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Geballte Kreativität40. Ausstellung in Mechernicher Gynmasium

Lesezeit 4 Minuten

Planetarisches aus Gehn: Martina Hessel hat das Sonnensystem aus Keramik nachgebaut.

Mechernich – „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“ – mit diesem Bonmot des Münchner Kabarettisten Karl Valentin, das das Handwerkliche des kreativen Schaffensprozesses und die Ästhetik des Ergebnisses gleichermaßen würdigt, begann Bürgermeister Dr. Hans Peter Schick seine Laudatio. Er lobte somit das, was er zugleich eröffnete: die Kojen mit den Arbeiten von 21 Künstlern und Künstlerinnen aus dem Stadtgebiet Mechernich. Es ist die 40. Gemeinschaftsausstellung im Foyer des Gymnasiums am Turmhof (GAT) – eine alljährliche Leistungsschau seit 1980.

Es sei ja damals nicht einfach gewesen, den seinerzeitigen Rektor des Gymnasiums von der Richtigkeit des kleinen Kunstmarktes im Schulfoyer zu Beginn der Weihnachtsferien zu überzeugen, erinnerte Marcel Hembach, Vorsitzender des Ausschusses für Bildung, Kultur und Soziales. Schließlich habe man aber das Einverständnis erhalten. Dann musste es schnell gehen, die erste Vernissage stand an.

Künstlerkumpels in der Kneipe

40 Jahre später ist daraus längst eine Tradition geworden, und Roland Rosenthal kann sagen, dass er von Anfang an dabei ist. Der 73-Jährige erinnert sich an das erste Treffen von ein paar Künstlerkumpels in der Kommerner Kneipe „Zum Stollen“. Mehr als 40 Jahre ist das her. Die Clique wollte ihre Arbeiten der Öffentlichkeit zeigen – und vielleicht dabei auch durch den Verkauf ein paar D-Mark verdienen. Aber wo? Am Ende der Überlegungen stand die Idee der Kunstausstellung im GAT. Männer und Frauen der ersten Stunden seinen unter anderem Irmela Wernig, Bruni Kämmerer und Beppo Wassong, so Rosenthal.

Und da eine Kunstschau der Vielen manchmal einen braucht, der die Leitlinien vorgibt, fungierte Paul Weiermann 26 Jahre lang als Kurator. Mittlerweile hat das Dreier-Team Petra Hansen, Donata Reinhard und Ela Rübenach diese Aufgabe übernommen. Sie haben zur Jubiläumsschau die Kojen für die Arbeiten der 21 Kreativen zur Foyermitte hin geöffnet. Die Besucher erhalten so rasch einen Überblick – etwa auf die realistischen Bilder aus der US-amerikanischen Pionierzeit von Roland Rosenthal oder auf Planetarisches von Martina Hessel aus Gehn.

Ein Sonnensystem aus Keramik

„Das ist unser Sonnensystem komplett aus Keramik“, so die Kreative. Der Ring des Saturns sei das schwierigste Detail gewesen: „Der Ton zieht sich beim Erkalten zusammen und bricht leicht.“ Über die Widerspenstigkeit des Materials muss man Elke Wessel aus Euskirchen, die von 1994 bis 2006 immer bei der Jahresschau dabei war, nichts erzählen. Ihr wie anderen „Ex-lern“ sind Kojen und Stellflächen zwischen Foyer und Aula bereitgestellt worden.

Ein Mann der ersten Stunde: Roland Rosenthal.

Ein „wissenschaftliches Institut“ in Euskirchen habe ihr alte bespielte Magnetbänder zur Verfügung gestellt, erzählte Wessel. Die Bänder habe sie dann der Länge nach durchschneiden müssen, um die darauf enthaltenen Daten unbrauchbar zu machen, berichtet sie unter einem großen breitkrempigen schwarzen Hut – aus Tonbändern. Was darauf enthalten gewesen sei? „Aufzeichnungen von Flugzeugbewegungen, sogenannte Radar-Tracks aus der Zeit des Kalten Krieges“, antwortete die Künstlerin: „Sie dienten zur Validierung eines rechnergestützten Modells zur Luftverteidigung und Überwachung und waren als geheim eingestuft.“

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Jedenfalls sei auch ihre riesige schwarze „Eule“ oder der „Brahmakauz“ aus solchen Datenträgern entstanden – durchaus eine mühsame Arbeit: „Die Tonbänder habe ich mit Dübel-Stangen gehäkelt, das weichere Material in den Objekten, das sind Videobänder meiner Kinder, die konnte ich stricken“, so die Datenfachfrau zum Materialwechsel, als das eine zur Neige ging. Jedenfalls hat sie so Krieg-Tapes zu Kunstwerken gemacht.

Musikalische Unterstützung aus der Region

Während Elke Wessel ihre ganz persönliche Friedensbotschaft erläuterte, stimmte wenige Meter weiter Stephan Brings „Superjeile Zick“ auf der akustischen Gitarre an. Der Kölsch-Rocker aus Kalenberg war so etwas wie der Überraschungsgast und machte gleich einen Scherz zu den Werken an den Stellwänden: „Das sind fast nur Motive von draußen: Kirchen, Landschaften. Was malen die Künstler eigentlich wenn et rähnt? Aquarelle?“

Kleines Gastspiel: Musiker Stephan Brings.

Das Publikum lachte, trank ein Gläschen Sekt und sang mit, als Brings den Refrain von „Halleluja“ anstimmte. Glückselig war eben so manchem zumute angesichts der 40. Auflage einer Kneipenidee. Dass es so weit kommen würde, hätte auch Roland Rosenthal damals im „Stollen“ nicht gedacht.

Die Ausstellung kann bis Donnerstag, 2. Januar, jeweils von 13 bis 17 Uhr besichtigt werden. Lediglich am ersten Weihnachtstag und Silvester bleibt sie geschlossen. Am 2. Januar stellen die Künstler ihre Werke zur Verlosung zur Verfügung.