SpendenprojektWarum die Eifeler Brunnenhilfe aus Mechernich keine Brunnen mehr baut

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Eine Frau deutet mit ausgestreckter Hand auf einen mit Wasser gefüllten Teich im Hintergrund. Neben einer Pumpe stehen zwei weitere Männer.

Die zur Bewässerung der Felder angelegten Teiche müssen von Zeit zu Zeit entschlammt werden. Im vergangenen Jahr fiel die Regenzeit deutlich kürzer aus als üblich – mit entsprechend weniger Niederschlägen.

Beim traditionellen Mechernicher Fastenessen berichten die ehrenamtlichen Helfer über aktuelle Bewässerungsprojekte in Indien.

Wasser ist die Grundlage allen Lebens. Seit nunmehr fast einem Vierteljahrhundert engagiert sich die Eifeler Brunnenhilfe Indien (EBI) aus Mechernich schon auf dem indischen Subkontinent, um den Menschen dort zu diesem Lebensmittel zu verhelfen. „Angefangen haben wir tatsächlich mit der Finanzierung von Projekten zur Brunnenbohrung“, erinnert sich Dr. Franz Richter aus Holzheim. Doch weil das Anzapfen der Grundwasservorräte kein nachhaltiges Vorgehen darstellt, stehen bei der EBI und ihren Partnern inzwischen andere Maßnahmen im Blickpunkt.

„Das Ziel muss sein, das in der Regenzeit zur Verfügung stehende Wasser möglichst lange in der Fläche zu halten“, erklärt Richter. Daher sollen verschiedene Möglichkeiten zur Wasserspeicherung und zur Hebung des Grundwasserspiegels geschaffen werden.

Im vergangenen Jahr hat der Monsun in der Gegend unseres Projekts nur etwa zwei Wochen statt der sonst üblichen mehreren Monate gedauert.
Dr. Franz Richter, Eifeler Brunnenhilfe Indien (EBI)

Die Erosion der obersten Bodenschichten soll durch das Anlegen von Terrassen mit talseitigen Dämmen verhindert werden: „Hierdurch wird auch die Anbaufläche vergrößert. Verbesserte Bewässerungs- und Anbaumethoden – vor allem für Reis – erhöhen die Chancen gegen den Klimawandel“, führt Richter weiter aus.

Helfer aus Mechernich werden in Indien mit Klimawandel konfrontiert

Denn die Folgen des globalen Klimawandels sind natürlich auch in Indien allgegenwärtig. „Im vergangenen Jahr hat der Monsun in der Gegend unseres Projekts nur etwa zwei Wochen statt der sonst üblichen mehreren Monate gedauert. Das wurde uns bei unserem Besuch im Oktober berichtet“, erzählt Richter von seiner Reise zu verschiedenen Projekten im indischen Bundesstaat Jharkhand.

Eine Gruppe von Dorfbewohnern empfängt eine Besuchergruppe aus Deutschland. Die Frauen tragen traditionelle Saris.

Dr. Franz Richter aus Holzheim (5.v.l.) informierte sich im vergangenen Oktober im indischen Bundesstaat Jharkhand über den Stand der aktuellen Projekte.

Umso wichtiger sei es, das Wasser bei den starken Regenfällen am oberflächlichen Ablaufen zu hindern. „Dafür gibt es traditionell bereits Bewässerungsteiche, die allerdings regelmäßig entschlammt werden müssen. Auch kleinere Gruben entlang der Feldränder dienen diesem Ziel.“

Solche Maßnahmen seien weitaus effektiver als große und teure Staudammprojekte, betont Richter: „Bei den hohen Lufttemperaturen ist die Verdunstung bei großen, ungeschützten Wasserflächen natürlich ein Problem. Außerdem verbrauchen Staubecken viel wertvolles Ackerland.“

Verein unterstützt seit fast 25 Jahren Projekte in Indien

Hervorgegangen ist die Eifeler Brunnenhilfe im Jahr 2000 aus einem Arbeitskreis des damaligen Mechernicher Pfarrgemeinderates. „Damals entstand die Idee, vom Hilfswerk Misereor aus Aachen ein kleines, finanziell überschaubares Förderprojekt zu erhalten, das die Pfarre in Mechernich mit Spendengeldern und vielerlei Aktivitäten alleine stemmen konnte“, so Richter.

Entlang einer landwirtschaftlichen Fläche sind mehrere rechteckige Gruben ausgehoben worden. Einige Arbeiterinnen und Arbeiten schauen in die Kamera.

Durch das Anlegen von Gruben am Feldrand soll das Wasser in der Fläche gehalten werden.

Mit Unterstützung von Misereor wurde dann in Indien eine vertrauenswürdige Partnerorganisation gefunden, die die gesammelten Spendengelder ohne jeden Abzug für das ausgesuchte Projekt verwendete. Eine enge Zusammenarbeit besteht mittlerweile auch mit der Andheri-Hilfe Bonn. Auch die große Anzahl aus Indien stammender Krankenschwestern und Pfleger am Mechernicher Kreiskrankenhaus führte dazu, dass die Hilfsprojekte der EBI großen Rückhalt in der Bevölkerung fanden.

Verlässliche Partner sorgen für die Organisation vor Ort

Die Umsetzung der Arbeiten vor Ort liegt in Händen der indischen Partnerorganisation WOTR (Watershed Organisation Trust). Neben reinen wasserbaulichen Maßnahmen werden dabei auch verschiedene Projekte finanziert, die die Einkommenssituation der Landbevölkerung nachhaltig verbessern sollen: Schweine-, Hühner- und Ziegenhaltung sowie Fisch- und Bienenzucht ergänzen die Einkommensmöglichkeiten.

Eine Frau, die einen traditionellen Sari trägt, füllt Reis in den Trichter einer Mühle. Mehrere Menschen stehen um sie herum.

Die Anschaffung dieser Reismühle wurde ebenfalls durch die EBI gefördert.

Dazu kommt die Einrichtung kleiner Verkaufsläden und die Gründung von Schneiderwerkstätten. Durch die Selbstvermarktung landwirtschaftlicher Produkte fließt der Gewinn den Dörfern direkt zu. „Die Corona-Pandemie hat die Bevölkerung weniger hart getroffen, da sie zu einem großen Teil in der Lage ist, für sich selbst zu sorgen. Außerdem fanden viele vor Ort Arbeit und mussten nicht in Großstädte ziehen, um für ihren Lebensunterhalt zu sorgen“, so Richter.

Seit ihrer Gründung hat die EBI weit über 200.000 Euro an Spenden eingesammelt und in Indien für den armen Teil der Landbevölkerung in Form von Wasserversorgungsprojekten investiert. „Trotz der krisenreichen Zeit ist die Spendenbereitschaft der Förderer ungebrochen, so dass man mit Zuversicht in das neue Jahr schauen kann“, sagt Richter im Gespräch mit dieser Zeitung.

Spenden werden zum Beispiel durch den regelmäßigen Verkauf fair gehandelter Waren erzielt. Auch der Erlös des traditionellen Fastenessens am bevorstehenden Sonntag ist für die Projekte der EBI bestimmt.


Fastenessen am Sonntag, 17. März 2024, in Mechernich

Im Mittelpunkt des diesjährigen „Misereor-Sonntags“ am fünften Fastensonntag, 17. März, in der Pfarrgemeinde St. Johannes Baptist in Mechernich steht die vor 24 Jahren am Bleiberg gegründete „Eifeler Brunnenhilfe Indien“ (EBI). Die Heilige Messe um 10.45 Uhr mit Pfarrer Erik Pühringer steht unter dem Motto „Interessiert mich die Bohne?!“. Danach laden Dr. Franz Richter und seine Mitstreiter um 12 Uhr zu einem Vortrag und dem anschließenden traditionellem Fastenessen ins Johanneshaus neben der Kirche ein. 

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