Nach der FlutOrgel in der Gemünder Kirche wird nach Sanierung erstmals wieder erklingen

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Blick auf die Orgelpfeifen auf der Empore in der Kirche in Gemünd.

In neuem Glanz erstrahlt die Orgel in der katholischen Kirche in Gemünd. Die Sanierung ist so gut wie abgeschlossen.

Nach der Flut hatte der Schimmel der Orgel in der katholischen Kirche in Gemünd arg zugesetzt, jetzt strahlt sie wieder in neuem Glanz.

Seit Jahren hat sie notgedrungen geschwiegen, doch am Karfreitag, 29. März, wird damit Schluss sein. An dem Tag soll die Orgel der katholischen Kirche in Gemünd wieder erklingen. Das Instrument musste nach der Flut für mehr als 100.000 Euro umfassend saniert werden.

Bei der Flut im Juli 2021 hatten Schlamm und Wasser gut zwei Meter hoch in der Kirche gestanden. Doch die Orgel auf der Empore war davon erst einmal nicht betroffen. „Danach hatten wir aber rund vier Monate eine Luftfeuchtigkeit von fast 100 Prozent in der Kirche. Die Orgel fing an zu schimmeln“, berichtet Organist Andreas Warler.

Luftfeuchtigkeit nach der Flut zerstörte die Kirchenorgel in Gemünd

Die elektronische Kirchenorgel, die im Chorraum gestanden hatte, sei damals ebenfalls abgesoffen. Was Warler nie vergessen wird: „Das Wasser hat zwei Zentimeter unter dem Tabernakel Halt gemacht.“

Karl-Wilhelm Jansen und Frank Weimbs stehen neben dem Spieltisch, an dem Organist Andreas Warler sitzt und spielt.

Freuen sich, dass die Orgel wieder gespielt werden kann: Karl-Wilhelm Jansen (v.l.), Andreas Warler und Frank Weimbs.

Auch Orgelbauer Frank Weimbs kann sich noch gut an die Katastrophe erinnern: „Wir waren schockiert, als wir in die Kirche kamen. Und hatten Angst um das Instrument.“ Die Orgel sei zu der Zeit aber noch intakt gewesen. „Doch das Holz hat anschließend die Feuchtigkeit aufgenommen, und der Schmutz war der optimale Nährboden für den Schimmel“, erklärte Weimbs. Zu der Orgel in der katholischen Kirche haben Weimbs und seine Mitarbeiter Markus Moutschen und David Theis eine besondere Beziehung: „Es handelt sich um das Meisterstück meines Vaters Friedbert Weimbs.“

Alle Pfeifen der Gemünder Orgel mussten gereinigt werden

„Vor der Flut war die Orgel in einem guten Zustand gewesen“, erzählte Weimbs. Das Instrument aus dem Jahr 1973 hat 36 Register, drei Manuale und 2900 Pfeifen. Letztere mussten alle ausgebaut und gereinigt werden. „Die Orgel musste aber auch technisch überholt werden“, so der Orgelbauer.

Orgelbaugeselle Markus Moutschen arbeitet an einer Pfeife.

Kümmert sich um die Intonation: Markus Moutschen.

„Ich hatte einmal einen ähnlichen Fall in Bad Honnef. Dort hatte die Kirche gebrannt und die Orgel war total verrußt“, berichtet Orgelbaugeselle Moutschen. Auch dort habe er alle Pfeifen ausbauen müssen. Eine besondere Herausforderung in der Gemünder Kirche sei die Größe des Instruments mit knapp 3000 Pfeifen.

Arbeiten an Orgel dauern bereits ein gutes halbes Jahr

Bei der Intonation der Pfeifen gehe es um hundertstel Millimeter. „Ich bin schon seit zehn Jahren im Betrieb und weiß, worauf es ankommt. Die Klanggebung wird nach Gehör zusammen mit dem Organisten festgelegt“, so der Geselle. Technische Hilfsmittel gebe es nur für die Ermittlung der Tonhöhe.

Orgelbaulehrling David Theis trägt eine Pfeife.

Lehrling David Theis hilft beim Ein- und Ausbau der Pfeifen.

„Die Arbeiten sind zu mehr als 90 Prozent abgeschlossen. Nur 160 Labialpfeifen und 96 Zungenpfeifen fehlen noch“, sagt Moutschen, der bei der Sanierung von Lehrling Theis unterstützt wird. Seit rund einem halben Jahr werde an dem Instrument in Gemünd gearbeitet. „Wir mussten die Arbeiten zum Teil dazwischen schieben. Die Sanierung war ja nicht geplant gewesen“, erklärt Weimbs. Das Orgelgehäuse wurde von Mitarbeitern eines Malerbetriebs frisch gestrichen.

Die Kosten für die Sanierung liegen nach Auskunft von Karl-Wilhelm Jansen, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes, bei mehr als 100.000 Euro. „Einen Teil davon übernimmt die Pfarrgemeinde“, so Jansen.

Nach der Flut: Sanierung der Gemünder Kirche kostete eine Million Euro

Die Sanierung der Kirche habe gut eine Million Euro gekostet. „Die Kosten sollen zu 100 Prozent vom Land Nordrhein-Westfalen übernommen werden“, sagt Jansen. Ob das aber auch so komme, müsse abgewartet werden. Falls das Land weniger zahle, werde aber wohl das Bistum einspringen.

Für das erste Konzert der Orgel hat sich Warler bewusst den Karfreitag ausgesucht: „Das passt zu dem Leid, das die Flut gebracht hat.“ Er greife mit dem Konzert eine alte Tradition aus seiner Zeit in Steinfeld auf: „Dort habe ich am Karfreitag auch Orgelimprovisationen gespielt.“

In Gemünd wird ab 21 Uhr der Leidensweg Christi, sein Sterben und sein Erlösertod am Kreuz in Texten und Musik interpretiert. Zum Auftakt werde der Choral „O Haupt voll Blut und Wunden“ erklingen. Paul-Josef Jansen, Pastoralreferent im Ruhestand, werde dann Texte zu sieben der 14 Kreuzwegstationen vorlesen. „Ich weiß nicht, welche Passagen er auswählt, und werde dann improvisieren. Auf jeden Fall werden Klänge aus dem Barock und der Romantik zu hören sein.“ Länger als rund eine Stunde werde die Veranstaltung nicht dauern. „Das Konzert wird auf jeden Fall spannend und emotional“, meint Warler.

In dem Gotteshaus wird am Konzertabend auch eine besondere Atmosphäre herrschen: „Zwei Kerzen werden brennen und das Kreuz wird angestrahlt. Ansonsten wird die Kirche dunkel sein.“ Er freue sich auf das Konzert: „Ich muss das Instrument wieder neu kennenlernen.“

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