Wie heiß ist das Fett in der Fritteuse, wie warm der Glühwein? Ist alles einwandfrei? Lebensmittelkontrolleure überprüfen Weihnachtsmärkte.
Hygiene und SicherheitMit den Lebensmittelkontrolleuren auf dem Weihnachtsmarkt in Monschau

Ganz genau schauen die Kontrolleure Dr. Mathias Boese (r.) und Stefan Schnitzler auf dem Monschauer Weihnachtsmarkt hin. Hier prüfen sie die korrekte Lagerung der Bratwürste in der Imbissbude von Abbas Kteich.
Copyright: Stephan Everling
Das Potpourri der Gerüche auf dem Weihnachtsmarkt in Monschau ist genauso vielfältig wie das babylonische Sprachgewirr der Besucher. Zwischen das Aroma von Apfel, Zimt und Mandelkern mischt sich der Duft von Glühwein, Gebratenem und Gesottenem. Doch für die ganze Pracht haben Dr. Mathias Boese, Leiter der Lebensmittelüberwachung der Städteregion Aachen, und sein Mitarbeiter Stefan Schnitzler kaum ein Auge. Wenn sie ihre weißen Kittel überstreifen, dann wird klar: Die Lebensmittelkontrolle ist unterwegs.
13 Mitarbeiter sind für die Lebensmittelkontrolle der Städteregion unterwegs. Sie haben nicht nur den stationären Handel und Restaurants im Blick, sondern auch Glühwein- und Frittenbuden, etwa auf den Weihnachtsmärkten. Für die Standbetreiber ist das im Zweifel kein Spaß. Die Kontrolleure nehmen ihre Aufgabe ernst, wie Ellen Leimbach, Leiterin des Veterinäramtes, zu dem die Lebensmittelkontrolle gehört, erklärt: „Wir sind dazu da, etwas zu finden.“ Zugedrückte Augen sind nicht vorgesehen.
Kontrolleure in Monschau sind zufrieden mit dem Weihnachtsmarkt
Abbas Kteich ist trotzdem entspannt, als Boese und Schnitzler vor seiner Bude mit Fritten, Wurst und vegetarischer Kartoffelsuppe stehen. Er kennt sich aus und weiß, was die Lebensmittelkontrolleure von ihm erwarten, denn er betreibt auch das Restaurant „Alter Markt“ in Monschau. „Ich habe nichts zu verbergen“, sagt er selbstbewusst.
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Das Waschbecken ist so etwas wie der Einstieg der Kontrolleure. „Als Erstes waschen wir uns die Hände. Dann wissen wir direkt, ob das Waschbecken vorhanden ist, das vorgeschrieben ist“, sagt Boese. Auch sonst kennen sie die neuralgischen Stellen.
Maximal 175 Grad dürfen Fritteusen heiß werden
Die Temperatur der Heißfettgeräte, landläufig als Fritteusen bekannt, darf nicht höher als 175 Grad eingestellt sein. Ansonsten können Acrylamide entstehen, die im Verdacht stehen, Krebs zu erregen. Kontrolliert wird auch die Wurstschneidemaschine. „Das ist so eine Stelle, wo sich Reste ansammeln, die zu einem Problem werden können, wenn das nicht richtig gereinigt wird“, verrät Schnitzler.

Stimmt die Temperatur? Ein Test im Suppenkessel.
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Fürs Labor füllt Abbas Kteich eine Probe der Kartoffelsuppe ab.
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Sein Thermometer kommt bei Currysoße und Kartoffelsuppe zum Einsatz. Mindestens 60 Grad müssen diese Speisen haben, die ständig warmgehalten werden. An diesem Stand tun sie das, wie Kteich mit der lückenlosen Dokumentation nachweist. „Vorbildlich“, kommentiert Boese seinen Blick in den Ordner.
Ein weiteres Detail nötigt dem Kontrolleur Respekt ab: Kteich hat eine Dunstabzugsanlage im Einsatz. „Ich habe ein Problem damit, im Fettdampf zu arbeiten“, begründet er die Maßnahme. Die funktioniert, wie Boese feststellt: Prüfend hält er ein Papiertuch vor die Öffnung des Rohres. Bevor er auch nur „Schwupp“ sagen kann, ist das Tuch verschwunden. „Da sollte noch ein Gitter davor“, empfiehlt er lachend.
Proben werden genommen und später im Labor untersucht
Eine Sache gefällt den Kontrolleuren aber nicht. In einer Schublade des Kühltisches hat sich Wasser gesammelt. Entweder ist das von der Reinigung übrig oder Kondenswasser, so Schnitzler. Und Boese sagt: „Wasser ist Leben. Darin könnten sich Keime bilden.“ Mit einem Tuch beseitigt Kteich das Problem. Von der Kartoffelsuppe wird eine Probe genommen, die im Labor chemisch und mikrobiologisch untersucht wird. Vorsichtig füllt Kteich das kleine Gefäß. Die Suppe komme vom Großhändler, sagt er. Was abends mit der übrigen Suppe geschehe, will Boese wissen. „Die wird an die Angestellten verteilt“, antwortet Kteich. Das, so der Kontrolleur, habe er hören wollen.

Die Glühweinstände werden von Andreas Cavelius (l.) und Martin Kühn untersucht.
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Alle Feststellungen werden von Stefan Schnitzler und Dr. Mathias Boese sofort dokumentiert.
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Auf dem Marktplatz sind inzwischen auch Martin Kühn und Andreas Cavelius unterwegs. Kühn ist Weinexperte beim Landesamt für Verbraucherschutz und Ernährung NRW und unterstützt Lebensmittelkontrolleur Cavelius. Sie haben die Glühweinstände auf dem Weihnachtsmarkt im Visier. „Mindestens sieben Prozent Alkohol, nur Wein und Gewürze, kein Wasser oder Orangensaft“, beschreibt Kühn das Anforderungsprofil. Das werde in der Regel eingehalten, weil der Wein fertig eingekauft werde.
Ein Problem sei zuweilen die Erhitzung. „Ab 78 Grad verdampft der Alkohol, der Zucker karamellisiert“, erklärt Kühn. Auch werde der Zimt bitter. Mittlerweile werden daher in vielen Ständen Durchlauferhitzer verwendet, die den Glühwein schnell auf die geforderte Temperatur bringen. „Das ist wie eine Bierzapfanlage, nur mit Heizung und nicht mit Kühlung“, sagt Kühn: „Das System verursacht keine Überhitzung.“
Für den Glühwein gelten strenge Regeln
Verstöße beim Glühwein werden strenger geahndet als bei Lebensmitteln, erklärt Kühn. Der Grund sind unterschiedliche Gesetze: Im Weingesetz werden Verstöße demnach direkt als Straftat geahndet. Anders bei Speisen: Hier können es die Kontrolleure bei einer Verwarnung belassen oder Bußgelder aussprechen, bevor sie einen Betrieb schließen. Was gar nicht so selten vorkommt. „Wir haben durchschnittlich eine Untersagung pro Woche“, so Boese. Die Buden und Stände auf den Weihnachtsmärkten seien allerdings in Ordnung. Hier ist mal eine Belehrung fällig, da ein Hinweis. „Viele, die wir schon länger kennen, haben wir uns auch erzogen“, sagt Kühn mit einem Augenzwinkern.
Rund ein Dutzend Märkte werden regelmäßig von den Kontrolleuren besucht, informiert Boese: „Wir fangen nicht erst bei der Öffnung an. Viele rufen vorher an, sodass wir sie beraten können“, sagt Leimbach. Das gelte vor allem für kleine Märkte, die von der Überwachung seltener ins Visier genommen werden.
Klassische Bürozeiten gelten für die Kontrolleure nicht, erklärt Boese: „Wir arbeiten rund um die Uhr. Wenn wir zum Beispiel Bäcker kontrollieren, dann meistens in der Nacht.“ Rund 7200 Betriebe werden von den 13 Kontrolleuren immer wieder unter die Lupe genommen. 3100 Kontrollen gab es in diesem Jahr, davon waren mehr als 300 aufgrund von Hinweisen aus der Bevölkerung. Dabei wurden rund 3200 Proben genommen.
Wie die von Kühn, die er veranlasst, wenn er sieht, dass der Glühwein im Kessel dampft. Dann nimmt er auch sensorische Proben, sprich: ein Schlückchen. Ein kleines: „Ich muss ja noch fahren“, sagt er schmunzelnd. Ob er bei den vielen Tests überhaupt privat auf Weihnachtsmärkte gehe? „Selten“, sagt er und fügt nach einer kurzen Pause mit einem Augenzwinkern hinzu: „Zum Leidwesen meiner Familie.“
Auch im Kreis Euskirchen wird kontrolliert
Auch Mitarbeiter der Lebensmittelüberwachung des Kreises Euskirchen sind nach Angaben der Verwaltung auf den Weihnachtsmärkten in der Region unterwegs. Das Team besteht nach Angaben von Corinna Lawlor vom Presseteam der Kreisverwaltung aus vier Kolleginnen und Kollegen. In Zweier-Teams besuche man zahlreiche Weihnachtsmärkte im Kreis – über die Adventstage verteilt, so viele wie möglich und es das Tagesgeschäft zulasse.

Die Stimmung auf den Weihnachtsmärkten genießen die Besucher.
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Laut Kreis waren die Lebensmittelkontrolleure am vergangenen Wochenende beispielsweise in Kronenburg unterwegs. Wie Lawlor auf Nachfrage berichtet, sei den Experten dabei nichts Negatives aufgefallen. „Alles unauffällig“, heißt es aus dem Kreishaus. Auch die Märkte in Bad Münstereifel oder Euskirchen stehen noch auf der Liste.
„Hauptsächlich werden Stände mit Getränken und Speisen kontrolliert, aber es ist auch schonmal eine Seifensiederin besucht worden, die auf dem entsprechenden Markt ihren Stand aufgebaut hat“, so Lawlor: „Die Kontrolleure lassen sich auch zeigen, wie Lebensmittel und Verpackungsmaterialien gelagert werden. Sie achten darauf, ob Schutzkleidung getragen wird, oder ob die Lagertemperaturen für die Speisen richtig eingestellt sind.“ (tom)


