120000 Festmeter vermarktetHolzkontor Nordeifel besteht seit einem Jahr

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Immer noch warten Holzpolter an den Waldflächen darauf, abtransportiert zu werden.

Immer noch warten Holzpolter an den Waldflächen darauf, abtransportiert zu werden.

Kreis Euskirchen – Trockenheit, Borkenkäfer oder Sturmschäden – regelmäßig wird über die Probleme berichtet, die sich in der Forstwirtschaft durch die wetterbedingten Herausforderungen entwickelt haben. Doch der größte Umbruch in der Branche ist fast unbemerkt von der Öffentlichkeit vollzogen worden.

Zu Beginn dieses Jahres hat sich der Landesbetrieb Wald und Holz komplett aus der Holzvermarktung zurückgezogen. Eine der Firmen, die die Aufgabe übernommen hat, die Holzernte aus den Eifeler Wäldern an die Sägewerke zu verkaufen, ist das Holzkontor Nordeifel. Das Unternehmen kann nun auf sein erstes Betriebsjahr zurückblicken.

Ein erfolgreiches Jahr

Ernst Hupp hat sein Büro im zweiten Obergeschoss des Schleidener Rathauses. Dort residiert das Holzkontor, das die Abwicklung der Holzverkäufe der Forstwirtschaftlichen Vereinigung realisiert. Als Geschäftsführer kann Hupp auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken: „Wir hatten die Holzmengen, die wir vermarkten wollten, vorsichtig kalkuliert“, berichtet er. Rund 50000 Festmeter seien für das Jahr 2020 angepeilt gewesen. Am Ende seien es allerdings weit mehr als 120000 Festmeter Holz gewesen, die vermarktet wurden.

Die neuen Strukturen

Um die Vermarktung des Holzes auch nach dem Rückzug des Landesbetriebes Wald und Holz zu gewährleisten, haben neun Forstbetriebsgemeinschaften (FBG), kommunale und Privatwaldbesitzer die Forstwirtschaftliche Vereinigung ins Leben gerufen. Da sich die FBGs Bad Münstereifel, Hardtburg und Mechernich zur FBG Voreifel zusammenschlossen, verringerte sich die Zahl der Mitglieder auf sieben – ohne dass Austritte zu verzeichnen waren.

Die Holzverkäufe wickelt die Firma „Holzkontor Nordeifel“ ab. Sie betreut Holzverkäufe von deutlich mehr als 20000 Hektar Waldfläche.

Für den Jahreswechsel steht die nächste Wende in der Forstwirtschaft an. Dann wird die direkte Förderung der Beförsterungsleistungen eingeführt. So werden Förderleistungen nicht mehr in die Angebote des Landesbetriebs eingepreist. Die Waldbesitzer und Forstbetriebsgemeinschaften müssen eigenständig eine Beförsterung beauftragen und anschließend die Förderung der anfallenden Kosten beantragen. Damit sollen die Wettbewerbsbedingungen von privaten Anbietern von Beförsterungsleistungen denen des Landesbetriebes angeglichen werden. „Wir müssen sehen, was das gibt“, so Ernst Hupp. (sev)

Danach hatte es am 2. Januar, als das Holzkontor seine Arbeit aufnahm, noch nicht ausgesehen. Die Büroräume im Schleidener Rathaus waren noch nicht fertig renoviert, Möbel oder die notwendigen Computer nicht vor Ort. Auch das Warenwirtschaftssystem war noch nicht installiert. Die Software soll Holzeingang und -ausgang erfassen sowie Rechnungen und Abrechnungen ermöglichen. Einige Monate Anlaufzeit, so war es beabsichtigt, sollten noch ins Land gehen, bevor das Holzkontor richtig aktiv werden kann.

Zwei Sturmtiefs im Februar

Doch es kam anders. Im Februar sorgten gleich zwei Sturmtiefs, Sabine und Victoria, mit Böen in Orkanstärke alleine für rund 35000 Festmeter Windbruch und Windwurfholz. Rechnungen und Gutschriften mussten mit der Tabellenkalkulation verfasst werden, da die Software noch nicht einsetzbar war. Erst ab Mai konnten die Rechnungen über das Warenwirtschaftssystem geschrieben werden.

Auch in den anschließenden Monaten bereitete das Wetter den Waldbauern viel Ungemach. So setzte sich die Trockenheit im dritten Jahr in Folge fort. Die dadurch geschwächten Bäume hatten in der Sommerhitze dem Borkenkäfer nichts mehr entgegenzusetzen. Noch in diesen Tagen sind Förster und Waldarbeiter im Wald aktiv, um Schadholz aus den Flächen zu holen.

Keine einfache Zeit für Waldbesitzer

Es ist keine einfache Zeit für die Waldbesitzer und auch nicht für die Holzvermarkter. Wegen der Sturmschäden konnte das Laubholz, das bereits verkauft war, nicht aus dem Wald geholt werden. „Ich war sehr dankbar für die Unterstützung durch die Mitarbeiter des Landesbetriebes“, betont Hupp. Thomas Maur und Klaus Blakowski haben ihm geraten, vor allem auf die regionale Vermarktung zu setzen und heimische Sägewerke als Vertragspartner zu wählen.

„Im Export hätten wir zwar etwa den gleichen Preis erlöst“, so Hupp. Allerdings würde sich der Aufbau von langfristigen Lieferbeziehungen in der Region in schwierigen Zeiten als Vorteil erweisen. Auch habe er festgestellt, dass es große Unterschiede in der Vermarktung von Nadel- und Laubholz gebe.

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Zu 90 Prozent sei dieses Jahr Fichte verwertet worden, so Hupp. Im Leitsortiment 2b liege der Preis aktuell bei 38 Euro. „Ich erwarte eigentlich, dass es im ersten Quartal ruhiger auf dem Markt wird“, so Hupp. Die meisten Waldschäden seien mittlerweile beseitigt. „Ich gehe von einer Trendwende und einem höheren Preis für frisches Käferholz im nächsten Jahr aus“, prognostiziert er. Aufgrund der Erfahrungen habe er für die nächste Saison ähnlich vorsichtig kalkuliert wie vor zwölf Monaten.

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