Nach der FlutGemündern geht Wiederaufbau zu langsam – Schleidens Bürgermeister antwortet

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Sechs Männer, die „Rentner von Gemünd“, stehen auf einem Spielplatz.

Machen sich Sorgen um die Zukunft ihres Heimatortes: Die „Rentner für Gemünd“ wollen, dass der Wiederaufbau schneller geht.

Die Vereinigung „Rentner von Gemünd“ geht hart mit der Stadt ins Gericht: Sie informiere zu wenig, und die Vorhaben liefen nur schleppend.

In Gemünd regt sich Unmut über den schleppenden Fortgang der öffentlichen Bauprojekte und die Informationspolitik der Stadt Schleiden. „Vieles wurde angekündigt. Aber nicht nur wir haben das Gefühl, dass nichts vorangeht“, sagt Heiner Lotz von den „Rentnern für Gemünd“. Das beziehe sich auf Projekte wie die geplante Kindertagesstätte im alten Kino oder das Ose-Gebäude an der Dreiborner Straße.

Die Verwaltungsspitze um Bürgermeister Ingo Pfennings (CDU) kann die Kritik der Gemünder nachvollziehen, betont aber: „Wir haben keine personellen Kapazitäten, um regelmäßig in den Orten Informationsveranstaltungen über den Fortgang der Projekte durchzuführen.“

Das Bild zeigt das Gebäude des Katharinenhofs.

Der Abriss des Katharinenhofs musste von der Stadt verschoben werden, weil Schadstoffe gefunden wurden.

Es liege nicht daran, dass die Verwaltung nicht informieren wolle. Zu manchen Angelegenheiten wie beispielsweise laufende Ausschreibungen dürfe man auch nichts sagen. Das wiederum heize die Gerüchteküche an.

„Viele Gemünder haben die Sorge, dass sie vor vollendete Tatsachen gestellt werden“, berichtet Lotz, der mit seinen „Kollegen“ ehrenamtlich zahlreiche Aufgaben im Ort übernimmt. Die Gemünder seien seit der Umgestaltung des Nepomukplatzes gewarnt.

Vieles wurde angekündigt. Aber nicht nur wir haben das Gefühl, dass nichts vorangeht.
Heiner Lotz von der Vereinigung „Rentner von Gemünd“

„Damals ist es nur zu einer Bürgerversammlung gekommen, weil wir sie in einem Leserbrief gefordert hatten“, erklärt Hans-Jürgen Geschwind. Dabei sei einiges über die Historie des Bauwerks zur Sprache gekommen, von dem der Planer vorher nichts gewusst habe. Am Ende sei der Platz im Großen und Ganzen so gestaltet worden, wie es die Bürger in der Versammlung vorgeschlagen hätten.

„Es gab seinerzeit für die Gestaltung des Nepomukplatzes eine Arbeitsgruppe, an der sich auch die Bürger beteiligen konnten“, berichten Pfennings und sein Beigeordneter Marcel Wolter. Zu den Sitzungen sei aber niemand gekommen und zu einem Termin vor Ort sei lediglich ein Bürger erschienen. Die Verwaltung habe dann entschieden, eine Bürgerversammlung abzuhalten. „Das hatte mit dem Leserbrief der Rentner nichts zu tun“, so Pfennings.

Viele Vorhaben gehen den „Rentnern von Gemünd“ viel zu langsam voran

„Wir machen uns Gedanken darüber, was passiert und wann etwas passiert“, sagt Lotz. Man frage sich, wie es mit der geplanten Kindertagesstätte im alten Kino, dem Ose-Bau, dem Katharinenhof oder dem ehemaligen Nationalparktor weitergehe. Manches habe man aus der Zeitung erfahren, aber das könne kein Ersatz für eine Bürgerinformation der Stadt sein.

„Den Katharinenhof hat die Stadt gekauft und wollte ihn schon Mitte vergangenen Jahres abreißen. Das Gebäude steht aber immer noch“, sagt Lotz. Auch im ehemaligen Ose-Gebäude, in das die Gesellschaft für Wirtschaft, Tourismus und Veranstaltungen (GfW), eine Ausstellung der Nationalparkverwaltung und die Touristinformation der Stadt einziehen sollen, tue sich nichts.

Für das frühere Nationalparktor am Kurpark werde ein Betreiber gesucht, der dort ein Café eröffnet. „Das Gebäude wurde aber nicht entsprechend hergerichtet und befindet sich im Rohbauzustand“, so Lotz. Michael Jakobs ergänzt: „Der Kurpark soll ebenfalls umgestaltet werden. Aber niemand weiß, was genau geplant ist.“ Wolter verweist darauf, dass zu allen Projekten im Rahmen des Wiederaufbauplans Informationen auf der Internetseite der Stadt zu finden sind.

Auf dem Bild ist das ehemalige Ose-Gebäude zu sehen. Der Schriftzug „Ose“ erninnert an die frühere Nutzung.

Für den Umbau des ehemaligen Ose-Gebäudes soll im Februar der Bauantrag eingereicht werden.

„Wer kein Internet hat, kann bei der Stadtverwaltung anrufen und sich mit dem zuständigen Mitarbeiter verbinden lassen", erklärt der Beigeordnete. Zusätzlich habe man entschieden, dass jeweils zwei laufende Bauvorhaben in den Bürgerinfos vorgestellt werden, die alle zwei Monate an alle Haushalte verteilt werden. Außerdem sei geplant, Baustellenschilder mit den wichtigsten Informationen aufzustellen.

Für den Katharinenhof habe man auf ein Schadstoffgutachten warten müssen. Bei den Untersuchungen seien unter anderem kleinere Mengen von Asbest gefunden worden. „Die Ausschreibung für die Schadstoffsanierung läuft. Ziel ist es, dass das Gebäude noch vor den Sommerferien abgerissen wird“, sagt Waldemar Brost, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung und zuständig für den Wiederaufbau. Aktuell habe man auch mit der Baumaßnahme im alten Kino begonnen.

Wir arbeiten weit über dem Limit. Trotzdem werden wir die Bürger in Versammlungen, wie im Verfahren vorgesehen, über die Planungen informieren.
Ingo Pfennings, Bürgermeister von Schleiden

Im Januar habe die Stadt eine Teilbaugenehmigung erhalten. Im Sommer 2025 soll das Gebäude für die viergruppige Tagesstätte fertiggestellt sein. Für den Umbau des ehemaligen Ose-Gebäudes sollen im Februar der Bauantrag eingereicht und anschließend die Rohbauarbeiten ausgeschrieben werden. Die Fertigstellung sei für Ende 2025 geplant.

Für die Umnutzung der früheren Touristinfo laufen Wolter zufolge die Vorplanungen: „Wir haben das Gebäude bewusst nicht weiter hergerichtet, damit ein Betreiber möglichst viele Gestaltungsmöglichkeiten hat.“ Für den dort ebenfalls geplanten Erinnerungsort an die Flutkatastrophe sei die Finanzierung noch nicht gesichert.

Stadt Schleiden erklärt: Feuerwehr und Schulen haben Vorrang

Mit den Planungen für die Umgestaltung des Kurparks hat die Verwaltung nach Angaben von Wolter noch gar nicht begonnen: „Es gibt keinen Entwurf, den man vorstellen könnte.“ Das Projekt habe aber auch keine Priorität: „Wir müssen uns zuerst um Pflichtaufgaben wie die Feuerwehr und die Schulen kümmern.“ Nur die Arbeiten am Eingangsbereich zum Kurpark mit der Konzertmuschel, dem Spielplatz und der Minigolf-Anlage werde vorgezogen.

Eine Planung dafür werde zurzeit erstellt. „Wir schaffen es nicht, die Projekte – gerade im Hochbau – schneller umzusetzen. Aktuell haben wir drei Stellen überwiegend für den Bereich ausgeschrieben“, so der Beigeordnete. Aber auch die Planungsbüros hätten kaum noch Kapazitäten.

„Neben dem Wiederaufbau laufen ja auch noch andere Bauprojekte wie das am Gymnasium oder der Neubau der Kindertagesstätte in Olef“, sagt Wolter. Deshalb sei es auch nicht verwunderlich, dass es zu Verzögerungen bei der Umsetzung der Vorhaben komme.

„Wir arbeiten weit über dem Limit. Trotzdem werden wir die Bürger in Versammlungen, wie im Verfahren vorgesehen, über die Planungen informieren“, betont Pfennings. Man dürfe auch nicht vergessen, dass Gemünd zu den von der Flut am stärksten betroffenen Orten in Nordrhein-Westfalen gehöre: „Deshalb kann man die Situation nicht mit anderen Kommunen vergleichen.“ Gemünd brauche noch zwei bis drei Jahre für den Wiederaufbau.

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