Nach 26 Jahren im Mechernicher Stadtrat macht Günter Kornell (73) aus Floisdorf Platz für den politischen Nachwuchs.
Abschied aus der PolitikGünter Kornell: Aus Wacken in den Stadtrat nach Mechernich

Zeitreise per Wahlkampf-Flyer: 1999 warb Bürgermeisterkandidat Hans-Peter Schick „mit Grips und Pep“, Günter Kornell bezeichnete sich als „einsatzfreudig und erfolgsorientiert“.
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Es gibt gleich mehrere Gemeinsamkeiten, die den ehemaligen Mechernicher Bürgermeister Hans-Peter Schick und Günter Kornell miteinander verbinden: Beide sind Mitglieder der CDU, beide haben ein agrarwissenschaftliches Studium absolviert, beide wurden bei der Kommunalwahl im Jahr 1999 gewählt und blieben bis 2025 im Amt. Schick als Bürgermeister, Kornell als Ratsmitglied und seit 2018 zusätzlich auch noch als stellvertretender Bürgermeister.
„Dass ich in diesem Jahr nicht mehr zur Wahl angetreten bin“, berichtet Kornell im Gespräch mit der Redaktion, „darauf hatte ich mich schon länger vorbereitet. Das war ein bewusster Schritt.“ Ein Schritt, den Kornell eigentlich schon ein paar Jahre früher gehen wollte: „Ich bin Ende 2017 in den Ruhestand versetzt worden“, sagt der ehemalige Beamte der Landwirtschaftskammer Rheinland. Doch Mitte 2018 legte Peter Wassong aus Weyer nach 43 Jahren als Mechernicher Ratsmitglied seine Ämter nieder – auch das als stellvertretender Bürgermeister. „Die Nachfolge sollte dann ich antreten“, erinnert sich Kornell: „Die Fraktionskollegen meinten, ich hätte als Ruheständler Zeit für so was.“
Als sachkundiger Bürger hängt der Floisdorfer noch eine Runde dran
Die Zeit nahm sich Kornell gerne – und so ganz loslassen von der Kommunalpolitik will der Floisdorfer auch heute noch nicht: Als Sachkundiger Bürger wird er weiterhin dem Betriebsausschuss des Stadtrats angehören. „Dass man mich gefragt hat, in diesem Gremium noch eine Runde dranzuhängen, das war für mich auch ein Zeichen, diese Aufgabe bislang recht gut erfüllt zu haben“, sagt Kornell.

Günter Kornell (l.), hier mit Bürgermeister Michael Fingel und dessen Vorgänger Hans-Peter Schick, wurde inzwischen offiziell aus seinem Amt verabschiedet.
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Im Planungsausschuss hat er auf eigenen Wunsch jedoch nur einen Stellvertreter-Posten übernommen: „Für mich gehören gerade in diesen Ausschuss, der sich sehr stark mit der künftigen Entwicklung der Stadt beschäftigt, junge Menschen hinein, die sich perspektivisch entwickeln sollen.“
Denn Nachwuchskräfte zu finden, die sich ehrenamtlich für die Allgemeinheit engagieren wollen, ist für die meisten Parteien keine einfache Aufgabe. „Es ist natürlich schwierig, die Leute bei der Stange zu halten“, so Kornell weiter: „Man kann es niemandem verdenken, wenn Berufsfindung, Karriere und Familie in diesem Lebensabschnitt die wichtigeren Themen sind.“
Günter Kornell wuchs im schleswig-holsteinischen Wacken auf
Außerdem ist es nicht immer so, dass „Nachwuchskräfte“ automatisch jüngeren Datums sind: Peter Kronenberg, der von Kornell den Posten als stellvertretender Bürgermeister für die CDU geerbt hat, ist tatsächlich fünf Jahre älter als der Floisdorfer.
Kornell selbst trat während seiner Referendariatszeit bei der Landwirtschaftskammer in die CDU ein und engagierte sich nach seinem Umzug nach Floisdorf zunächst innerhalb des Dorfs. „Ein Nachbar hat mich sogar in den Karnevalsverein geholt“, berichtet das gebürtige Nordlicht.
Auf die Frage, wo genau er aufgewachsen sei, antwortet Kornell mit einer Geste: Er spreizt den Zeigefinger und den kleinen Finger ab und formt die sogenannte „Pommesgabel“ – das Erkennungszeichen der Heavy-Metal-Szene. „Ich komme aus Wacken, wo seit 1990 das bekannte Open-Air-Festival stattfindet“, berichtet Kornell: „Weil eine meiner Töchter inzwischen dorthin gezogen ist, sind meine Frau und ich regelmäßig dort zu Besuch. Auf dem Festivalgelände war ich allerdings noch nicht.“
Bau der Eifel-Therme Zikkurat und neuer Siedlungsschwerpunkt
Zurück zum Dorfkarneval nach Floisdorf. Hier ist Kornell keiner, der aktiv das Rampenlicht gesucht hat – eher ein Mann für die gewissenhafte Arbeit im Hintergrund. Bei den Karnevalisten übernimmt er das Amt des Kassierers. Einen Job, den er dann auch im Floisdorfer Ortskartell und später im CDU-Stadtverband übernimmt. „Der Vorteil ist, dass man bei diesem Posten keinen Gegenkandidaten fürchten muss und immer ein tolles Wahlergebnis bekommt“, scherzt Kornell.
Als wichtigste Themen seiner Zeit im Stadtrat nennt der Floisdorfer das Votum für den Bau der Eifel-Therme Zikkurat und die Entscheidung gegen die Privatisierung des städtischen Kanalnetzes. Auch die Neuaufstellung des Flächennutzungsplans Anfang der 2000er-Jahre wirke bis heute nach: „Damals wurde der Grundstein für den neuen Siedlungsschwerpunkt in Firmenich und Obergartzem gelegt“, schaut Kornell zurück.
Kornell hält stärkere Ausrichtung nach Köln/Bonn für sinnvoll
Ein richtiger und wichtiger Schritt sei das gewesen, an dem man auch das heutige Wachstum der Einwohnerzahlen in der Stadt Mechernich ablesen könne. „Eine unserer größten Stärken ist die Nähe zu den Städten Köln und Bonn“, sagt Kornell. Eine stärkere Ausrichtung dorthin, wie es jetzt auch die Große Koalition im Euskirchener Kreistag vorschlägt, hält er daher für durchaus sinnvoll.
Persönlich wünscht sich Kornell für seinen kommunalpolitischen Ruhestand jetzt noch mehr Zeit fürs Reisen mit dem eigenen Wohnmobil. „Zum Beispiel nach Wacken, wo wir schon mal auf die Enkel aufpassen.“ Und auch der Schreibtisch im privaten Arbeitszimmer müsse dringend aufgeräumt werden.
Alles wegwerfen, was sich in 26 Jahren Ratsarbeit bei ihm daheim angesammelt habe, werde er aber nicht: „Wer weiß, wozu man die eine oder andere Vorlage vielleicht noch einmal brauchen kann. Aber ich werde die Akten stark reduzieren!“

