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SelbsthilfeMenschen mit Angststörung finden in Mechernich beim Spaziergang Gemeinschaft

3 min
Corina-Nicole Wolff-Pfister steht neben einem ihrer Pferde.

Corina-Nicole Wolff-Pfister leitet die Wanderung für Menschen mit Angststörungen.

„Walk and Talk“ heißt ein Angebot für Menschen mit Angststörungen. Beim Spaziergang sollen sie Gemeinschaft erfahren.

Spazierengehen, das ist mittlerweile unbestritten, streichelt die Seele. Umso mehr, wenn man dabei gute Gespräche führen kann. Oder auch gemeinsam schweigen mit verständnisvollen Menschen. Doch für viele Menschen ist nicht der erste Wanderschritt der schwerste, sondern der Schritt, sich einer Gruppe anzuschließen.

Zumal einer Selbsthilfegruppe. Die Deutsche Angst-Selbsthilfe (Dash) will die Schwelle für Menschen mit Angsterfahrungen oder Angststörungen möglichst niedrig ansetzen. „Walk & Talk“ nennt sie die Spaziergänge, bei denen Menschen miteinander ins Gespräch kommen können – in der Natur, in Bewegung, ohne Druck.

Betroffene können sich austauschen und vernetzen

Corina-Nicole Wolff-Pfister ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und Coach – und sie ist selbst von Angst betroffen. Deshalb hat sie die Selbsthilfegruppe „Elefantenstark“ gegründet, die sich wöchentlich in ihrer Praxis in Kalenberg trifft. Als die Dash Leute gesucht habe, um „Walk & Talk“ bundesweit zu etablieren, habe sie gedacht: „Das passt.“ Jetzt organisiert sie die Spaziergänge im Mechernicher Raum.

„Man braucht nichts außer seinen Füßen“, nennt Wolff-Pfister einen Vorteil des Konzepts: „Die Teilnehmer kommen in Bewegung und bilden eine Gemeinschaft, auch nach außen hin.“ Die Betroffenen könnten sich dabei vernetzten, miteinander reden, sich austauschen. Schon die Erkenntnis, dass andere ähnliche Themen haben, helfe ihnen, sich gegenseitig zu stützen. Denn die Erfahrung habe vielen gezeigt, dass Nichtbetroffene wenig Neigung zeigten, sich in die Menschen mit Angststörungen einzufühlen.

Ich bin die Hüterin der Regeln. Und ich kenne den Weg.
Corina-Nicole Wolff-Pfister

„Angst hat viele Facetten“, sagt die Fachfrau, die unter anderem auch Angstreitern hilft, als Menschen, die sich nach einem Sturz oder einem anderen Unfall nicht mehr aufs Pferd trauen. Auf ihrem Hof hält sie zehn Ponys und Pferde, mit denen sie zeitweise auch therapeutisches Reiten angeboten hat. Beim „Walk & Talk“ moderiere sie nur wenig, betont Wolff-Pfister. „Ich bin die Hüterin der Regeln“, sagt sie und fügt verschmitzt hinzu: „Und ich kenne den Weg.“

Eingreifen werde sie nur, wenn sie spüre, dass sich irgendwo ein Konflikt entwickele. Rund anderthalb Stunden will sie mit der Gruppe unterwegs sein, in einem Tempo, das wirklich jeder mithalten kann. Die Teilnehmerzahl ist auf maximal 20 beschränkt. Zu den Regeln gehört vor allem die Vertraulichkeit: „Die Gruppe bleibt ein geschützter Raum.“

Jeder redet nur über sich, nicht über andere Teilnehmer. Es gibt kein richtig oder falsch, alle Gefühle sind erlaubt. Ein wertschätzender, offener Umgang miteinander ist unabdingbar. Und wer nur zuhören und nicht reden möchte, kann das tun. Und, ganz wichtig: kein Handy. Zumindest kein eingeschaltetes. Der besondere Spaziergang startet am Freitag, 26. September, 18 Uhr, auf dem Parkplatz am Bahnhof in Scheven.

Wer mitgehen möchte, muss sich anmelden über die Homepage der Dash, auf der die Selbsthilfegruppe „Elefantenstark“ gelistet ist. Deren eigener Internetauftritt ist derzeit noch im Aufbau. Wie die gesamte Gruppe noch in den Anfängen steht. Derzeit kämen fünf Betroffene regelmäßig, berichtet die Gründerin. Für dieses Jahr plant sie noch einen weiteren Spaziergang, im kommenden Jahr soll es einer pro Quartal sein. Dann wird es einen neuen Startpunkt gegeben: den Wanderparkplatz Via Mansio bei Eicks.


So findet man Hilfe

Die Deutsche Angst-Hilfe e.V. (Dash) hat es sich zur Aufgabe gemacht, Selbsthilfegruppen und Betroffene zusammenzubringen. Mit „Walk & Talk“ hat sie ein Format entwickelt, um den ersten Austausch über Ängste zu erleichtern. Über die Homepage der Dash finden Betroffenen Termine