Hochwasser im WildparkTiere mit einer Menschenkette vor der Flut gerettet

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Die Ziegen haben sich von Tierpflegerin Sabine Honnef in der Hochwassernacht bequem in Sicherheit tragen lassen.

Leverkusen – Den Ziegen hat es gefallen, sie haben sich schön in die Arme gelegt, den Schafen hat die Menschenkette zur Evakuierung überhaupt nicht gefallen. Auch der Wildpark Reuschenberg hat in der Nacht auf den 15. Juli dramatische Stunden erlebt. Koordinatorin Angelika Nürnberg und Sabine Honnef, Leitung Tierpflege erinnern sich. 35 Ziegen, zehn Schafe und die Meerschweinchen mussten aus ihren Gehegen umgesiedelt werden, weil das Wasser aus der Wupper und dem Waldteich durch den Wildpark schoss. Die Tiere hätten bis zum Bauch im Wasser gestanden, sagt Honnef. Sie hatte zuvor am Abend noch eine Kontrollrunde gedreht, als ihr klar geworden war, dass Gefahr droht. 

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Der kleine Alpakajunge (Mitte) kam in der Hochwassernacht zur Welt und hört auf den Namen „Rudi“.

Die Ziegen wurden über die Zäune gehoben, auch die störrischen Schafe, die sich gewehrt haben, wurden gepackt. Teilweise mussten drei Personen ein Schaf tragen. „Man funktioniert einfach nur“, schildert es Nürnberg. Ihr habe das Wasser bis zur Hüfte gestanden, „der Adrenalinspiegel hält noch tagelang an“. Das größte Glück für die beiden Mitarbeiterinnen? Dass kein Tier gestorben ist.

Ziegenstall Wildpark Reuschenberg Credit IntegraL gGmbH

Die beiden Ziegenställe sind nicht mehr benutzbar, sie werden abgebrochen. Ein Gebäudeteil ist abgesackt. 

Doch die Schäden sind groß: Die beiden Ziegenställe sind nicht mehr benutzbar, sie werden abgerissen. Ein Gebäudeteil ist abgesackt, die Steine seien unterspült worden, sagt Sabine Honnef: „Wir wissen gar nicht, wie es darunter aussieht.“ Auch das Wegenetz müsste komplett neu gemacht werden. Gesamtkosten: Geschätzte 150000 Euro. Über die Stadt werden Anträge ans Land NRW gestellt, der Wildpark hofft auf Spenden. Die ersten kamen nach der Flut bereits: Unter anderem von der EVL, der Spardabank, ein Wildparkverbund aus Mecklenburg-Vorpommern hat ebenfalls gespendet. „Die sind dort nach dem großen Oder-Hochwasser sensibilisiert und möchten was zurückgeben“, vermutet Honnef und freut sich über die Anteilnahme. Sachspenden wie Schotter und Split für erste notdürftige Reparaturen an den Wegen oder Rindenmulch für den Spielplatz oder Essen für die ehrenamtlichen Helfer von der Nordkurve 12 gab es auch schon.

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Doch die Flut war ja nicht die einzige Katastrophe: Nachdem der Wildpark nach zehn Tagen wieder öffnen konnte, kam die Explosion bei Currenta. Da konnte man wieder zumachen. „Die Tiere hat der Knall genauso mitgenommen wie die Menschen“, erklärt Honnef. Gerade die sensiblen Alpakas seien unruhig gewesen. Das Team hätte das Areal auf Rußpartikel kontrolliert, vor allem die Spielgeräte. Einfach war das nicht, gerade von den Bäumen sei immer wieder was heruntergekommen. Mit der Informationspolitik von Currenta ist Angelika Nürnberg genauso unzufrieden wie viele andere Bürgerinnen und Bürger. Nach der Entwarnung des Lanuv konnten sie dann wieder aufmachen.

Kein Gras für die Meerschweinchen

Aus Vorsicht erhalten die Meerschweinchen jetzt aber kein Gras mehr, erklärt Sabine Honnef. Die Kaninchen könne man nicht einsperren, sie werden auf der Wiese gehalten, sagt die Leiterin der Tierpflege. Besucherinnen und Besucher kommen mittlerweile wieder gern, auch wenn es nicht zu viele sind, die 1000 Besucher gleichzeitig würden bei Weitem nicht ausgereizt. „Es könnten mehr sein“, wünscht sich Angelika Nürnberg. Aber es fahren sicherlich viele in diesem Jahr in den Urlaub, und auch das Wetter war ja regnerisch, sagen die beiden Mitarbeiterinnen. Immerhin kann der Park offen bleiben, auch wenn Leverkusen in die nächste Inzidenzstufe hochgestuft wird.

Aktuell muss man ein Onlineticket buchen oder kann den Betrag auch am Eingang bezahlen, das alles dient der Kontaktnachverfolgung und wird auch absehbar so bleiben. Die Betreiber des Wildparks hatten auch überlegt, ob sie den Betrag nicht erhöhen sollen – es stehen so viele Reparaturen an – doch sie haben die Idee wieder verworfen. „Zu uns kommen auch Leute, die nicht so viel Geld haben, auch die müssen die Möglichkeit haben, zu uns zu kommen und an die frische Luft zu gehen“, erläutert Angelika Nürnberg. Schließlich habe man auch einen Bildungsauftrag.

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