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Brücken-Neubau in RösrathStraßen NRW und Rösrather Vertreter sehen Projekt in Lehmbach unterschiedlich

Lesezeit 3 Minuten
Die Sülzbrücke in Lehmbach, im Norden Rösraths, ist marode. Für den geplanten Neubau fordern Rösrather Vertreter mehr Hochwasser-Vorsorge.

Die Sülzbrücke in Lehmbach, im Norden Rösraths, ist marode. Für den geplanten Neubau fordern Rösrather Vertreter mehr Hochwasser-Vorsorge.

Unterschiedliche Meinungen zum geplanten Brücken-Neubau in Rösrath-Lehmbach äußern Straßen NRW und Vertreter Rösraths. Die Rösrather Seite will mehr Hochwasser-Vorsorge.

Spürbare Gegensätze zwischen dem Landesbetrieb Straßen NRW einerseits sowie Betroffenen und Kommunalpolitik in Rösrath andererseits gibt es beim geplanten Neubau der Sülzbrücke in Lehmbach. Das wurde im Planungsausschuss des Stadtrats deutlich, wo Mohamed Abodahab, Abteilungsleiter bei Straßen NRW, mit weiteren Fachleuten die Pläne vorstellte. Unterschiedliche Meinungen zwischen Straßen NRW und der Rösrather Seite gibt es vor allem in der Frage, wieviel Wasser unter der neuen Brücke hindurchfließen kann. So ging es im Ausschuss insbesondere darum, ob die Gestaltung des Neubaus angesichts des Hochwassers vom Juli 2021 angemesssen ist.

Den Ausführungen von Abodahab und von Tina Schaffmann vom beteiligten Unternehmen Hydrotec war zu entnehmen, dass unter der geplanten neuen Brücke ähnlich viel Wasser wie unter der bestehenden hindurchfließen kann. Der Neubau bedeute „keine Verschlechterung der Hochwassersituation“, sagte Schaffmann. Aus Rösrather Sicht ist das aber nicht ausreichend, angesichts der Flut von 2021 müsste die Menge des hindurchfließenden Wassers vergrößert werden, um einem Rückstau und Überschwemmungen vorzubeugen. Aussagen der Fachleute machten wiederum klar, dass das Hochwasser von 2021 nicht Maßstab für die Planung war. CDU-Fraktionschef Marc Schönberger zog daraus den Schluss, dass „die mit dem Brückenneubau verbundene Chance“, die Menge des maximal hindurchfließenden Wassers zu erhöhen, „vertan“ werde. Der Neubau bringe „dasselbe in Grün“ wie die bestehende Brücke. Es sei „bedauerlich“, dass das Hochwasser von 2021 „keine Veränderung in der Planung bewirkt“ habe.

Neubau auf hohem technischem  Niveau

Dagegen pries Abodahab die Vorzüge des Neubaus. Die bestehende Brücke stamme aus dem Jahr 1953, ihr Zustand sei „nicht mehr gut“ und die Tragfähigkeit „sehr eingeschränkt“. Daher sei ein Neubau unumgänglich. Dieser werde „auf einem sehr hohen technischen Niveau“ erfolgen, verbunden mit einer Lebensdauer von rund 80 Jahren. „Sie werden damit sehr wenig Probleme haben“, sagte Abodahab. Den Ruf nach einer anderen baulichen Gestaltung, um mehr Wasser hindurchzulassen, wies er zurück: „Wir können nicht anders bauen“ erklärte er. „Wir haben alle technischen Möglichkeiten ausgereizt.“

Die Gründe für diese Aussage wurden für die Zuhörenden aber nicht nachvollziehbar und blieben in der Diskussion auch umstritten. So meldete sich Rudolf Koßmann, Rösrather und Bauingenieur, aus dem Publikum zu Wort: Er vertrat die Ansicht, eine deutlich größere Menge hindurchfließenden Wassers sei möglich, die Statik würde dies zulassen. Abodahab wiederholte dazu nur seine Aussage, die technischen Möglichkeiten seien „ausgereizt“, ohne dies näher zu erklären.

"Benehmen", nicht "Einvernehmen"

Deutlich wurde in seinen Ausführungen hingegen, dass Straßen NRW mit anderen Behörden wie der Stadt Rösrath oder der Unteren Wasserbehörde gesprochen hat, um ein „Benehmen“ herzustellen. Die Diskussion machte aber klar, dass ein „Benehmen“ nicht zu verwechseln ist mit „Einvernehmen“. Im Klartext: Die Meinung anderer Behörden wurde angehört, aber nicht unbedingt berücksichtigt. Das wiederum kritisierte Ausschussmitglied Bernd Hirschfeld (ZLR): Die Brücken-Planung von Straßen NRW ohne ein Planfeststellungsverfahren und eine Umweltverträglichkeitsprüfung werde der Sache nicht gerecht und sei rechtlich fragwürdig.

Daraufhin diskutierte der Ausschuss, ob und wie die Stadt Rösrath gegen die Planung rechtlich vorgehen soll. Hirschfeld und Fors-Park-Fraktionschef Yannick Steinbach verständigten sich auf einen gemeinsamen Vorschlag, die Stadt solle sich dafür einsetzen, dass die Planung im Sinne des Hochwasserschutzes „überarbeitet“ werde. Sie solle auch prüfen, welche Einflussmöglichkeiten sie habe. Das ging der CDU zu weit, Fraktionschef Schönberger wollte „ergebnisoffen“ prüfen lassen, ob rechtliche Schritte der Stadt gegen die Planung möglich seien: Das wurde mit knapper Mehrheit beschlossen.

Der Zeitablauf für den Brücken-Neubau ist laut Straßen NRW so: Nach Vorarbeiten im Frühjahr 2026 soll der Bau einer Behelfsbrücke folgen und im Sommer 2026 der Abriss der alten Brücke. Die neue Brücke soll im Frühjahr 2027 fertig sein.