LichterzugLandwirte im Kreis Euskirchen setzen Zeichen der Hoffnung

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Mit Lichterketten geschmückte Traktoren fahren durch Wißkirchen.

Der Zug der mit Lichterketten geschmückten Traktoren erfreute auch in diesem Jahr die Menschen.

Im vergangenen Jahr haben die Landwirte, die nach der Flut im Kreis Euskirchen so kräftig mit angepackt hatten, mit Lichterzügen ein Zeichen der Hoffnung gegeben. Die Neuauflage ab Wißkirchen war zugleich ein Protest.

Mit vor Staunen weit aufgerissenen Augen blickte der siebenjährige Luca den Traktoren hinterher. Immer wieder wandte er seinen Blick seinem Vater zu und verlieh seiner Begeisterung mit einem leisen „Wow“ Ausdruck. Grund für diesen Enthusiasmus waren nicht nur die Maschinen, sondern auch die unzähligen Lichterketten, mit denen die   Landwirte ein buntes Lichtermeer auf die Straßen zauberten.

Der Lichterzug sollte ein weiteres Mal einen „Funken Hoffnung“ in die Herzen der Menschen tragen, die sich zahlreich am Straßenrand versammelt hatten. „Wir haben unsere Route so gewählt, dass wir durch die vom Hochwasser besonders stark betroffenen Gebiete fahren“, erklärte Thomas Gräf, der den Lichterzug gemeinsam mit Wilfried Schmitz organisiert hatte. „Wir waren nach dem Hochwasser dort aktiv, um Unterstützung zu leisten. Und möchten zeigen, dass die Landwirte auch jetzt noch für die Menschen da sind.“

Kreis Euskirchener Landwirte protestieren

Vorweihnachtliche Stimmung, strahlende Kinderaugen und ein wenig Zuversicht für Flutbetroffene waren jedoch nicht die einzigen Beweggründe. Neben dem „Funken Hoffnung“ prangte nämlich auch der Zusatz „Ohne Bauern geht es nicht“ auf zahlreichen Plakaten.

„Es kann nicht sein, dass wir vor Ort von der Politik Handschellen angelegt bekommen, während zeitgleich Lebensmittel aus Nordamerika importiert werden, die schon seit 50 Jahren nicht mehr unserem Standard entsprechen“, so Gräf: „So eine Politik ist aus meiner Sicht scheinheilig. Es sollte endlich eine Entscheidung fallen – ganz oder gar nicht. Denn so, wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen.“

Die technischen Möglichkeiten seien mittlerweile derart weit fortgeschritten, dass die Lebensmittelversorgung auch unter Einhaltung aller Auflagen gewährleistet sein könnte, so Gräf weiter. „Nirgendwo auf der Welt ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln derart effektiv wie hier. Das bringt jedoch nichts, wenn der Markt mit Billigprodukten überschwemmt wird und alle Standards bei Importen nichts mehr zählen.“

Von einer deutlichen Kennzeichnung regionaler Produkte bis zu der Festlegung, nur noch Waren mit den gleichen Standards importieren zu dürfen, sehe der Landwirt großen und schnellen Handlungsbedarf. „Bei Industrieprodukten ist das doch auch möglich, warum also nicht bei Landwirtschaftsprodukten? Wenn sich nicht schon bald einiges in dieser Richtung ändert, könnte die Notsituation der Bauern in der Region dafür sorgen, dass dies der letzte Lichterzug ist, mit dem wir unseren Mitmenschen einen Funken Hoffnung bringen können.“

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