Traum erfülltMechernicherin kämpft bei Paralympics in Tokio um Medaille

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Mechernicherin Lisa Bergenthal (r.) kämpft bei den Paralympics um eine Medaille im Rollstuhlbasketball.

Mechernicherin Lisa Bergenthal (r.) kämpft bei den Paralympics um eine Medaille im Rollstuhlbasketball.

Mechernich/Tokio – Der Auftakt ist geglückt. Die deutschen Rollstuhlbasketballerinnen haben ihre ersten beide Spiele bei den Paralympics in Tokio gewonnen. Am Donnerstag gelang zunächst gegen Australien ein ungefährdeter 77:58 (45:25)-Erfolg. Mit von der Partie war auch Lisa Bergenthal aus Mechernich.

Für die 21-Jährige ist mit der Teilnahme bei den Paralympics, ein an die Olympischen Spiele angelehnter Wettbewerb für Sportler mit Körperbehinderung, ein Traum in Erfüllung gegangen. „Ich habe mich total gefreut, als ich von der Nominierung erfahren habe. Das hat mich wirklich stolz gemacht“, sagt Bergenthal, deren Beine von einer Spastischen Paraplegie betroffen sind.

„Beim Sport brauche ich meinen Rollstuhl“

Das ist eine Spastik in den Beinen, die genetisch bedingt ist und das Gangbild einschränkt, weil die Muskulatur eher gegeneinander als miteinander arbeitet. „Ich kann meinen Alltag ohne Hilfsmittel bewältigen, außer ich bin längere Zeit unterwegs, dann nehme ich den Rollstuhl oder den Gehstock, weil es dann eben doch zu Beschwerden kommt. Und beim Sport brauche ich natürlich meinen Rollstuhl“, erklärt die Studentin.

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Je nach Behinderung klassifiziert

Beim Rollstuhlbasketball werden die Spieler je nach Art der Einschränkung klassifiziert, indem man anhand fester Regeln Punkte für seine Einschränkung zugewiesen bekommt. Bei einem nicht behinderten Mann wären das 4,5 Punkte und bei der stärksten Einschränkung, sei es ein Querschnitt, gibt es nur einen Punkt.

Auf dem Feld funktioniert das dann so, dass fünf Spieler pro Team gleichzeitig spielen und dabei den Gesamtpunktewert von 14,5 nicht überschreiten dürfen. Lisa Bergenthal hat 3,5 Punkte, weil sie nicht so stark eingeschränkt ist.

Da bis zur Bundesliga in Mixed-Teams gespielt wird, gibt es auch noch mal Unterscheidungen zwischen Mann und Frau, weil Frauen körperlich unterlegen sind. Diese Unterscheidung ist in den Regeln festgelegt durch einen Punkteabzug bei den Frauen um den Wert 1,5. (tom)

Die Stimmung im Team sei toll – auch bedingt durch den perfekten Start ins Turnier. Der wurde durch den zweiten Sieg im zweiten Spiel am Freitagnachmittag deutscher Zeit veredelt. Gegen Großbritannien gewannen Bergenthal und Co. mit 53:35. Bereits am heutigen Samstag trifft die deutsche Nationalmannschaft um 10 Uhr auf Kanada.

Wenig Zeit für Sightseeing in Tokio

Viel Zeit für Sightseeing bleibt da nicht. „Eigentlich sind wir nur beim Training oder beim Spiel“, sagt Bergenthal schmunzelnd. Entsprechend stehe ein Besuch der Millionenmetropole hinten an. Schließlich sei das ausgerufene Ziel: die bestmögliche Platzierung zu erreichen. Die deutsche Mannschaft gewann bei den drei zurückliegenden Paralympics immer eine Medaille.

Vorbereitet hat sich das deutsche Team in einem Trainingslager in Kitakyūshū an der Nordspitze der japanischen Insel Kyūshū südlich der Kammon-Straße. Anschließend ging es ins Paralympische Dorf in Tokio. „Der Kontakt zu anderen Sportlern aus anderen Ländern ist sehr eingeschränkt“, sagt Bergenthal. Der Grund für den reduzierten Kontakt: die Corona-Bestimmungen in der japanischen Hauptstadt. Entsprechend verbringe man seine Zeit eigentlich nur im Kreise der Mannschaft.

Die Eröffnungsfeier sei ein unglaubliches Erlebnis gewesen. „Leider waren keine Zuschauer im Stadion, aber ich habe unglaublich viele Eindrücke gesammelt“, sagt die Mechernicherin. Es sei eine Ehre, an so einem Sportereignis teilzunehmen.

Mechernicherin spielt seit sieben Jahren Rollstuhl-Basketball

Die Mechernicherin spielt seit ihrem 13. Lebensjahr Rollstuhlbasketball. „Wir haben die gleiche Korbhöhe. Unsere Wurftechnik ist aber unterschiedlich zum Fußgänger-Basketball, weil wir sitzen. Allerdings können wir vor dem Wurf anrollen, das kompensiert schon mal die fehlende Sprungkraft. Der Wurf geht noch mehr aus den Armen. Wenn in einem Spiel 70 oder 80 Punkte fallen, ist das schon viel“, so Bergenthal.

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Sollte es zu einer Topplatzierung reichen, wäre Bergenthal eine weitere Medaillengewinnern im Rollstuhlbasketball. Die Eiserfeyerin Rita Breuer gewann sogar 1980 und 1984 die Gold-Medaille. Zudem wurde sie mehrfach Weltmeisterin.

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