchen-Düren

Einen Grund für diese Einstellung sieht Schneider nicht nur im aktuellen Fachkräftemangel und dem damit verbundenen Jobüberangebot, sondern auch in der gesellschaftlichen Haltung einer handwerklichen Tätigkeit gegenüber. „Es war ein guter Schritt, die Meisterprüfung mittlerweile mit einem Bachelorabschluss gleichzusetzen“, so der Obermeister. „Dennoch müssen der zweite Bildungsweg und das duale Ausbildungssystem deutlich schmackhafter gemacht werden.“

Dies müsse sowohl im Privaten und in den Schulen als auch durch Vergünstigungen etwa bei der Nutzung des ÖPNV, wie es sie auch für Studenten gibt, geschehen. „Auch in Zukunft werden gut ausgebildete Handwerker benötigt, und dazu müssen alle einen Teil beitragen“, so Schneider.


Toni Hanrath legte vor 60 Jahren die Meisterprüfung im Bäckerhandwerk ab

Obermeister Siegwin Zimmer und die neue Geschäftsführerin der Vereinigten Kreishandwerkerschaft Düren-Euskirchen-Heinsberg, Vanessa Becker, überreichten Toni Hanrath den Diamantenen Meisterbrief. „Ein solcher Brief ist eine ganz besondere Ehre und Auszeichnung“, so Zimmer. „Auf eine derart lange Berufstätigkeit können nur wenige Handwerker zurückschauen. Darauf kann man nur stolz sein.“

Der Schmidtheimer Toni Hanrath begann seine Bäckerlehre 1952 im elterlichen Betrieb. Zehn Jahre später folgte die Meisterprüfung in Köln. 1976 übernahm er den Familienbetrieb von seinem Vater Leo, den er 1997 aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste. Trotz starker Einschränkungen blieb der Bäckermeister seiner „Berufung“ treu. Wenn Not am Mann war, sprang er bis vor kurzem bei seinen Bäckerkollegen ein.

Mit leuchtenden Augen berichtet er aus seiner Zeit als Bäckermeister, die ihm sehr viel Freude bereitet habe: Anekdoten, die zum Lachen, aber auch zum Nachdenken anregen. Heute kauft Toni Hanrath sein Brot bei Kollegen, die ihre Backwaren immer noch handwerklich herstellen. (eb)

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