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Neue Messestelle an der SülzModerne Technik in Lindlar soll Hochwasserschutz verbessern

Lesezeit 3 Minuten
Roland Funke vom Landesumweltamt erläutert NRW-Umweltminister Oliver Krischer die Technik am neuen Hochwasserpegel in Lindlar.

Roland Funke vom Landesumweltamt erläutert NRW-Umweltminister Oliver Krischer die Technik am neuen Hochwasserpegel in Lindlar.

Das Land baut neue Hochwasserpegel, um den Hochwasserschutz zu verbessern. An der Sülz in Lindlar wurde jetzt eine neu Messstelle eröffnet.

Die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal stand am Dienstag im Landtag auf der Agenda, dort wurde der Abschlussbericht vorgestellt und diskutiert, welche Konsequenzen das Land aus den Ereignissen gezogen hat. Eine Konsequenz sind neue Hochwassermeldepegel. Und einer davon wurde in Welzen (Lindlar-Hommerich) an der Brücke über die Sülz gebaut und am Dienstag von Oliver Krischer, NRW-Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr, offiziell in Betrieb genommen. Dass die beiden Termine auf einen Tag fallen, sei Zufall, füge sich aber gut, sagte der Minister auf Nachfrage dieser Zeitung.

Der neue Pegel ist einer von   26 neuen Messstellen, die insbesondere an den Oberläufen der kleineren Gewässer in den ländlicheren Regionen installiert wurden und werden. Bis Ende des Jahres sollen insgesamt 122 Meldeanlagen ihre Daten an die Hochwasserzentrale des Landesamtes für Natur, Umwelt und Klima (Lanuk) liefern und durch eine längere Vorwarnzeit für mehr Sicherheit sorgen. Das dichtere Netz bedeute mehr Hochwasserschutz für alle, verspricht Minister Krischer.

Von der neuen Messstelle profitieren vor allem Overath und Rösrath

Für die Gemeinde Lindlar selbst liegt der Pegel zu weit flussabwärts, sagt Cordula Ahlers, Kämmerin der Gemeinde. Rösrath und Overath, die einige Kilometer weiter entfernt an der Sülz liegen, profitieren dagegen von einer besseren Vorwarnung. Und so waren auch Stephan Santelmann, Landrat des Rheinisch-Bergischen Kreises, und Bondina Schulze, Bürgermeisterin von Rösrath, zum Termin nach Welzen gekommen. Die Lindlarerin Ahlers regte an, weiter sülzaufwärts noch einen Pegel zu installieren, damit die vom Hochwasser besonders betroffenen Menschen in Hartegasse rechtzeitig gewarnt werden könnten.

Klimaschutz ist eine Daueraufgabe des Landes, denn wir müssen aufgrund des Klimawandels mit immer mehr Hochwasserereignissen rechnen
Oliver Krischer, NRW-Umweltminister

Wie die Technik funktioniert, das erläuterte Roland Funke vom Lanuk. Nach der Hochwasserkatastrophe 2021, die nicht nur das Ahrtal betroffen hatte, hat das Landesamt die Schadenspotenziale der Gewässer berechnet und nach geeigneten Standorten für neue Meldeanlagen gesucht. An der Sülz in Welzen wurden die Fachleute fündig. Es ist eine Brücke in der Nähe, diese wird benötigt, da zweimal im Monat mit einer Art Minisurfbrett mit Ultraschall und GPS das Flussprofil vermessen und die Fließgeschwindigkeit ermittelt wird. Das erfolgt mit Hand, indem das Brett an einer Schnur von einem Ufer an das andere gezogen wird. Aktuell flossen am Messpunkt 480 Kubikmeter pro Sekunde.

Technische Einrichtungen sind alle doppelt abgesichert, damit sie im Notfall immer funktionieren

Es gibt einen gelben Pegel-Meter sowie zwei Drucksonden und einen Einperlsensor, die die Wasserhöhe bestimmen. Die Technik ist doppelt ausgelegt, damit auch bei einem Ausfall immer eine Datenermittlung und -übertragung sichergestellt ist. Das gilt für die Datenübertragung per Mobilfunk ebenso wie für die Stromversorgung. Neben der 230-Volt-Leitung, die noch gelegt werden muss, gibt es eine Photovoltaikanlage und eine Batterie, die mindestens 14 Tage lang die Stromversorgung sicherstellen kann. Die gesamte Technik wurde an einem hochwassersicheren Standort installiert. Auf dem großen Kasten verrät ein Aufkleber mit einem QR-Code, um was es sich handelt.

Der Minister testete am Dienstag per Smartphone die Technik. „Es funktioniert, der Pegel hier beträgt 62,1 Zentimeter“, teilte er mit. Für den Hochwasserschutz, der eine Daueraufgabe sei, da aufgrund des Klimawandels mit mehr Hochwasserereignissen gerechnet werden müssen, sei es ein guter Tag, sagte Umweltminister Oliver Krischer.


Hochwasserwarnung

Der neue Pegel in Lindlar-Welzen gehört zu einem Messwerk mit rund 300 Gewässerpegeln, die das Landesumweltamt betreibt. Bis Jahresende sollen alle 122 Hochwassermeldepegel fertig sein. Wie in Welzen werden alle 15 Minuten die Daten an die Messnetzzentrale übertragen. Die Daten sind im Hochwasserportal öffentlich zugänglich. Zeichnet sich eine Hochwasserlage ab, werden hydrologische Lageberichte erstellt und diese an die zuständigen Stellen weitergeleitet. In Welzen gilt die Meldestufe 1 ab 150 Zentimetern (Überflutung von landwirtschaftlichen Flächen), Stufe 2 ab 200 Zentimetern (Überflutung von bebauten Grundstücken und Kellern) und Stufe 3 ab 250 Zentimetern (größere bebaute Gebiete betroffen). (lz)