Teure SanierungDie Holzheimer kämpfen gegen den gefährlichen Schwamm in ihrer Kirche

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Eine aufwendige Gerüstkonstruktion ist im Innenraum der Pfarrkirche in Holzheim aufgebaut worden, um die Decke abzustützen.

Abgestützt: Mit massiven Streben wird die Holzdecke entlastet, da manche tragenden Balken vom Holzschwamm befallen sind.

Der echte Holzschwamm hat die Pfarrkirche in Mechernich-Holzheim befallen. Die Sanierung wird mindestens 1,6 Millionen Euro kosten.

Auch wenn sich an diesem Morgen die düster-grauen Regenwolken verzogen hatten und die Sonne sich am Himmel zeigte, die Gesichter der Verantwortlichen der Kirchengemeinde sind weiterhin sorgenumwölkt. Denn gute Nachrichten über den Zustand ihrer Kirche stehen immer noch aus, der Beginn der Sanierung lässt immer noch auf sich warten. Doch wenigstens kommen die Fachleute mittlerweile auf dem Weg voran, feststellen zu können, wie schwer die Schäden überhaupt sind.

Denn Dachstuhl und Holzdecke der Kirche St. Lambertus sind vom Echten Holzschwamm befallen. Eine Nachricht, bei der jedem Hausbesitzer ein kalter Schauer über den Rücken läuft. Denn zwei Dinge stehen dann bereits fest: Es ist schlimm, und es wird teuer.

Kirchensperrung: Im Dezember 2022 drohte die Decke einzustürzen

So fackelte auch GdG-Leiter Erik Pühringer im Dezember 2022 nicht lange und ließ die Kirche sperren: Die Tragfähigkeit der befallenen Balken für die bemalte Holzdecke war nicht mehr gewährleistet, sie drohte einzustürzen. Mit einem Gerüst, das entfernt an die Unterkonstruktion einer Achterbahn erinnert, wurde die Decke abgestützt und damit die Balken entlastet.

„Wir haben jetzt die Schieferbedeckung des Langhauses abgenommen, damit wir einen Zugang in den Zwickel bekommen“, skizziert Architekt Max Ernst aus Zülpich den aktuellen Zustand. Er ist derzeit auch für die anstehenden Arbeiten an den katholischen Kirchen in Nöthen und Bad Münstereifel zuständig.

Zahlreiche Kirchenfiguren stehen zusammengerückt in einem Altarraum.

Zusammengerückt: Im Altarraum sind die Figuren untergebracht.

Weiße Laken dominieren das Bild. Zu erkennen sind die Konturen der Kirchenbänke, die mit den Laken abgedeckt sind.

Abgedeckt: Die Kirchenbänke sind unter weißen Laken.

Im Zwickel, also dem dreieckigen Baukörper des Dachstuhls, liegt das Problem, genauer gesagt in der Verbindung zwischen dem Gebälk des Dachstuhles und dem Mauerwerk. Hier sind aber auch die Tragbalken für die Holzdecke aufgesattelt, die ebenfalls betroffen sind.

„Der Schwamm sitzt in der Mauerkrone und in den Balken von Dachstuhl und Decke. Aber wie stark der Befall ist, soll geklärt werden, wenn der Zugang frei ist“, so der Architekt. Bis Ostern wird ein Wetterschutzdach installiert, das das Langhaus vor den Unbilden der Eifeler Witterung schützen wird. Dann ermitteln Zimmermann und Steinmetz das Ausmaß des Schadens und der erforderlichen Arbeiten.

Die aktuelle Sanierung ist längst nicht das Ende der Arbeiten in Holzheim

„Die Frage ist, wieviel es genau ist und wie es weitergeht“, erklärt Pühringer. Der Gesamtschaden sei aktuell noch nicht im Blick. Doch die Schätzung von 1,6 Millionen Euro an Sanierungsbedarf scheine valide zu sein. Allerdings sei die Wiederherstellung der Innenausstattung da noch nicht eingerechnet, so Architekt Ernst.

Kompliziert wird die Sanierung der bemalten Decke dadurch, dass deren Balken eingeputzt sind. „Diesen Putz müssen wir abnehmen und anschließend neu aufbringen. Deshalb haben wir Restauratoren mit ins Boot genommen“, so Ernst. Doch für die Wiederherstellung der Innengestaltung fehle das Geld. Denn es sollten auch die Wandflächen der im 19. Jahrhundert aufwendig ausgemalten Kirche gereinigt werden.

Die Beschieferung der Kirche ist abgenommen worden, damit Dachstuhl und Holzdecke von der Oberseite in Augenschein genommen werden können.

Freigelegt: Die Beschieferung der Kirche ist bereits abgenommen.

Sorgfältig abgedeckt und vor dem Baustaub geschützt ist die Inneneinrichtung der Holzheimer Kirche

Geschützt: Die Einrichtung soll keinen Baustaub abbekommen.

Um die Finanzierung sicherzustellen, hat die Kirchengemeinde Holzheim eine Förderung des LVR aus Mitteln des Denkmalschutzes erhalten. „Es ist eine Ausfallbürgschaft, falls wir die Maßnahme nicht gestemmt kriegen“, so Pühringer.

Vor allem aus Mitteln des Bistums werde die Sanierung des Daches bezahlt, so Pühringer. Knapp 300.000 Euro müsse die Kirchengemeinde beisteuern. Da soviel nicht in den Fonds der Kirche zur Verfügung stehe, werde mit innerkirchlichen Darlehen gearbeitet.

Mechernicher Pfarrer vergleicht die Baustelle mit dem Kölner Dom

Auch wenn die Sanierung abgeschlossen sei, sei längst nicht alles im Lot. „Diese Maßnahme ist nur das Nötigste“, betont Pühringer. Es gebe noch genug andere Probleme in Turm und Apsis. So könnten etwa die Glocken derzeit nicht geläutet werden. „Das ist zur Zeit sowieso nicht das Thema“, sagt er mit Blick auf das dominierende Gerüst.

Zehn bis 15 Jahre werde es dauern, bis die Darlehen abgetragen seien und die nächsten Probleme angegangen werden könnten. „Das ist nicht anders als beim Kölner Dom: Das ist eine ewige Baustelle.“ Im 16. Jahrhundert hätten auch die Orte Breitenbenden, Harzheim, Weiler am Berge und Vussem zur Pfarrgemeinde Holzheim gehört. Davon sei nur noch Weiler am Berge übrig, so Pühringer: „Wenn das heute noch wäre, wären rund 2000 Katholiken in der Gemeinde, das fehlt einfach.“


Der Lottogewinn

Die Pfarrkirche St. Lambertus in Holzheim wurde in ihrer heutigen Form im Jahr 1845 geweiht. Mit ihren Ausmalungen ist sie ein beeindruckendes Beispiel für die Ausstattung der Kirchen im 19. Jahrhundert. Der Turm in romanischer Bauart gilt als der älteste Bauteil und soll bereits im 12. Jahrhundert errichtet worden sein.

Im Lotto hatten der Holzheimer Pfarrer Damian Velder und einige Familienangehörige im 19. Jahrhundert gewonnen. Den Gewinn stifteten sie für den Neubau der Kirche. 1845 wurde die neue Pfarrkirche geweiht.

Drei Männer und eine Frau stehen im Freien an der Baustelle der Kirche in Holzheim.

Teamarbeit: Die Sanierung organisieren Max Ernst, Klaus Kaulard (Bistum), Peter Schneider (Kirchenvorstand) und Julia Brück (Verwaltungszentrum Schleiden).

Das Geläut der Kirche mit den drei Glocken ist ebenfalls bemerkenswert. Während zwei der Glocken aus den 1950er-Jahren stammen, ist die mittlere, auf gis gestimmte Glocke aus dem Jahr 1485. Die anderen historischen Glocken waren im Ersten Weltkrieg aus dem Turm geholt worden, um eingeschmolzen zu werden. Sie konnten allerdings gerettet werden und hängen heute zum einen im Turm der Waisenhauskirche in Köln-Sülz, zum anderen im Bürgerhaus in Overath.

Zur Finanzierung der Sanierung ist der Pfarrgemeinde bislang kein Lottogewinn vergönnt. Daher bittet sie um Spenden. Infos gibt's im Pfarrbüro der GdG Mechernich, Tel. 0 24 43/86 40, oder per E-Mail.  

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