Die Stadt Mechernich macht den Anwohnern aus Satzvey Zugeständnisse, kann aber nicht alle Befürchtungen ausräumen.
Neubaugebiet Am RothenlochBürger aus Satzvey sorgen sich weiter wegen Hochwasser

Am Ortsrand, aus Richtung Firmenich kommend, liegt rechter Hand das geplante Baugebiet „Am Rothenloch“. Anwohner hatten sich im Vorfeld gegen die geplante Bebauung ausgesprochen, weil sie Nachteile für den Ort befürchten.
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Für einige Unruhe haben in Satzvey die Pläne für das geplante Neubaugebiet „Am Rothenloch“ geführt. Eine Bürgerinitiative hatte etliche Kritikpunkte zusammengetragen und einen Bürgerantrag formuliert, nachdem Einzelheiten zur geplanten Bebauung bekannt geworden waren. In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Planung, Verkehr, Umwelt und Klimaschutz stand das Thema daher jetzt noch einmal auf der Tagesordnung.
Art und Umfang der Bebauung mit insgesamt 22 möglichen Neubauten verschiedener Größen, Sorgen um den Erhalt einer Eichenallee und vor allem das Problem der Flächenversiegelung und möglicher Auswirkungen auf die Hochwassersituation im Ort waren von den insgesamt 39 Unterzeichnern des Bürgerantrags unter anderem als Argumente gegen die Pläne vorgebracht worden.
Stadt Mechernich hatte zum Ortstermin in Satzvey eingeladen
Um offene Fragen zu klären, hatte es daher bereits vor der Ausschusssitzung einen Ortstermin gegeben, an dem auch Vertreter der Stadtverwaltung und des Investors, der die Fläche vermarkten will, teilgenommen hatten.
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Ungelöst ist in Satzvey weiterhin die Problematik von Verkehrsstaus bei geschlossenen Bahnschranken. Nicht wenige Bürger befürchten, dass sich die Situation durch die Einrichtung neuer Baugebiete noch verschärfen wird.
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Ein Sprecher der Bürgerinitiative stellte dann in der Ausschusssitzung im Mechernicher Ratssaal klar, dass es nicht das Ziel der Bürger gewesen sei, das Projekt komplett zu verhindern: „Aber das Baugebiet soll den örtlichen Gegebenheiten angepasst werden, und der Natur soll Rechnung getragen werden.“
Unsere Besorgnis in Bezug auf die Flächenversiegelung wird von der Stadt nicht ernstgenommen.
Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick informierte, dass mit dem Erschließungsträger ein „städtebaulicher Vertrag“ geschlossen werden soll, in dem auf einige Anliegen der Bürger eingegangen wird. Darin sollen der Erhalt der bestehenden Eichenreihe am westlichen Rand des Neubaugebiets und des Grünstreifens aus Baum-, Strauch- und Heckenpflanzen entlang der Satzveyer Straße in Richtung Firmenich festgeschrieben werden. Ein vorgesehenes Mehrfamilienhaus soll maximal sechs Wohneinheiten umfassen und nicht am Waldrand, sondern im südlichen Bereich des Baugebiets an der Straße „Zum Sportplatz“ hin errichtet werden.
Anwohner befürchten, dass Oberflächenwasser für Probleme sorgt
Außerdem sollen in diesem Mehrfamilienhaus keine öffentlich geförderten Wohnungen entstehen. „Obwohl es keinen Makel darstellt, Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein zu haben“, stellte Schick klar: „Wir sollten diese Bevölkerungsgruppen nicht ausschließen, zumal es gerade bei jungen Leuten und Senioren eine hohe Nachfrage nach solchen Wohnungen gibt.“
Bedenken haben einige Satzveyer jedoch weiterhin, wenn es um die Hochwassersituation im Dorf geht. „Unsere Besorgnis in Bezug auf die Flächenversiegelung wird von der Stadt nicht ernstgenommen“, sagte die Satzveyerin Petra Augel im Gespräch mit dieser Zeitung. Sie hat die Sorge, dass durch die Versiegelung der bislang als Wiese genutzten Fläche bei einem Starkregen Oberflächenwasser in die unterhalb des Neubaugebiets gelegene Ortsmitte gelangt und dort zu Überschwemmungen beiträgt.
Die Stadtverwaltung sieht hingegen keine Probleme bei der Entwässerung. Fachbereichsleiter Mario Dittmann erläuterte, dass ein Trennsystem geplant sei und nur das Schmutzwasser in die Kanalisation gelange. „Außerdem erreichen wir eine Rückhaltung von insgesamt 60 Kubikmetern durch den Bau von privaten Zisternen, die das Wasser zeitverzögert abgeben.“
Am Satzveyer Bahnübergang stauen sich regelmäßig die Fahrzeuge
Das Oberflächenwasser werde dann in einem Regenrückhaltebecken gepuffert und gelange schließlich über einen Graben in den Veybach – und nicht in das Naturschutzgebiet der ehemaligen Klebsandgrube, wie zum Beispiel Augel befürchtet. „Man kann das Jahrtausendhochwasser von 2021 nicht zum Maßstab nehmen“, entgegnete Schick einer Bürgerin, die den weiteren Ausbau der Kanalisation und Regenrückhaltebecken gefordert hatte, um ein Überlaufen wie vor vier Jahren zu verhindern.
Keine Lösung wird es wahrscheinlich auch in absehbarer Zeit für die Verkehrsprobleme im Ort geben, die sich durch das Wachsen des 1200-Einwohner-Dorfes noch verschlimmern könnten. Bei geschlossenen Bahnschranken bilden sich auf beiden Seiten der Bahnlinie lange Schlangen wartender Autos und Lastwagen.
Eine Situation, die sich bei einer geplanten Taktverdichtung nach der Elektrifizierung der Eifelstrecke auch in Satzvey noch wesentlich öfter ergeben wird als heute schon. „Wir brauchen eine Ortsumgehung mit einer neuen Bahnquerung“, forderte Bertram Wassong (SPD) unter dem Beifall zahlreicher Satzveyer Bürger, die die Ausschusssitzung besuchten: „Allein schon aus diesem Grund dürften in Satzvey gar keine neuen Baugebiete entstehen.“
Am Dienstag, 24. Juni 2025, befasst sich der Mechernicher Stadtrat ab 17 Uhr noch einmal abschließend mit dem umstrittenen Bebauungsplan.