Störung der Nachtruhe: Die Anwohner der Kommerner Bürgerhalle fordern von der Stadt Mechernich Nachbesserungen beim Lärmschutz.
Ärger wegen LärmLaute Bässe bringen die Dachpfannen der Kommerner Bürgerhalle zum Tanzen

Die Bürgerhalle wurde Anfang der 1990er-Jahre in direkter Nachbarschaft zur Wohnbebauung im Kommerner Ortszentrum errichtet. Das Thema Lärmschutz war bereits mehrfach Grund für Beschwerden der Anwohner.
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Die Kommerner Bürgerhalle ist ein beliebter Veranstaltungsort für die unterschiedlichsten festlichen Anlässe: Die örtlichen Vereine laden dort zu Schützenfest und Karnevalsveranstaltungen ein, Hochzeiten werden dort gefeiert oder auch Oberstufenpartys der Mechernicher Schulen. Dazu kommen regelmäßig auch noch Musikveranstaltungen gewerblicher Anbieter. „Es kommt immer auf den jeweiligen Mieter der Bürgerhalle an, wie laut es wird“, hat Roland Conraths festgestellt: „Allzu oft kommt es aber nach 22 Uhr noch zu massiven Lärmbelästigungen durch überlaute Musik.“
„Wir haben nichts gegen die Bürgerhalle und die Feierlichkeiten dort“, betont auch Manfred Metz, der wie Conraths in direkter Nachbarschaft zur Bürgerhalle in der Straße „In der Donau“ wohnt.
Seit Anfang Oktober ist für die beiden allerdings das Maß mehr als voll: „Ich habe normalerweise einen guten Schlaf, aber bei dieser Ü30-Party konnte ich bis weit nach Mitternacht kein Auge zumachen“, erinnert sich Metz. „Die Bässe wummerten extrem und haben die Dachpfannen auf der Bürgerhalle vibrieren lassen“, ergänzt Conraths. Er hat das Klirren mit seinem Mobiltelefon aufgenommen.
40 Anwohner unterschreiben Brief an die Mechernicher Stadtverwaltung
Um 0.40 Uhr rief Metz erstmals in dieser Nacht bei der Polizeiwache in Schleiden an, um die Ruhestörung zu melden. „Die Beamten haben natürlich auch wichtigere Dinge zu tun, aber als sich um 1.50 Uhr noch nichts an der Lautstärke geändert hatte, habe ich noch mal bei der Polizei angerufen“, schildert Metz. Inzwischen hatten sich wohl auch andere Bürger bei der Polizei über den Lärm beschwert. „Gegen 2 Uhr hieß es dann, eine Streife sei vor Ort. Kurz danach war es endlich ruhig“, so Conraths.
In der Woche nach der Party entschlossen sich Conraths und Metz, in der Nachbarschaft Unterschriften gegen die wiederholten Ruhestörungen zu sammeln. Ein Schreiben an Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, in dem sie ihr Anliegen schildern und die Stadt um ein Gespräch bitten, wurde von knapp 40 Bürgerinnen und Bürgern aus den direkt an die Bürgerhalle angrenzenden Straßen unterzeichnet.
Es lässt sich nicht vermeiden, dass man in der direkten Nachbarschaft einer solchen Halle etwas von den Veranstaltungen mitbekommt.
Im Auftrag des Kommerner Bürgervereins, der die Halle an Interessierte vermietet, hat Conraths einige Jahre lang selbst die Feiernden auf nächtliche Ruhestörungen hingewiesen, wenn die Musik nach 22 Uhr noch deutlich zu laut aus den Lautsprechern dröhnte. „Aber das mache ich nicht mehr, nachdem mir mehrfach Prügel angedroht wurde“, winkt Conraths ab: „Meine Frau hatte immer schon Angst, wenn ich losgegangen bin, dass mir etwas passiert.“
Ordnungsamt soll bei den nächsten Partys Lärmmessungen durchführen
Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick kann einerseits den Unmut der Anwohner verstehen. „Andererseits lässt es sich aber nicht vermeiden, dass man in der direkten Nachbarschaft einer solchen Halle etwas von den Veranstaltungen mitbekommt“, sagt der scheidende Verwaltungschef: „Die Bürgerhalle ist eine sehr wichtige Einrichtung für den Ort und das gesellschaftliche Leben in Kommern, das darf man nicht vergessen“, betont Schick.
Als Reaktion auf die Beschwerde der Anwohner soll nun auch das städtische Ordnungsamt aktiv werden. „Wir haben das hier im Rathaus besprochen und werden bei einer der nächsten Veranstaltungen Lärmmessungen durchführen“, kündigte Schick an. Sollten die gesetzlichen Grenzwerte in Bezug auf den Lärm nicht eingehalten werden, müsse man eventuell einen Sachverständigen hinzuziehen und überlegen, ob weitere bauliche Maßnahmen in Betracht kommen, um die Geräuschemissionen zu reduzieren, so der Bürgermeister.
Wenn sich ein Veranstalter nicht daran hält, bekommt er die Halle beim nächsten Mal eben nicht mehr.
Die Bürgerhalle befindet sich nicht in einem reinen Wohn-, sondern in einem Mischgebiet. Dort gilt zwischen 22 und 6 Uhr ein Grenzwert von 45 Dezibel, der allerdings bei kurzzeitigen Geräuschspitzen um bis zu 20 Dezibel überschritten werden darf.
Bürgerverein Kommern weist auf Lärmschutzregeln im Mietvertrag hin
Ortsbürgermeister Rolf Jaeck, der auch Chef des Bürgervereins ist, ist an einer gütlichen Einigung gelegen. „Wir wollen keinen Krach im Dorf, deshalb nehmen wir die Beschwerden sehr ernst“, sagt Jaeck im Telefonat. „Wir weisen die Nutzer bereits im Mietvertrag ausdrücklich darauf hin, dass sie sich an die geltenden Regeln halten müssen“, erklärt der Ortsbürgermeister.
Nach 22 Uhr sollen demnach die schweren Vorhänge sowie die Türen geschlossen und die Bässe bei der Musikanlage heruntergedreht werden. „Wenn sich ein Veranstalter nicht daran hält, bekommt er die Halle beim nächsten Mal eben nicht mehr“, verspricht Jaeck.
Schallschutz war schon immer ein Thema für die Bürgerhalle Kommern
In ihrem Schreiben an die Stadt schlagen die Kommerner auch technische Maßnahmen vor, um den Lärm einzudämmen: „Um die Bässe im Rahmen zu halten, könnte ein Resonanzfilter eingebaut werden“, so die Anwohner. Außerdem fordern sie bauliche Verbesserungen, sollte der Schallschutz nicht mehr den aktuellen gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Schließlich sei die Bürgerhalle bereits Anfang der 1990er-Jahre errichtet worden.
Das Thema Schallschutz war unterdessen bereits oft Thema rund um die Bürgerhalle. Bereits kurz nach der Eröffnung im August 1991 stellte sich heraus, dass an der Halle noch einiges zu verbessern war, denn Fensterflächen und Dach waren nicht schallgedämmt.
Stadt Mechernich zahlte Bürgerhallen-Nachbarn die Dreifachverglasung
„Bei offenen Türen der Halle wirkte das Foyer wie der Schalltrichter einer Trompete. Es hagelte Beschwerden der Nachbarn über ruhestörenden Lärm in den Nachtstunden“, erinnerte sich der ehemalige Kommerner Ortsvorsteher Johannes Ley anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Bürgerhalle.
Insbesondere ein Nachbar habe jedes Fest in der Bürgerhalle mit Anzeigen torpediert. Die Fenster des Hauses in der Nachbarschaft seien daraufhin von der Stadt Mechernich mit einer Dreifachverglasung versehen worden.

