„NRW bleib sozial!“Kita-Streik in Schleiden und Gemünd ohne Folgen für die Eltern

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Drei Erzieherinnen und mehrere Kinder stehen mit selbstgemalten Protestplakaten vor der Kita in Schleiden.

Einen „Streik light“ führte die Profinos-Kita in Schleiden am Dienstagnachmittag durch.

Zwei Kindergärten in Schleiden und Gemünd beteiligten sich am Aktionstag „NRW bleib sozial!“. Mangelnde Refinanzierung ist ein Problem.

Wenn es so etwas wie einen „Streik light“ gibt, dann gebührt dem Kindergarten der Kirchengemeinde Philippus und Jakobus in Schleiden die Ehre, so einen durchgeführt zu haben. Denn der Einrichtungsleitung gelang es, die Forderungen zu formulieren, die genauso von den Trägern der Einrichtungen als auch von den Erzieherinnen und Erziehern erhoben werden, ohne die Eltern, die auf die Betreuung ihrer Kinder angewiesen sind, auch noch zu schädigen. Auch in Gemünd zeigten die Beschäftigten des St.-Nikolaus-Kindergartens Flagge und organisierten einen kleinen Protestmarsch mit den Kindern der Einrichtung.

Die Initiative zu dem Aktionstag „NRW bleib sozial!“, der landesweit abgehalten und auch von Profinos, dem Träger der beiden Einrichtungen unterstützt wurde, war von der Freien Wohlfahrtspflege ausgegangen. Damit sollten die Forderungen erneuert werden, die bereits bei der Demonstration in Düsseldorf am 19. Oktober 2023 formuliert worden waren, als rund 22.000 Menschen auf die Situation im sozialen Bereich aufmerksam machten. Denn die Probleme, mit denen Nadine Heilhammer, die Leiterin der Einrichtung in Schleiden, täglich zu kämpfen hat, sind nicht anders als die ihrer Kollegen.

Die Betreuungsampel der Kita in Schleiden steht auf Orange

Auf Orange steht die Betreuungsampel, die schon am gut gesicherten Eingang die Eltern auf die aktuellen Probleme aufmerksam macht. „Es sieht hier zwar so aus, als würden hier viele Menschen herumlaufen, aber das täuscht“, sagt sie. Doch das heiße nichts, denn dabei handele es sich zum Beispiel um Inklusionsassistenten oder Praktikanten, die nicht vom Personalschlüssel erfasst würden. Zwar sei die Lage in der Kita im Auel derzeit ganz gut. „Aber in der letzten Woche hatten wir dann tatsächlich an zwei Tagen Notbetreuung, weil Krankheitsfälle dazu kamen, sonst sind wir verschont geblieben“, so Heilhammer. Schlimmer sei es aber in anderen Einrichtungen, wie ihr immer wieder Kolleginnen berichten würden. Die steckten seit Wochen in der Notbetreuung fest.

Das habe direkte Auswirkung auf die Qualität der Betreuung. „Was viele nicht wissen: Wir haben bei unseren Kindern einen Bildungsauftrag, genau wie Grundschulen oder weiterführende Schulen“, betont die Kindergärtnerin. Der sei aber derzeit nicht zu erfüllen.

Ein massives Problem, dass die Existenz vieler Kitas bedrohe, sei die mangelnde Refinanzierung. „Der Anteil, der vom Land geleistet wird, ist zu gering, um die Kosten zu decken“, sagte sie. Ihre Einrichtung habe noch Glück, weil in letzter Konsequenz noch das Bistum Aachen dahinterstehe. „Wir haben noch Rücklagen“, sagte sie.

Bürgermeister Ingo Pfennings unterstützt Forderung nach mehr Personal

Die Idee des Aktionstages sei es gewesen, auch die Eltern einzubinden und ihnen nicht mit einer Schließung der Einrichtung das Leben schwer zu machen. „Der Tag soll nachklingen“, so Heilhammer. Protestschilder wurden gemalt und die Eltern über die verschiedenen Forderungen informiert. Auch Bürgermeister Ingo Pfennings war vor Ort.

„Die Forderung nach mehr Personal und einer besseren Finanzierung des Elementarbereichs sowie einer größeren gesellschaftlichen Anerkennung der dort geleisteten Arbeit, kann ich – auch als Vater eines Kindergartenkindes – vollkommen nachvollziehen“, sagte Pfennings. Aufgrund der immer längeren Betreuungszeiten der Kinder wachse auch deren Bedeutung für die Entwicklung unserer Gesellschaft. „Durch eine bessere Finanzierung und Anerkennung des Elementarbereichs investieren wir nicht nur in die Zukunft unserer Kinder, sondern auch in die Zukunft unserer Gesellschaft als Ganzes“, so der Bürgermeister.

Auch von den Eltern kam Zustimmung. „Ich finde gut, dass die das machen“, sagte Kirstin Noë. In der Einrichtung werde eine tolle Arbeit gemacht, so dass sie jeden Tag aus Rinnen komme, um ihren Enkel hier in den Kindergarten zu bringen.

Auch Lisa Michalski aus Schleiden stellte sich hinter die Forderungen der Erzieherinnen. „Es geht um die Mitarbeiter und die Arbeit mit unseren Kindern, die gewährleistet wird“, sagte sie. Immer noch werde aus Kostengründen Personal wegrationalisiert und immer mehr eingespart. „Das geht aber in letzter Konsequenz auf Kosten der Gesellschaft“, warnte sie.

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