200.000 Passagiere gingen in der vergangenen Saison an Bord, eine eher durchschnittliche Zahl. Im Winter wird das Flaggschiff modernisiert.
Umweltfreundlichere MotorenSchiffe der Rursee-Flotte werden im Winter gewartet und saniert

Vom steigenden Pegel wurde die Crew überrascht: Mit Maschinenkraft müssen die Anleger nach oben verlegt werden.
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Das Team der Rurseeschifffahrt ist im Stress. Bela al Khbouré steht mit den Gummistiefeln fast knietief im Wasser des Rursees am Anleger in Schwammenauel. Über Nacht sei der Pegel der Talsperre um satte 30 Zentimeter gestiegen. Genauer: binnen 24 Stunden, so Kapitän Klaus Blumberg. Der 58-jährige Schiffsführer packt kräftig mit an.
Der Anstieg des Pegels zwingt die Schiffsmannschaft, die Anlegestege für die nebeneinander vertäuten Fahrgastschiffe Aachen und Stella Maris entsprechend nach oben zu verlegen. Das ist harte Arbeit und erfordert viel Aufmerksamkeit. Die Motoren werden angeworfen, die Schiffe müssen feinfühlig rangiert werden.
In der Winterpause hat die Crew am Rursee viel Arbeit
Denn eigentlich ist die Saison der Rurseeschifffahrt gerade erst vorbei, die Mitarbeiter des Schiffsreeders Franz-Josef Heuken und seines Sohnes Philipp Heuken wollen sich auf die Arbeiten konzentrieren, die in der Winterpause erledigt werden müssen. Zunächst steht das Leeren aller Ver- und Entsorgungsleitungen an, damit sie frostsicher sind.
Die elektrisch angetriebene St. Nikolaus ist bereits aus dem Obersee in Einruhr herausgezogen. Hier stehen diverse Lackarbeiten am Schiffskörper an. Aber das sind Kleinigkeiten gegenüber dem Modernisierungsprogramm, das es jetzt am Flaggschiff, der Stella Maris, abzuarbeiten gilt, wie Philipp Heuken erklärt. Doch zunächst muss sie noch für zwei Sondertouren ran, die beliebten Nikolausfahrten am ersten Advent, 30. November, um 11 und um 15 Uhr – natürlich mit Besuch des „Heiligen Mannes“ an Bord.
Neue Schiffsmotoren sollen deutlich umweltfreundlicher sein
Ähnlich der Aachen, die in der vergangenen Fahrpause auf Vordermann gebracht worden war, ist nun das Schwesterschiff dran. Die Stella Maris, der „Stern der Meere“, ist mehr als 37 Meter lang, über sieben Meter breit und fast 50 Jahre alt. Sie kann bis zu 500 Passagiere transportieren. Die mittlerweile rund 30 Jahre alten Antriebsmotoren werden ausgetauscht. Eingebaut werden nun FPT-Marinemotoren von Iveco mit einer speziellen Zulassung für Schiffe, die deutlich umweltfreundlicher als die alten 484-PS-Maschinen sind.

Bei Niedrigwasser sind die Wege von den Rursee-Schiffen über die Stege und Treppen aufs Land recht lang.
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An seinem alten Steuerstand sitzt Kapitän Klaus Blumberg.
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Außerdem wird die komplette Technik des Steuerhauses ausgewechselt und aufgemöbelt, es wird mehr Elektronik Einzug erhalten. Insgesamt will die Schifffahrtsfamilie Heuken wie bei der Aachen einen mittleren sechsstelligen Betrag investieren. Damit soll außerdem eine Schönheitskur für die Bänke der Fahrgäste einhergehen.
Die Bilanz 2025 zeigt durchschnittliche Besucherzahlen
Was die Fahrgastzahlen der Saison 2025 angeht, spricht Philipp Heuken von vergleichbaren Werten wie im vergangenen Jahr: 200.000 Passagiere, diesmal vielleicht ein wenig darüber: „Besser geht immer. Gerade der Oktober war schlecht. Insgesamt war es eine durchschnittliche Saison mit Luft nach oben.“ Wie berichtet, hatte es im Zuge der Arbeiten der Gemeinde Simmerath an der Rurseepromenade in Rurberg bei den Schiffsbetreibern einigen Ärger gegeben, weil etwa die Erreichbarkeit des Anlegers und des Kartenverkaufs im Kiosk am Seeufer durch die Bauarbeiten problematisch war. Besonders wegen fehlender Kommunikation und nicht rechtzeitiger Information sahen die Heukens Missstimmungen.
Wie sie ergänzen, sei die Nachfrage nach der Zwei-Seen-Tour zurückgegangen, weil der Fußweg über den Eiserbachdamm durch die Bauarbeiten gesperrt und ein längerer Umweg durch die Freibadanlage am Antoniushof nötig war. Um die Gäste besser zu informieren, hatten Heukens später eine Wegweisung initiiert, damit diese vor dem Nationalparktor nicht vor den Sperrzaun liefen.
Es gibt schon neue Probleme, so Philipp Heuken. Seit Neuestem sei für Busse die Zufahrt zum Paulushofdamm und in die Nähe des Obersee-Anlegers gesperrt. Er hoffe, dass es in Abstimmung mit der Gemeinde Simmerath bis zur neuen Saison eine angemessene Lösung gebe, da ansonsten für das ältere Publikum der Fahrgastschiffe der Fußweg zu beschwerlich werde. Für Gehbehinderte steht eine „Golfkarre“ bereit.
Die neue Saison beginnt Ende März 2026 auf dem Rursee
Die Vorsaison beginnt am 28. März 2026 und dauert bis zum 30. April. Vom 1. Mai bis zum 6. September gilt die Hauptsaison, danach bis zum 1. November die Nachsaison. Wenn das Geschäft im Sommer brummt, werden insgesamt rund 30 Mitarbeiter beschäftigt. Darunter sind sieben Schiffsführer mit dem Kapitänspatent, die aber nicht mehr alle in See stechen. In der Winterpause werden zunächst Überstunden „abgefeiert“, einige Kollegen müssen sich eine Zeit arbeitslos melden – mit der Gewissheit, 2026 wieder ihren alten Job anzutreten.
Ihre Bewährungsprobe hat zudem die in diesem Jahr neu angeschaffte Bimmelbahn eines italienischen Herstellers bestanden. Die pendelt in der Saison im Linienverkehr als Schiffszubringer zwischen dem Bahnhof in Heimbach und dem Anleger Schwammenauel. Jetzt im Winter wird sie in einer Halle in Schwerfen untergestellt, bevor sie zur neuen Saison in einer Lkw-Werkstatt in Obergartzem gecheckt wird.
Die alte Bimmelbahn, optisch von ihrer Nachfolgerin fast nicht zu unterscheiden, ist von einem Unternehmer in Litauen gekauft worden. Dieser hadert aber immer noch mit der Bürokratie der amtlichen Anmeldung. Laut Heuken fehlten dort entsprechende Richtlinien, die Frage des Führerscheins sei nicht geklärt. Jetzt soll sie zum Weihnachtsmarkt die ersten Fahrgäste transportieren.
Steigender Pegel hat je nach Wasserstand andere Auswirkungen
Um 30 Zentimeter ist der Pegel des Rursees am 28. Oktober binnen 24 Stunden gestiegen. Laut WVER-Sprecher Marcus Seiler haben die anhaltenden Regenfälle dafür gesorgt. Dies entspreche insgesamt einem Zuwachs von 1,35 Millionen Kubikmetern Wasser.
Umgerechnet auf die 86.400 Sekunden eines Tages ergebe dies einen Zufluss von 15.625 Litern pro Sekunde, die gespeichert wurden, fügt Seiler an. „Hinzu kommen etwa 2,5 Kubikmeter pro Sekunde, die wir nach unten ans Staubecken Heimbach abgegeben haben, die also hereingekommen sind, aber nicht gespeichert wurden. Das wären an reinem Gesamtzufluss auf die 15.625 Liter pro Sekunde also noch einmal 2500 Liter obendrauf.“
Dass ein solcher Zufluss stets zu einem deutlich höheren Wasserstand führe, könne man nicht generell sagen. Seiler: „Der See ist ja kein gleichmäßiger Eimer, sondern die Ufer fallen schräg ab. Ist der See voller, würde ein solcher Zufluss weniger als 30 Zentimeter bedeuten. Ist er leerer, würde ein solcher Zufluss sogar mehr als 30 Zentimeter bedeuten.“

