Gemeinsam und zu Fuß zum Unterricht: Was früher ganz normal war, wurde an der Grundschule Mechernich jetzt als neues Projekt gestartet.
Fußbus mit FahrplanWarum Mechernicher Grundschulkinder wieder zu Fuß zum Unterricht gehen

Die Haltestellen und der Streckenverlauf des Fußbusses sind mit entsprechenden Schildern gekennzeichnet.
Copyright: Thorsten Wirtz
Kein lautes Motorbrummen, keine stinkenden Diesel-Abgase – bei der Jungfernfahrt der neuen Buslinie vom Wohngebiet Mechernich-Nord zur Grundschule an der Feytalstraße ging es kurz vor den Osterferien ziemlich geräuschlos zur Sache. Wer jetzt allerdings denkt, hier gehe es um das Thema Elektromobilität, der ist falsch abgebogen: Die Buslinie kommt gänzlich ohne Fahrzeuge aus, denn sie gehört zu einem „Fußbus“.
Der funktioniert wie eine Karawane: Dazu treffen sich die Schülerinnen und Schüler an gekennzeichneten Haltestellen, um dann gemeinsam zu Fuß zur Schule zu gehen. „Eltern können mitgehen, müssen aber nicht, denn wir setzen darauf, dass sich die jüngeren an den älteren Kindern orientieren“, erklärt Christopher Aschoff, der zusammen mit Stefanie Dederich von der Schulpflegschaft die Idee für den Fußbus hatte. „Es ist für die Eltern auch möglich, einzelne Etappen des Schulweges zu begleiten, dann könnte ein anderer Vater oder eine andere Mutter übernehmen.“
Eltern hatten die Idee für den Fußbus in Mechernich
Aschoff ist mit seinem Sohn Jonathan, der im vergangenen Jahr eingeschult wurde, zur Start-Haltestelle gekommen. Knapp zwei Kilometer beträgt der Fußweg von der Haltestelle „Am schwarzen Baum“ bis zur Grundschule. Nach und nach gesellen sich auf dem Weg in Richtung Feytalstraße weitere Schülerinnen und Schüler dazu.

Haben den Fußbus gemeinsam initiiert: Schulleiter Uli Lindner-Moog (v.l.), Stefanie Dederich, Konrektorin Iris Pollender, Kati Jakob (Stadtverwaltung) und Christopher Aschoff.
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Die Fußbus-Route ist beschildert, wobei die Macher auf einen verkehrsarmen Streckenverlauf geachtet haben. Wie bei einer richtigen Buslinie gibt es auch beim Fußbus einen Fahrplan. „Wir sind die Fußbus-Strecke vorher gemeinsam abgegangen und haben die Ankunfts- und Abfahrtszeiten festgelegt“, ergänzt Dederich.
Die Schulleitung und die Mechernicher Stadtverwaltung unterstützen das Projekt. „Wir mussten uns aber nur wegen der Haltestellen-Beschilderungen mit dem Bauamt austauschen“, erklärt Kati Jakob, Fachbereichsleiterin für Bildung, Soziales und Tourismus bei der Stadt Mechernich. Neben Punkten wie Nachhaltigkeit und Förderung der schulklassenunabhängigen Freund- und Bekanntschaften war auch die tägliche Verkehrssituation auf dem Parkplatz vor der Grundschule ein Grund für das Projekt.
Ziel: Zahl der Elterntaxis soll in Mechernich verringert werden
Denn „Elterntaxis“ sind auch in Mechernich schwer in Mode und führen rund um die Grundschule immer wieder zu Verkehrsproblemen. Kurz vor Unterrichtsbeginn und mittags „knubbelt“ es sich dabei besonders. An- und abfahrende Privatautos und reguläre Schulbusse bringen Fußgänger aller Altersgruppen dabei mitunter in gefährliche Situationen.

Bei der Jungfernfahrt gab es für Tilda und Frida sowie die anderen Kinder ein LED-Lämpchen für dunkle Tage.
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„Hinzu kommt, dass ab September eine langwierige Baustelle in der Feytalstraße eingerichtet und auch der Grundschulparkplatz umgebaut wird“, sagt Schulleiter Uli Lindner-Moog, der ebenfalls ein Befürworter des Projekts ist und den Tross bei der Premierenfahrt begleitete.
Zuvor hatte man seitens der Schule eine Umfrage unter allen Familien aus dem Kernort gestartet, um die Gestaltung der Linien planen zu können und das generelle Interesse an dem neuen Angebot einschätzen zu können.
Positiver Nebeneffekt: Mehr Bewegung an der frischen Luft
„Wir haben mit der Linie von Mechernich-Nord zur Schule begonnen, weil es hier die meisten Interessenten gab“, berichtet Aschoff. Insgesamt sei die Einrichtung von fünf Fußbus-Linien im Kernort geplant.
Schulleiter Lindner-Moog freut sich noch aus einem anderen Grund darüber, wenn nach und nach immer mehr Schulkinder zu Fuß zum Unterricht kommen würden: „Die Bewegung an der frischen Luft fördert die Gesundheit und die Konzentrationsfähigkeit, und das kommt sowohl den Kindern selbst als auch den Lehrerinnen und Lehrern im Unterricht zugute.“