Abstand zum AlltagRund 30 Gläubige pilgern schweigend auf dem Kreuzweg nach Heimbach

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Der erste Pilger trägt ein Kreuz und die anderen folgen ihm.

Hinab ins Rurtal geht es schweigend: Die Teilnehmenden des Kreuzweges nach Heimbach kurz nach dem Start in Mariawald.

Zum „Kreuzweg zur Fastenzeit“ – von der Klosterkirche Mariawald zum Gnadenbild nach Heimbach –  kamen rund 30 Wallfahrer. Das Thema lautete „Krieg und Frieden“.

Um die 30 Wallfahrer machten sich am Samstag vor Palmsonntag auf den traditionellen „Kreuzweg zur Fastenzeit“ – von der Klosterkirche Mariawald zum Gnadenbild nach Heimbach und zurück entlang des historischen Kreuzweges mit seinen 14 Stationshäuschen. Das Besinnungsangebot für gläubige Christen zu Beginn der Karwoche gibt es in dieser Form seit 2005.

Pfarrer Andreas Rose, Geistlicher Leiter der Klosterkirche Mariawald, ist erfreut: Es sind doch mehr Teilnehmende als im vergangenen Jahr gekommen, als man sich bei Dauerregen auf den Weg machte.

Norbert Stoffers (r.) mit Zweigen und Pastor Andreas Rose stehen in der Kirche.

Buchsbaumzweige gehören zum Palmsonntag für Norbert Stoffers (r.) dazu. Pastor Andreas Rose segnete die Zweige für die Gläubigen..

Es ist kurz vor 14 Uhr am vergangenen Freitag, Rose steht in der Klosterkirche und nimmt gerade von Norbert Stoffers, dem Vorsitzenden des Vereins der Freunde und Förderer des Klosters Mariawald, einen Korb voller Buchsbaumzweige entgegen. „Die werden geweiht und an Palmsonntag den Gläubigen zum Mitnehmen angeboten“, so Stoffers. Wie die meisten der rund 30 Teilnehmenden am „Kreuzweg in der Fastenzeit“ wird er nicht zum ersten Mal den Weg gehen.

Dabei ist der eigentliche Kreuzweg nur der zweite Teil des rund dreistündigen geistlichen Angebotes. Zunächst geht es über den „Alten Weg“ von Mariawald hinab nach Heimbach und in die Salvator-Wallfahrtskirche mit ihrem spätmittelalterlichen Gnadenbild. Dort hat Pastoralreferentin Alice Toporowsky eine kurze Ansprache zum Anlass vorbereitet. Erst danach beginnt der eigentliche Kreuzweg.

Dieter Bordes trägt das Kreuz.

Für Dieter Bodes ist der Kreuzweg wichtiger Teil seines Christenlebens.

Die Route startet im Heimbacher Kurpark an der Rur und führt dann teilweise steil durch den Wald bergauf, bis nach gut einstündigem Weg mit Gebetspausen an den einzelnen Stationen die weiße Umfriedungsmauer der ehemaligen Klosteranlage mit den letzten der 14 Stationen des Leidensweges Christi schließlich die Klosterkirche erreicht ist.

„Es wird vor allem um Krieg und Frieden gehen, wenn man das zusammenfassen will“, meint Pfarrer Rose zum Thema der kurzen Ansprachen, die er in diesem Jahr an den Gebetsstationen auf dem Rückweg halten will. Für Rose ist es der zweite „Kreuzweg zur Fastenzeit“, den er begleitet. Von 2005 bis 2018 wurden die Gläubigen auf ihrem Weg von Mönchen der Trappistengemeinschaft Mariawald geführt. Doch 2018 verließ der Orden Mariawald für immer. Dann unterbrach Corona die Tradition, die wieder aufgenommen wurde.

Der Trauer über den Tod einer guten Freundin Raum geben

Der Hinweg nach Heimbach den Berg hinab ins Rurtal wird immer schweigend absolviert. Das soll den Gläubigen den nötigen Abstand zum Alltag verschaffen. Auch für Paul Rummeleit aus Frohngau ist die selbst auferlegte Stille gleich die erste knappe Stunde lang wichtig: „Dabei kann ich zur Ruhe, zu mir kommen. Ich hoffe, dass es klappt“, so der Neu-Frohngauer, der aus Berlin in die Eifel gezogen ist. Die Stille habe ihm gerade bei vergleichbaren Angeboten in Berlin gefehlt: „Da wurde permanent gesprochen.“

Für Dieter Bodes aus Hasenfeld, der zunächst bis nach Heimbach hinab das Vortragskreuz tragen will, ist diese Vorgabe ebenfalls wichtig, aber nicht nur sie allein: „Die Zeremonien der Wallfahrt bringen mich auf den Punkt, sie halten mich“, ist er überzeugt. Wie alle Wallfahrer hat er ein persönliches Gebetsanliegen: „Ich gehe den Weg auch für meine Frau, die das körperlich leider nicht mehr schafft.“

Für Annemie, Ingrid und Elisabeth aus Gemünd und Wolfgarten ist es teilweise schon Tradition, zu Beginn der Karwoche den Kreuzweg nach Heimbach zu gehen. Ingrid, die seit „gut zehn Jahren“ mitgeht, tut es „aus Überzeugung, es ist eine Sache meines Glaubens“. In diesem Jahr will sie die Zeit unterwegs nutzen, um der Trauer über den Tod einer guten Freundin Raum zu geben. Elisabeth wiederum will den Kreuzweg und die Gebete nutzen, „Gott dafür zu danken, dass ich nach schwerer Krankheit wieder gesund geworden bin.“

Bei regelrechtem „Aprilwetter“ macht sich die Gruppe kurz nach 14 Uhr auf den Weg hinab nach Heimbach. Alle tragen festes Schuhwerk und eine regenfeste Jacke. Graupelschauern, vielleicht ein kleines Gewitter, sind angesagt. Das müsse man mal abwarten, meint Norbert Stoffers aus vielen Jahren Erfahrung, die er auf dem Kreuzweg gesammelt hat. „Wir sind auch schon bei Schneefall wieder hochgelaufen.“

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