Vierbeinige FlutopferTierheim Mechernich päppelt schwer verletzte Katzen auf

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Mehrere Hundert Tiere versorgt das Mechernicher Tierheim mit Nahrung, Medizin und einem Dach über dem Kopf.

Mehrere Hundert Tiere versorgt das Mechernicher Tierheim mit Nahrung, Medizin und einem Dach über dem Kopf.

Mechernich – Gebrochene Beine, zertrümmerte Hüften: Viele Katzen sind in der Flutnacht nur knapp mit dem Leben davongekommen. Zurück nach Hause finden – das konnten die Tiere oft nicht mehr. Einige blieben verschwunden. Andere landeten im Tierheim Mechernich, wo sich Reiner Bauer und die neun Mitarbeiter um sie kümmern.

„Kurz nach der Flut hatten wir viele verletzte Katzen hier“, sagt Bauer, Vorsitzender des Mechernicher Tierschutzvereins: „Sechs davon waren so schwer verletzt, dass wir sie operieren lassen mussten.“ Die Kosten einer Operation: etwa 1000 Euro. Ist die Nachbehandlung aufwendig, können es auch mehrere Tausend Euro werden. Allein 3000 Euro hat laut Bauer die Operation einer in Gemünd gefundenen Katze gekostet, deren Bein an mehreren Stellen gebrochen war.

Ein Tierarzt in Aachen operierte sie. „Der Arzt hat das Bein mit Schienen gerichtet. Das hat gut geklappt. Sie kann sogar wieder springen“, sagt Bauer. Komplizierte Brüche lässt das Tierheim nur von Spezialisten aus Aachen oder Heimbach behandeln. Die nötige OP-Ausstattung fehlt in Mechernich.

Mechernicher Tierheim wünscht sich beheizten OP-Tisch

Dabei ist das Tierheim nicht unbedingt schlecht ausgerüstet. Es besitzt einen OP-Tisch und ein Ultraschallgerät, Käfige für die Nachsorge und beheizte Matten, damit die betäubten Tiere nicht auskühlen. Kleinere Eingriffe wie Kastrationen seien kein Problem, erläutert Bauer. „Wir kommen zurecht. Ich will niemandem etwas vormachen. Aber eine bessere Ausstattung ist immer zum Vorteil der Tiere.“

Auf der Wunschliste des Tierheims: ein neuer OP-Tisch mit Heizung, ein Narkose- und ein Bluttestgerät. Allerdings bewegt sich allein das Narkosegerät in einer ähnlichen Preiskategorie wie die Bein-Operation der Katze. Mehr als 4000 Euro kostet ein Mittelklasse-Modell. Dieses Jahr mussten die Tierschützer Prioritäten setzen. Die Operationen der verletzten Katzen gingen vor.

Die laufenden Kosten des Tierheims decken die Kommunen des Kreises. Größere Anschaffungen finanziert das Tierheim aus Spenden. Aber die fehlen dieses Jahr. Bauer: „Die Menschen spenden nach der Flut natürlich lieber für andere Menschen.“ Hinzu kommt die Corona-Pandemie. Lange konnten keine Veranstaltungen stattfinden, bei denen der Verein normalerweise für Spenden wirbt.

Winter und vierbeinige Flutopfer stellen Tierheim vor Herausforderung

Aktuell hat das Tierheim mit einem weiteren Problem zu kämpfen: dem Winter. Der sei eine harte Zeit für Haustiere, sagt der Vorsitzende des Tierschutzvereins: „Vor Weihnachten geben viele ihre Katzen oder Hunde ab.“ Gerade steigt dementsprechend die Anzahl der Tiere im Heim – und mit ihnen die Kosten. Das erfordert kreative Lösungen von den Mitarbeitern: Fünf kleine Katzen leben in einer Art Wohngemeinschaft.

Nur wenige Katzen sind registriert

Eine Chip-Pflicht für Katzen gibt es in Deutschland nicht. Einzelne Länder und Kommunen regeln aber Kastration, Kennzeichnung und Registrierung von Katzen in eigenen Verordnungen.

Im Kreis Euskirchen gibt es eine solche Katzenschutzverordnung. Freilaufende Katzen müssen kastriert, gechippt und registriert werden. Verstößt der Tierhalter gegen die Verordnung, droht eine Strafe von bis zu 1000 Euro. Dennoch sind laut Reiner Bauer nur wenige Katzen im Kreis registriert.

Für den Chip spricht sich Bauer deutlich aus: „80 Prozent der Tiere, die wir zurückgeben, sind gechippt.“ Oft müsse man aber den Tierarzt nach dem Chippen darauf hinweisen, das Tier auch zu registrieren. (maf)

Eine Katze, sie heißt Ronja, fällt wegen ihres amputierten Schwanzes auf. „Der war verletzt, als sie hier ankam. Wir hatten keine andere Wahl, als zu amputieren“, sagt Tierheimmitarbeiterin Christina Geijsbrechts. Aber Ronja gehe es wieder gut. Auch die anderen Kätzchen aus der WG hatten Glück. Sie wurden gefunden, nachdem sie der ursprüngliche Besitzer ausgesetzt hatte.

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Bauer erlebt oft Erschreckendes im Tierheim. „Es gibt Menschen, die wollen den alten Hund hier abliefern und einen jungen mitnehmen.“ Seinen eigenen Hund, den Mischling Sunny, habe man in einem Mülleimer gefunden. Um ihnen zu helfen, dafür sei das Tierheim da. Und dafür bedürfe es einer besseren Ausstattung.

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