Die beliebte Bimmelbahn zwischen Heimbach und dem Rursee-Anleger hat nach zehn Jahren ausgedient, das Nachfolgemodell ist schon geliefert.
TourismusEine neue Bimmelbahn nimmt am Rursee den Dienst auf

Fährt ein Zug vom Lkw: Beim Abladen der Bimmelbahn vom Transporter ist auf dem Parkplatz Schwammenauel Feinarbeit erforderlich.
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Die Weiße Flotte ist der Stolz der Rurseeschifffahrt. Was eher unbekannt ist: Die Betreibergesellschaft der vier Fahrgastschiffe auf dem Rursee und dem Obersee kümmert sich auch um die Bahn – den kleinen Zug auf Rädern, der zwischen Heimbach und dem Anleger Schwammenauel verkehrt. Dort ist ein neuer Touristenzug angekommen.
Roberto Bissegna ist fast auf die Minute pünktlich, wie angekündigt. Eine knapp 1000 Kilometer lange Fahrt liegt hinter ihm. Um kurz nach 8 Uhr fährt der Italiener, nachdem er in München übernachtet hat, mit seinem langen Transporter auf dem riesigen, noch leeren Parkplatz in Schwammenauel. Auf dem Auflieger, mit dem er sonst bis zu acht Neuwagen transportiert, hat Bissegna eine außergewöhnliche Fracht: eine fabrikneue Bimmelbahn, die jetzt bei der Rurseeschifffahrt in Dienst gestellt wird.
Die Bimmelbahn ergänzt den ÖPNV zwischen Heimbach und dem Rursee
Schiff und Bahn? Was wie ein Widerspruch wirkt, ist für Reeder Franz-Josef Heuken die logische Ergänzung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). In dem Tourismusstädtchen an der Rur, zu Füßen der Burg Hengebach, schließt diese Rursee-Bahn laut Heuken die Lücke zwischen Heimbach und der Schiffsanlegestelle der Rursee-Schifffahrt in Schwammenauel.
2005 hat Heuken seinen ersten Minizug in Betrieb genommen. Er rollte die erwähnten zehn Jahre lang: 2015 hatte der Premierenzug ausgedient, ein baugleicher, auch optisch nahezu identischer Nachfolgezug übernahm die Transportaufgabe während der Saison. Und jetzt, 2025, nach wiederum zehn Jahren, ist es Zug Nummer drei, den Roberto Bissegna abliefert.

Bis auf die kleinen Schrammen, die beim Abladen entstanden sind, ist Reeder Franz-Josef Heuken nach dem ersten Check zufrieden mit der Lieferung.
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Glänzend poliert ist die Glocke der neuen Bimmelbahn.
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Eigentlich sei der jetzt ausrangierte Zug noch ziemlich gut in Schuss, sagt Philipp Heuken (37), Juniorchef des Unternehmens und gelernter Architekt. Er betont, dass dies dank guter Pflege und regelmäßiger Wartung in einer Lkw-Werkstatt in Obergartzem gelungen sei, wo man solch lange Fahrzeuge auf die Grube bringen könne. Doch mittlerweile begännen die eher kostspieligen Reparaturen, etwa an der Bremsanlage, so dass eine Neuanschaffung unerlässlich geworden sei, so Heuken.
Vor einem Jahr wurde der neue Zug bei „Dotto Trains“ in Castelefranco bei Venedig in Auftrag gegeben. Das Unternehmen gilt als weltweit führender Hersteller von qualitativ hochwertigen Freizeitzügen. Eigentlich sollte der neue Zug bereits zum Saisonauftakt im Frühjahr in Betrieb genommen werden, macht Philipp Heuken deutlich.
Die alte Bahn wird künftig in Vilnius in Litauen fahren
Bereits verplant und zu einem beachtlichen Teil zur Refinanzierung einkalkuliert ist das alte Modell. Über eine spezielle Gebrauchtplattform des Werks, so Heuken, habe sich in Litauen ein Käufer gefunden, der die alte Bimmelbahn für sein Freizeitunternehmen übernehmen wolle. Ursprünglich sei vorgesehen gewesen, dass der Spediteur, der den Neuzug abliefert, auch den Transport in die litauische Hauptstadt Vilnius übernehmen solle, sagt Franz-Josef Heuken. Doch man sei sich wohl nicht handelseinig geworden, so dass Roberto Bissegna zunächst leer wieder Richtung Alpen und Italien steuerte.
Damit können die Zugpassagiere sicher sein, pünktlich zum Schiff zu gelangen.
Somit gibt's zumindest erst mal keine Unterbrechung im Zugfahrplan am Rursee. Solange das Geld aus Vilnius nicht überwiesen sei, bleibe der alte Zug in Linienbetrieb. Ein Fahrer mit Busführerschein und zwei Aushilfen stehen dafür bereit. Am Donnerstag war die Anmeldung des Nachfolgers. Die erforderliche TÜV-Prüfung wurde auf dem Weg nach Schwammenauel in einer Spezialwerkstatt in München-Garching absolviert. Den Kaufpreis beziffert Heuken mit rund 330.000 Euro, knapp ein Drittel gedeckt durch den Verkauf des gebrauchten Zugs.
Bei der Rursee-Bahn geht es mit dem kleinen Zug, einem beliebten Fotomotiv, munter zwischen den beiden Endstationen hin und her – sehr zur Freude insbesondere von Familien mit kleinen Kindern. Der Zugfahrplan ist abgestimmt mit dem Fahrplan der Rursee-Schifffahrt. Philipp Heuken: „Damit können die Zugpassagiere sicher sein, pünktlich zum Schiff zu gelangen.“ Auch ist am Heimbacher Bahnhof ein Umstieg in die „echte“ Bahn, die zwischen Düren und Euskirchen verkehrende Rurtalbahn möglich.
56 Fahrgäste haben in dem beliebten Gefährt Platz
Während der Rundfahrt mit der Bimmelbahn erhalten sie Informationen zu Heimbach, zum Nationalpark und zur Umgebung. Insgesamt sieben Haltestellen werden in einer Fahrzeit von knapp einer Stunde angesteuert. Bei der Tour zu touristisch interessanten Orten gelangen sie über den Heimbacher Stadtteil Hasenfeld auch zum Beispiel zum RWE-Jugendstil-Kraftwerk Heimbach, wo gerade das Klassikfestival Spannungen geendet hat, und dann weiter zum Dormio-Resort Eifeler Tor, der Feriensiedlung neben dem mächtigen Staudamm in Schwammenauel.
Die Übergabe des neuen Zugs lässt sich fast die gesamte Familie Heuken nicht entgehen. Neben Franz-Josef und Philipp Heuken schaut auch dessen Frau Ina interessiert zu. Mit dem anderthalbjährigen Sohn Anton, den sie auf dem Arm hat, ist auch schon die nächste Generation dabei. Nur Tochter Frieda (3) ist im Kindergarten. Ina Heuken zückt das Handy und filmt die Abladeaktion für den Instagram-Auftritt.
Derweil geht Fahrer Roberto Bissegna um den Transporter, fährt den neuen Zug ein Stückchen herunter, stoppt. Der hintere Waggon hat auf der schiefen Ebene leichten Bodenkontakt, die Farbe kratzt ein wenig ab. Das Abladen wird unterbrochen, der hintere Wagen abgehängt und dann mit der abgekoppelten Zugmaschine langsam weiter herunterbugsiert, bereit zur Jungfernfahrt in Schwammenauel.
Den Zugpassagiere – maximal 56 Fahrgäste haben Platz – dürften kaum einen Unterschied zum alten Bähnchen bemerken, erst recht nicht angesichts des gleich gebliebenen Designs. Eigentlich lassen nur die Leuchtdioden rings um die vorderen Scheinwerfer auf den zweiten Blick modernere Technik erkennen. Und: An Bord gibt's nun eine Klimaanlage.
Reeder Franz-Josef Heuken ist zuversichtlich, dass auch der neue Zug sein Publikum finden wird, ebenso für gebuchte Gruppenfahrten: „Ich setze fest auf Synergieeffekte bei unseren Schifffahrtsgästen, die der kleine Zug in spürbarer Zahl nach Schwammenauel bringen wird.“ Rund 10.000 Zugfahrgäste seien 2024 in der Sommer- und Herbstsaison gezählt worden, ergänzt Prokurist Martin Conzelmann.