Kommt eine Verbotsliste?Mehr Klimaschutz in Mechernicher Neubaugebieten

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Baugebiete auf der grünen Wiese sind in allen Kommunen im Kreis Euskirchen heiß begehrt.

Mechernich – Die Nachfrage nach Bauland ist in vielen Kommunen im Kreis Euskirchen ungebrochen hoch: Die Corona-Pandemie (größere Akzeptanz von Telearbeit) und die Hochwasserkatastrophe (Suche nach flutsicheren Wohnorten) haben zum Teil sogar noch einmal zu einer deutlichen Steigerung der Nachfrage geführt.

Größtes Wachstum in Mechernich

Spitzenreiter, was die prognostizierte Bevölkerungszunahme im Kreis Euskirchen angeht, ist die Stadt Mechernich: „Bis zum Jahr 2050 gehen wir von einer Zunahme von acht Prozent gegenüber dem Jahr 2021 aus“, erläuterte Stadtplaner Thomas Schiefer im Planungsausschuss des Mechernicher Stadtrats. Im Kreis Euskirchen insgesamt liege die erwartete Zunahme bei rund vier Prozent. „Es gibt aber auch Kommunen, die weiter schrumpfen werden“, so Schiefer.

Neubaugebiet in Eicks

Das Baugebiet Im Frohngarten in Eicks besteht  seit 2012. Wegen zu großer Grundstücke wurde der Bebauungsplan allerdings nie umgesetzt. Jetzt hat sich mit der Firma Hinz & Partner aus Euskirchen ein Interessent gefunden, der das Areal erwerben möchte, um dort zehn Einfamilienhäuser mit einer Grundstücksfläche von je rund 500 m2 zu errichten. Die Mitglieder des Planungsausschusses stimmten nach kurzer Diskussion für die Durchführung des Bauleitplanverfahrens. Dabei sollen nach Möglichkeit Aspekte des klimafreundlichen Bauens berücksichtigt werden, so Bürgermeister Schick. (thw)

Alles zum Thema Klimawandel

Mit der stetig wachsenden Nachfrage nach Bauland klettern auch die Preise immer weiter – was aber ebenfalls nicht zu einer Umkehr des Trends geführt habe. Schiefer: „Für Mechernich dokumentiert sich dies in einer Interessentenliste für Baugrundstücke mit aktuell 430 Namen. Tendenz: weiter steigend.“

Das werfe in der Folge auch die Frage der Nachhaltigkeit auf, denn schon im Baugesetzbuch sei formuliert, dass mit Grund und Boden sparsam und schonend umgegangen werden solle. „Mehrfamilienhäuser werden daher in Zukunft auch auf dem Dorf ein Thema werden“, meint Schiefer.

Um das Thema „Klimaschutz im Neubaugebiet“ in die politische Diskussion einzubringen, hat die Mechernicher Stadtverwaltung daher ein 53-seitiges Thesenpapier erarbeitet, das von Katja Schmitz aus dem Team des Fachbereichs Stadtentwicklung vorgestellt wurde. „Es geht im ersten Schritt darum zu zeigen, was alles möglich ist“, erläuterte Schmitz.

Hausaufgaben für die Fraktionen

Die Fraktionen wurden aufgefordert, sich mit der Thematik zu befassen, damit in einer späteren Sitzung eine konkrete Vorschlagsliste mit Maßnahmen für mehr Klimaschutz beim Bauen erarbeitet werden kann. Neben Aspekten des Klimaschutzes sollen aber auch städtebauliche Vorgaben berücksichtigt werden, konkretisierte Schmitz: „Im Idealfall wirken sich die Vorgaben sogar auf beide Bereiche aus.“ Der Verzicht auf Schottergärten könnte einerseits dem Straßenbild gut tun und gleichzeitig auch den Insekten.

Ob es tatsächlich zu einer konkreten Ver- und Gebotsliste kommen wird, ist aber offen. Schiefer: „Viel wichtiger ist, dass wir jetzt einen Denkprozess anstoßen in den Fraktionen.“ Wenn man als Stadt selbst als Anbieter von Bauland auftrete, könne man natürlich genauere Vorgaben machen oder sogar Verträge über bestimmte Maßnahmen mit den Bauwilligen abschließen, so Schiefer.

Eine „Solarpflicht“ für die Nutzung von Solarthermie oder Photovoltaik wird es aber von Seiten der Stadt Mechernich zum Beispiel nicht geben. „Das wird derzeit ja auf Bundesebene für Neubauten diskutiert. Vorgaben, die wir in einem Bebauungsplan machen könnten, wären da einfach zu statisch“, sagte Schmitz.

Konkrete Empfehlungen sind möglich

Konkrete Empfehlungen für mehr Klimaschutz in Neubaugebieten könnte es aber bei den Themen Grundstücksgröße (weniger Flächenverbrauch), Flächenversiegelung, Regenwassernutzung (Entlastung der Kanalisation bei Starkregen), Anpassung der Bepflanzung oder Gestaltung der Außenbeleuchtung geben. Dachbegrünung sei auch auf geneigten Dächern möglich und verhindere eine weitere Aufheizung der Siedlungsflächen, ebenso wie der Verzicht auf Steingabionen zugunsten von Hecken.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Wir wollen eine faktenbasierte Stadtplanung, keine Ideologie“, verdeutlichte Schiefer zum Abschluss den Sinn des Thesenpapiers. Bis zur nächsten Sitzung des Planungsausschusses sollen die Maßnahmen von der Verwaltung in einer Prioritätenliste zusammengefasst werden.

KStA abonnieren