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Kommunalwahl 2025Der Wiederaufbau wird Schleiden noch lange beschäftigen

9 min
Blick auf Schleiden mit Schloss und Schlosskirche.

Die Stadt Schleiden wird auch in den kommenden Jahren ganz im Zeichen des Wiederaufbaus stehen – das Programm muss sie derzeit mit recht wenigen Mitarbeitern stemmen.

Der Bürgermeister in Schleiden bleibt voraussichtlich im Amt: Ingo Pfennings hat keinen Gegenkandidaten. Auch die großen Themen bleiben.

Der Wiederaufbau dürfte für den neuen Schleidener Stadtrat und die Verwaltungsspitze auch in den kommenden Jahren das alles überragende Projekt sein. Im Wiederaufbauplan sind 466 Maßnahmen mit einem Gesamtvolumen von derzeit   227 Millionen Euro vorgesehen. Gerade einmal 44 Millionen Euro davon sind bereits verbaut. Es bleibt noch viel zu tun.

Im Tourismus gibt es eine positive Entwicklung. So sind im vergangenen Jahr die Besucherzahlen in der Tourist-Information in Gemünd im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent gestiegen. Mit dem Nationalpark und Angeboten im Bereich Outdoor, Wandern und Radfahren sowie den Themen Nachhaltigkeit und Naturerlebnis trifft man den Zeitgeist der Besucher.

Tourismus und Kultur als wichtige Standortfaktoren

Die Gesellschaft für Wirtschaft, Tourismus und Veranstaltungen (GfW) ist zudem bemüht, Schleiden als Destination für Bildungsurlaube zu positionieren. Gebremst wird die erfreuliche Entwicklung vor allem dadurch, dass seit der Flut Hotels, Cafés und andere Angebote fehlen. Weil einige Hotelbetriebe bei der Flut zerstört wurden, gibt es nicht genug Betten. Also sind die Pläne für ein Hotel und den Bau weiterer Ferienhäuser in Vogelsang ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Aber bis zur Realisierung wird es noch einige Zeit dauern – und auch danach werden in Gemünd und Schleiden weiterhin Übernachtungsmöglichkeiten fehlen. Außerdem kommen die Gäste fast nur von Frühjahr bis Herbst, weil es aktuell keine Indoor-Aktivitäten und Wellness-Angebote gibt, die sich bei schlechtem Wetter anbieten.

Ein wichtiger Standortfaktor für den Tourismus ist die Kultur. In dem Bereich konnte das Angebot in den vergangenen Jahren ausgebaut werden, beispielsweise mit den Eifelserenaden und den Orgelkonzerten. Die Kurkonzerte haben sich zu einem Besuchermagnet entwickelt.

Ein Problem für die Wirtschaft ist der Mangel an Gewerbeflächen. Dadurch sind die Möglichkeiten für Erweiterungen von Gewerbebetrieben und Neuansiedlungen erheblich eingeschränkt. Bei der GfW hofft man deshalb auf eine zügige Realisierung des interkommunalen Gewerbegebiets Kall-Schleiden, das auf der Wallenthaler Höhe ausgewiesen werden soll.

Kampf gegen Leerstände in den Innenstädten

Eine weitere Aufgabe ist der Kampf gegen die Leerstand in den Innenstädten in Gemünd und Schleiden. Der Einzelhandel gerade in kleineren Städten und Gemeinden tut sich schwer gegen die Konkurrenz in den Städten, auf der grünen Wiese oder im Internet. Deshalb hat die Stadt im Rahmen des Sofortprogramms des Landes NRW zur Stärkung der Innenstädte und Zentren leerstehende Ladenlokale angemietet und für bis zu zwei Jahren anderen Nutzern für eine reduzierte Miete überlassen. Das Programm ist ein Erfolg, auch wenn der eine oder andere Laden nach Ablauf der zwei Jahre wieder schließen muss.

Thema Schulen: Der Wiederaufbau des Gymnasiums befindet sich in der Endphase, die Sanierung der Grundschule und der Förderschule, deren Gebäude der Stadt gehört, ist in vollem Gange. Für die Realschule werden aktuell Investitionen vorbereitet.

Benötigt wird auch weiter Wohnraum. Die Wintzener hatten jüngst gefordert, Flächen für eine Erweiterung des Ortes zur Verfügung zu stellen. Die Stadt setzt dabei unter anderem auf ihr Ansiedlungsmanagement und fragt bei Eigentümern von unbebauten Flächen nach, ob sie verkaufen wollen. Danach veräußert sie diese dann mit Bauverpflichtungserklärung weiter.

Allerdings stellt sich zunehmend die Frage, wie die Stadtverwaltung alle diese Aufgaben mit ihrem Personal erfüllen soll. Bürgermeister Ingo Pfennings hat aktuell im Stadtrat vorgerechnet, dass die zehn Mitarbeiter in der Bauabteilung aktuell 1312 Maßnahmen vor der Brust haben. „Angesichts immer neuer Aufgaben und den Auswirkungen der Corona-Pandemie sind wir am Limit und brauchen Verstärkung“, erklärte Pfennings. Beim Land wirbt er für die Übernahme von Personalkosten, wenn sich Mitarbeiter nur um den Wiederaufbau kümmern.


Ergebnisse der Kommunalwahl 2020

22 Sitze waren nach der Kommunalwahl 2020 im Schleidener Stadtrat zu vergeben. Die CDU wurde mit 44,3 Prozent die mit Abstand stärkste Kraft und holte zehn Sitze im Stadtrat. 2014 hatten die Christdemokraten 44,6 Prozent erhalten. Die FDP kam mit 18,6 Prozent auf Platz zwei, was für vier Sitze reichte. Das Ergebnis 2014 war mit 18,1 Prozent ähnlich gewesen.

Für die SPD reichte es 2020 mit 16,6 Prozent und vier Sitzen nur zu Rang drei. 2014 hatte die SPD mit 19,4 Prozent noch besser abgeschnitten. Die Grünen holten 12,0 Prozent und sind aktuell mit drei Mitgliedern im Rat vertreten. Damit konnten sie ihr Ergebnis von 2014 (10,8 Prozent) geringfügig ausbauen. Die UWV musste sich mit 6,2 Prozent und einem Sitz begnügen. Das war weniger als 2014 mit 7,1 Prozent.


Der Bürgermeisterkandidat

Die Spannung im Bürgermeisterwahlkampf hält sich in Grenzen. Der Grund ist einfach: Amtsinhaber Ingo Pfennings bewirbt sich um eine zweite Amtszeit und hat keinen Gegenkandidaten. Gewählt ist er, wenn er am Sonntag mehr Ja- als Nein-Stimmen erhält.

Ingo Pfennings (CDU)

Der Bürgermeister zieht eine positive Bilanz seiner ersten Amtszeit. Wichtige Vorhaben wie die Ansiedlungen des Rewe-Markts in Gemünd und die eines Drogeriemarktes in Schleiden, die Schaffung der Stabsstelle Brand- und Katastrophenschutz, die Gründung der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung, Tourismus und Veranstaltungen sowie Investitionen in die digitale Ausstattung der Schulen seien umgesetzt. Ferner seien ein Behindertenbeirat gegründet und die Marke von Schleiden als „Hauptstadt“ des Nationalparks etabliert worden.

Porträtbild von Ingo Pfennings.

Amtsinhaber Ingo Pfennings ist der einzige Kandidat bei der Bürgermeisterwahl.

Für die kommenden fünf Jahre hat er ein ganzes Paket von Maßnahmen, die er realisieren will. So will er Investitionen in allen 18 Orten vorantreiben und den Hochwasserschutz interkommunal realisieren. Der Brand- und Katastrophenschutz sowie der Bereich der zivilen Verteidigung soll professionalisiert werden. Für Familien will Pfennings verlässliche Kita- und OGS-Angebote auf einem qualitativ möglichst hohen Niveau schaffen. In die Spielplätze sowie die Vereins- und Dorfgemeinschaftshäuser soll Geld investiert werden.

Verwaltungsabläufe sollen digitalisiert, der persönliche Kundenservice aber erhalten bleiben. Den Ausbau regenerativer Energien will Pfennings nur mit Zustimmung der Bevölkerung realisieren. Für den Krankenhausstandort und die Ansiedlung neuer Ärzte will er ebenso kämpfen wie   den Erhalt der Polizeiwache. Wohnraum soll geschaffen, die Innenstädte gestärkt, die interkommunale Zusammenarbeit ausgebaut werden. Das alles und einige weitere Vorhaben will Pfennings trotz einer sparsamen Haushaltspolitik realisieren.


Diese Parteien kandidieren Schleiden

CDU

Für die CDU tritt Jochen Kupp (56) aus Schöneseiffen als Spitzenkandidat an. Der diplomierte Wirtschaftsjurist ist Leiter des Berufsbildungszentrum Euskirchen, verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn. „Wir wollen den Wiederaufbau der Tallage als echte Chance nutzen. Die Stadt soll modern, zukunftsgerecht und nachhaltig werden“, sagt er. Schnellstmöglich müssten Hochwasserschutzmaßnahmen umgesetzt werden. Die Schulen sollen moderner und digitaler werden.

Porträtbild von Jochen Kupp.

Jochen Kupp steht bei der CDU auf Platz eins der Reserveliste.

Als nächstes sei die Realschule an der Reihe. „Wir wollen den Ausbau von regenerativer Energie, aber mit Augenmaß. PV-Anlagen gehören auf die Dächer oder auf städtische Grundstücke.“ Der Ausbau der Windenergie soll in Schöneseiffen geschehen und nicht in Ettelscheid/Scheuren oder auf dem Wackerberg. In den Höhenorten seien die Ausweisung neuer Baugrundstücke und infrastrukturelle Maßnahmen nötig, um den Wegzug der jungen Generation zu vermeiden. Zusätzlich will die CDU Ehrenamtler mehr unterstützen: „In dem Bereich macht die Stadt bisher viel zu wenig.“

SPD

Bei der SPD führt Monika Pütz die Liste an. Die 63-Jährige studierte Betriebswirtin ist seit sieben Jahren aktives Mitglied im Schleidener Ortsverein: „Ich kandidiere, weil ich die Herausforderungen unserer Stadt entschlossen anpacken will.“ Die Sicherheit der Bürger habe ebenso einen hohen Stellenwert wie die wirtschaftliche Entwicklung. Pütz will sich mit Blick auf junge Familien dafür einsetzen, dass Potenziale beim Wohnraum besser genutzt und Baugenehmigungen schneller umgesetzt werden.

Porträtbild von Monika Pütz.

Monika Pütz ist die Spitzenkandidatin der SPD

Die Pflegesituation will sie verbessern. „Im Ausland erworbene Pflegeausbildungen müssen schnell anerkannt oder zumindest teilweise angerechnet werden.“ So könnten qualifizierte Fachkräfte schneller in den Einrichtungen arbeiten und Pflegekräfte entlastet werden. Auch ein verpflichtender Zivildienst sei eine mögliche Lösung. Die Landes- und die Bundesregierung müsste dieses Thema erneut aufgreifen. Außerdem will Pütz, dass die Lebensqualität für alle Generationen verbessert wird.

FDP

Die FDP hat Markus Herbrand (54) an die Spitze der Reserveliste gewählt. Der Steuerberater aus Gemünd war von 2017 bis nach der Wahl im Februar Mitglied des Bundestages. Die Liberalen wollen, dass der Wiederaufbau absolute Priorität genießt. Hochwasserschutzkonzepte müssten interkommunal schneller vorangetrieben werden. Eine Reaktivierung der Oleftalbahn lehnt die FDP ab, weil dafür viel Steuergeld benötigt, das bestehende ÖPNV-Angebot aber nicht verbessert würde. Wichtig sei eine konsequente Aufgaben- und Ausgabenkontrolle.

Porträtbild von Markus Herbrand.

Bei der FDP führt Markus Herbrand die Reserveliste an.

Steuererhöhungen werden ebenso wie eine Anhebung der Kreisumlage abgelehnt. Durch Digitalisierung und mehr interkommunale Zusammenarbeit soll die Verwaltung effizienter werden. Die Wirtschaft soll durch Bürokratieabbau und eine bessere Infrastruktur gestärkt werden. Die FDP setzt sich für ein medizinisches Versorgungszentrum mit Notfallpraxis und Einrichtungen für eine gute Erstversorgung im Krankenhausgebäude ein. Die Stadt soll dem Ärztemangel entgegenwirken.

Grüne

Die Grünen haben sich für ihre Fraktionsvorsitzende Petra Freche (64) ausgesprochen. Die Gemünderin hat eine erwachsene Tochter und sitzt seit 2014 im Rat. Die Grünen setzen auf einen nachhaltigen Tourismus und eine stärkere Fokussierung auf den Nationalpark. „Wir sind die einzige Kommune in NRW, die einen Nationalpark hat“, erklärte Freche. Der Tourismus sei auch der einzige Gewerbezweig, mit dem man Geld generieren könne.

Porträtbild von Petra Freche.

Als Kandidatin der Grünen geht Petra Freche ins Rennen.

Schleiden stehe für unberührte geschützte Natur, Naherholung, Wandern, Seele baumeln lassen, Achtsamkeit und Entschleunigung. Eine gute Stadtentwicklung sei wichtig für Tourismus und das Wohlfühlgefühl der Einheimischen. Erneuerbare Energien müssten ausgebaut werden, damit genug grüne Energie zur Verfügung stehe. Um Leben zu schützen, müsse sich die Kommune an Klimaveränderungen wie heiße Sommer und Extremwetterereignisse anpassen. Gute Mobilitätskonzepte und Quartierskonzepte seien wichtig, um Familien den Alltag zu erleichtern.

UWV

Für die UWV geht der Harperscheider Gerd Breuer (67) ins Rennen. Der Maschinenbaumeister im Ruhestand ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. „Neben meiner beruflichen Tätigkeit spielt die Vereinsarbeit für mich seit vielen Jahren eine zentrale Rolle.“ Breuer ist seit 2023 zweiter stellvertretender Bürgermeister. Die UWV will die Wirtschaft stärken und das Ansiedlungsmanagement ausbauen.

Porträtbild von Gerd Breuer.

Der Harperscheider Gerd Breuer tritt für die UWV an.

„Schleiden braucht attraktive Rahmenbedingungen für Gewerbe, Handwerk und junge Unternehmen.“ Zudem soll der Schutz vor Naturgefahren verbessert werden. Gefordert wird eine kommunale Strategie zur Sicherung der ärztlichen Versorgung. Breuer will moderne Lernbedingungen in den Schulen und die Schulsozialarbeit ausbauen. „Kein Wildwuchs bei Windrädern oder Photovoltaik auf Kosten von Landschaft, Natur oder Lebensqualität.“ Die UWV will ferner lebenswerte Bedingungen in allen Ortsteilen.

AfD

Die AfD tritt zum ersten Mal bei einer Kommunalwahl in Schleiden an. Auf Platz eins der Reserveliste steht Hans Georg Hermanns (59). Der ausgebildete Fleischer und Kaufmann für Büromanagement wohnt seit 2022 mit seiner Frau in Schleiden. Hermanns ist seit 2023 Mitglied der AfD. „Kommunalpolitik interessiert mich schon seit vielen Jahren.

Porträtbild von Hans Georg Hermanns.

Hans Georg Hermanns ist der Spitzenkandidat der AfD.

In Schleiden gibt es noch viel zu tun.“ So will Hermanns die Bürokratie in der Kfz-Zulassungsstelle des Kreises Euskirchen in Schleiden vereinfachen und so Wartezeiten verkürzen. Marode Straßen und Brücken müssten saniert und attraktive Jugendheime   geschaffen werden. „Auch die Wiedereröffnung des Krankenhauses liegt mir am Herzen mit einer Unfallchirurgie, einer Notaufnahme und vielem mehr.“