TechnikAutomat für Angelzubehör am Weiher in Nettersheim-Engelgau

Frisch bestückt präsentierte Willi Hansen den Angelautomaten am Weiher des Angelvereins Engelgau.
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Nettersheim-Engelgau – Fernab der täglichen Aufregung, mitten im beschaulichen Tal des Genfbachs, liegen die Angelweiher des Angelvereins Engelgau. Kein Autogeräusch stört das Naturerleben, Ruhe und Frieden beherrschen die Szenerie. Umso erstaunlicher, dass hier, wo Karpfen und Zander sich gute Nacht sagen, eine etwas kuriose Einrichtung zu finden ist. Denn Engelgau kann sich nun damit rühmen, Heimstatt eines Automaten für Angelzubehör zu sein.
Schöpfer des kuriosen Gerätes ist Willi Hansen aus Engelgau. Automaten sind seit vielen Jahren sein Geschäft, und zwar nicht nur die handelsüblichen Apparaturen, über die Rauchwaren feilgeboten werden. Damit hatte es vor 20 Jahren angefangen, doch als die Umsätze zurückgingen, musste er sich etwas anderes einfallen lassen. Mittlerweile sind die Spezialität von Hansen Automaten, die ganz andere Waren enthalten als Zigarettenschachteln.
Grabkerzen und Wildfutter im Automaten
„Eigentlich alles, was in so einen Automaten reinpasst“, beschreibt er die Voraussetzungen, die die Waren erfüllen müssen. Und da ist es egal, ob es Fahrradschläuche, Grabkerzen, Wildfutter, Kondome oder Kunstobjekte sind, die nach Einwurf eines Geldstücks in eine Schublade fallen. „Früher hatte ich auch noch 700 Süßwarenautomaten“, erzählt Hansen. Und letztens hat er auch schon T-Shirts hineingepackt.
Die Idee, etwas anderes als Zigaretten in Automaten zu stecken, kam ihm vor rund neun Jahren. Seitdem gibt es die Schlauchautomaten, die an mehreren Stellen in der Eifel und weit darüber hinaus aufgestellt wurden. Schließlich finden die meisten Fahrradtouren ja am Wochenende statt, wenn die Fahrradläden geschlossen sind und Ersatz nicht so leicht zu bekommen ist. „Einen Monat habe ich daran getüftelt, bis ich wusste, wie es gehen muss“, erzählt Willi Hansen.
Alte Zigarettenautomaten werden umgebaut
Auch heute noch sind es ausgemusterte Zigarettenautomaten, die von Hansen umgebaut werden. Doch die Technik ist viel komplexer geworden. Mittlerweile bestimmt Elektronik das Innenleben mit Schein- und Kartenleser. Und diese auf andere Bedürfnisse umzustellen, ist nicht unkompliziert. „Da schreibt keiner eine Software, da muss man sich reinhacken“, beschreibt er die Vorgehensweise.
Auf die Idee, Angelzubehör in den Automat zu stecken, ist Hansen beim Angeln selbst gekommen. Da er eines der 34 aktiven Mitglieder des Vereins ist, fiel ihm eines Tages auf, dass viele, die an die Angelweiher am Genfbach kommen, etwas vergessen haben. Manchmal sind es die richtigen Haken, die versehentlich zu Hause liegengeblieben sind oder auch die perfekte Auswahl von Ködern, wie der sogenannte Teig, eine knetfähige, wasserfeste Masse aus allerlei Köstlichkeiten für den verwöhnten Fischgaumen.
Kleingeld bringt Angelerfolg
Noch vertrackter sind Situationen, wie Michael Wollenweber aus Zingsheim, Vorsitzender des Angelvereins Engelgau, sie schon erlebt hat. „Da sitzen Sie am Teich, alles ist richtig, aber bei Ihnen beißt keiner an, nur bei dem Angler drei Meter weiter.“ Wenn der nun zum Beispiel einen grünen Teig benutze statt eines gelben, sei das Dilemma perfekt. Außer am Engelgauer Angelweiher. Hier ist nur noch das passende Kleingeld nötig, um das Anglerglück wiederherzustellen.
Haken, Schnüre und Blinker sind in den Schächten des Angelautomaten zu finden. Dass auch andere Angelvereine oder -geschäfte Interesse an der Neuheit haben könnten, kann er sich vorstellen und steht auch bereit, diese Nachfrage zu befriedigen. Eigentlich habe er die Idee schon lange gehabt, erzählt Hansen, aber keine Zeit, sie umzusetzen. Die Einnahmen aus dem Automatenverkauf sollen übrigens dem Verein zugute kommen. Die Wartung werden dabei die verschiedenen Mitglieder im Vorstand übernehmen.
Doch eines wird wohl nicht in dem Gerät angeboten werden: „Lebendköder im Automaten? Das ist wohl nicht sinnvoll“, überlegt Hansen.