Neben der Gemünder Brauerei entsteht ein 500 Quadratmeter großer Hallenkomplex. Ein Jahr dauerte es, bis die Baugenehmigung vorlag.
Biere zum ProbierenGemünder Brauerei baut Halle mit Verkaufsmarkt, Büros und Lager

Mit Hochdruck wird an der neuen Halle neben der Gemünder Brauerei gearbeitet. In Kürze soll die Bodenplatte gegossen werden.
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Der große Kran ist das weithin sichtbare Zeichen, dass neben der Gemünder Brauerei zurzeit Bauarbeiten im Gange sind. Dort entsteht ein 500 Quadratmeter großer Hallenkomplex mit einem Brauereimarkt, einem Probierstübchen, Büros und einem Lagerbereich. Mehr als eine Million Euro investiert Brauereiinhaber Wolfgang Scheidtweiler nach eigenen Angaben in die neue Halle. Insgesamt seien seit der Flut rund 4,5 Millionen Euro in den Gemünder Standort geflossen.
„Ohne die Schäden durch die Flut 2021 hätten wir kein neues Lager gebaut. Das vorhandene erfüllte seinen Zweck und war groß genug“, erklärt Scheidtweiler, dessen Vater die Brauerei 1961 gegründet hat. Bei der Katastrophe war das alte Lager samt 10.000 Kästen Bier geflutet worden. „Die Kästen haben wir danach gegen Spenden verschenkt“, so der Brauereieigentümer. 16.500 Euro kamen dabei zusammen, die an die Stadt Schleiden zur Weitergabe an Flutbetroffene übergeben wurden.
Um gegen künftige Hochwasser besser gewappnet zu sein, liegt die neue Halle nach Angaben von Scheidtweiler höher als die alte: „Das Bodenniveau wird um 1,50 Meter angehoben. Wir hoffen, dass uns das nächste Hochwasser nicht mehr so stark trifft.“
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Für eine Aufschüttung keine Genehmigung erhalten
Scheidtweiler zeigte Jan Brandenburg, aktuell Vorstand der Raiffeisenbank Westeifel und der VR-Bank Nordeifel, Markus Hoffmann von der Raiffeisen Westeifel Waren GmbH und Björn Gierse von der VR-Bank Nordeifel den Stand der Bauarbeiten. Ohne Brandenburg hätte es den Neubau nicht gegeben, betont der Unternehmer. Mit dabei war auch Christoph Böhnke, der für die Aktivitäten Scheidtweilers in Steinfeld und im Kloster Mariawald zuständig ist.
Ursprünglich habe man das Gelände in Gemünd für den Neubau aufschütten wollen. Doch dafür habe es aus Gründen des Hochwasserschutzes keine Genehmigung gegeben. „Damit die Fläche künftig bei Hochwasser überflutet werden kann, müssen wir das Gebäude auf Betonstreifen setzen. Das war statisch eine Herausforderung und hat rund Mehrkosten von 120.000 Euro verursacht“, so Scheidtweiler.

Die Baustelle zeigten Wolfgang Scheidtweiler (l.), Christoph Böhnke (M.) Jan Brandenburg (2.v.l.), Björn Giese (2.v.r.) und Markus Hoffmann (r.).
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Eine neue Abfüllanlage wurde in Gemünd eingebaut.
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Große Löcher in den Betonstreifen sorgen dafür, dass Wasser hinein- und herauslaufen kann, so dass der Bereich bei Hochwasser überschwemmt werden kann. So wurde nach Auskunft von Scheidtweiler unter der Halle ein Stauraum für 1000 Kubikmeter Wasser geschaffen: „Wegen der Hochwasserproblematik und anderen Fragen haben wir ein Jahr gebraucht, ehe wir die Baugenehmigung vorliegen hatten.“
Für das Projekt muss auch die Zufahrt zum Gelände ein Stück verlegt werden: „Die Bodenplatte für die Halle soll noch vor Weihnachten gegossen werden.“ Die neue Halle soll mit Holz verkleidet werden. Dort soll die Verwaltung einziehen, die auch von der Flut betroffen war: „Bei dem Hochwasser sind unsere gesamten Akten vernichtet worden.“ Er könne sich gut erinnern, wie der Bürochef nach der Flut auf dem Hof verschmutzte Geldscheine gewaschen habe, so Scheidtweiler.
Erbsensuppe und Likör aus dem Kloster Mariawald
Außerdem ist ein Brauereimarkt geplant, in dem nicht nur die in Gemünd gebrauten Biere, sondern auch die von anderen Standorten der Familie Scheidtweiler verkauft werden. „Neben unseren Stammhäusern in Gemünd, Pforzheim und Konstanz gehören weitere vier Brauereien aus Baden-Württemberg dazu“, so Scheidtweiler. Zahlreiche hat die Familien aus der Insolvenz übernommen und in gesicherte Zeiten geführt. Außerdem sollen in Gemünd Produkte aus Mariawald verkauft werden – von Erbsensuppe bis zum Klosterlikör.
Unterm Strich sind laut Scheidtweiler in Gemünd seit der Flut rund drei Millionen Euro investiert worden, etwa in eine neue Flaschenabfüllanlage. Der Neubau der mehr als eine Million Euro teuren Lagerhalle sei jetzt der Abschluss der Bau- und Modernisierungsmaßnahmen. Das alte Lager soll stehenbleiben und künftig vor allem für Leergut genutzt werden. Nach Abschluss der Arbeiten sollen in Gemünd auch wieder Führungen angeboten werden.
„Wenn ich nach der Flut auf die klugen Berater gehört hätte, hätte ich mir die Versicherungssumme eingesteckt und hätte den Laden zugemacht“, sagt Scheidtweiler. Doch es gehe nicht nur darum, Geld zu verdienen, sondern auch darum, Traditionen und Kulturtechniken zu erhalten. „Wir brauen Spezialitäten, die an allen Standorten unterschiedlich schmecken“, so Scheidtweiler. In den Brauereien seiner Familie an den sieben Standorten arbeiten mehr als 100 Mitarbeiter.
„In Gemünd können die Biere künftig auch probiert werden“, so Scheidtweiler. Die Gärung im Gärbottich und Reifung in Lagertanks dauere einige Wochen. Die längere Reifezeit und der höhere Hopfenanteil sorgen für den einzigartigen Geschmack: „Darüber hinaus sind die Biere sehr bekömmlich, was auch daran liegt, dass wir nicht aufbereitetes Wasser aus der Oleftalsperre verwenden.“ Außerdem werden seine Biere nicht auf 70 Grad kurzzeiterhitzt, um Mikroorganismen abzutöten und die Haltbarkeit zu erhöhen. „Wir sind nicht bundesweit vertreten und verkaufen unser Bier auch nicht in die ganze Welt“, sagt Scheidtweiler.

