Brandbrief an die PolitikMechernicher Pflegeheim sieht existenzbedrohende Situation

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Neben einem Schild des Sozialwerks Communio in Christo e.V. in Mechernich ist das Pflegeheim zu sehen, das der Verein dort betreibt.

Arbeitgeber für insgesamt rund 280 Mitarbeiter: das Sozialwerk Communio in Christo in Mechernich.

Viele Einrichtungen der Pflegebranche stehen aktuell mit dem Rücken zur Wand, sagt der Geschäftsführer des Sozialwerks Communio in Christo.

Einerseits will Norbert Arnold, Geschäftsführer des Sozialwerks Communio in Christo, deutliche Worte finden: „Für uns geht es derzeit um das wirtschaftliche Überleben!“, schreibt Arnold in einem offenen Brief, den er am Dienstag veröffentlicht hat: „Uns geht schlicht das Geld aus, es ist schon fünf nach zwölf!“

Empfänger in der Politik sind unter anderem NRW-Gesundheits- und Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sowie die hiesigen Abgeordneten im Landtag sowie im Bundestag. „Die gegenwärtige Lage in der Pflegebranche stellt mich und das von mir geführte Unternehmen vor immense Herausforderungen“, so Arnold weiter.

Norbert Arnold: „Wir sind ein stabiles Unternehmen“

Andererseits will er seine insgesamt rund 280 Mitarbeiter an den Standorten Mechernich und Blankenheim nicht beunruhigen. „Wir sind ein stabiles Unternehmen, das die aktuelle Situation auf jeden Fall überleben wird“, stellt er klar: „Als gemeinnütziger Verein dürfen wir Spenden entgegennehmen, das hilft uns natürlich.“

Porträtaufnahme von Norbert Arnold: Er trägt eine Brille mit schwarzem Gestell, Hemd und Sakko.

Einen offenen Brief zur aktuellen Situation von Pflegeeinrichtungen hat Norbert Arnold, Geschäftsführer des Sozialwerks Communio in Christo e.V. in Mechernich, verfasst.

Aber: „Wir sind darauf angewiesen, dass uns Pflegekassen und Sozialhilfeträger zeitgerecht auskömmliche Preise zugestehen und wir die Zahlungen dann auch pünktlich erhalten“, führt Arnold weiter aus. Und genau da liege das Problem: „Seit Jahresbeginn zahlen wir unseren Mitarbeitern in der Pflege höhere Gehälter und einen Inflationsausgleich von 250 Euro pro Monat. Aber die höheren Sätze werden uns aktuell noch nicht erstattet.“

Jährlich zum 1. November verhandeln die Pflegeeinrichtungen mit Vertretern der Krankenkassen und des Landschaftsverbands die neuen Pflegesätze. „Mit viel Glück haben wir bis zum Jahresende einen unterschriebenen Vertrag vorliegen, der die neuen Sätze regelt“, erklärt Arnold das Vorgehen.

Ausbildungssituation und Personalmangel verschärfen die Lage

Doch diesmal ist es anders. „Es ist jetzt Ende Februar, und wir haben immer noch keinen Bescheid. Es ist eine Unverschämtheit“, sagt Arnold, der die Geschäfte des Sozialwerks Communio in Christo seit mehr als 20 Jahren führt: „Uns laufen die Kosten davon und Einnahmen fehlen.“

Um das Verfahren zu beschleunigen, fordert Arnold eine Sechs-Wochen-Frist: „Diese Zeit sollte mehr als ausreichend sein, um die neuen Pflegesätze zu bestätigen. Wir brauchen schließlich Planungssicherheit.“

Während er sein eigenes Unternehmen trotzdem als gut aufgestellt betrachtet, sieht er für viele kleinere Häuser eine existenzbedrohende Situation. „Was ja noch hinzukommt, ist, dass wegen des Personalmangels nicht alle Plätze belegt werden können.“ Wirtschaftlich stünden dadurch in der Branche viele Einrichtungen mit dem Rücken zur Wand. „Dass das kein Hirngespinst, sondern Realität ist, zeigen die vielen Meldungen über Insolvenzen in der Pflegebranche“, betont der 59-Jährige.

Wenn sich nicht schnell etwas bei den bürokratischen Verfahren ändere, „wird die flächendeckende Versorgung mit professioneller Pflege nicht mehr gesichert sein“, malt Arnold ein düsteres Bild. Verschärft werde die Situation noch einmal durch die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Auch die gemeinsame Ausbildung der Pflegefachkräfte aus der Alten-, der Kranken- und der Kinderpflege, die sogenannte Generalistik, habe sich für die Betriebe der Altenpflege als Nachteil erwiesen.

„Wir haben derzeit fünf Mitarbeiter in der Ausbildung“, berichtet Arnold: „Alle fünf haben uns bereits mitgeteilt, dass sie das Haus nach der Ausbildung verlassen werden.“ Ein Grund dafür sei, dass im Bereich der Krankenhäuser höhere Löhne gezahlt würden, so Arnold.

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