Nach 34 Jahren in SchleidenPastor Philipp Cuck geht in den Ruhestand

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Pfarrer Philipp Cuck aus Schleiden steht vor der Schlosskirche

Die Schlosskirche muss Philipp Cuck nach 34 Jahren in Schleiden bald verlassen.

Philipp Cuck hört nach 34 Jahren als Pfarrer in Schleiden auf. Künftig will er viel verreisen.

Einen guten Witz weiß der Schleidener Pfarrer Philipp Cuck zu schätzen. Auch bei seinen Gottesdiensten gibt er immer mal wieder einen Kalauer zum Besten. Doch auf seine humorige Art und seine Späße werden die Gläubigen bald verzichten müssen, denn der 75-Jährige geht am Monatsende nach 43 Jahren als Priester, davon 34 in Schleiden, in den wohlverdienten Ruhestand.

Geboren wurde Cuck am 10. September 1948 in Kohlscheid bei Aachen. „Ich bin das Kind einer Bergarbeiterfamilie“, berichtet der Geistliche. Der damalige Pfarrer im Ort habe seinen Eltern vorgeschlagen, dass der „junge Philipp“ auf ein Internat gehen solle. „Ich habe dann das Kaiser-Karl-Gymnasium in Aachen besucht und dort auch mein Abitur gemacht.“

Die Entpflichtungsurkunde hält Pfarrer Philipp Cuck in der Hand. Regionaldekan Pater Wieslaw Kaczor steht neben ihm.

Die Entpflichtungsurkunde übergab Regionaldekan Pater Wieslaw (r.) in der Schlosskirche an Philipp Cuck.

In der Schulzeit habe er eine Zeit lang Zoodirektor werden wollen. „Das Internat hatte aus pädagogischen Gründen einige Tiere angeschafft, um die ich mich gekümmert habe. Dazu gehörten ein Alligator und eine am Ende gut zwei Meter lange Boa Konstriktor“, sagt er. Die Arbeit mit den Tieren habe ihm großen Spaß gemacht.

„Ich bin schon immer politisch sehr interessiert gewesen.“ 1971 sei er in die SPD eingetreten. Kurz vor dem Abitur habe ihn ein Religionslehrer sehr beeindruckt. „Ich habe dann überlegt, ob ich in der Politik oder in der Kirche mehr für die Gesellschaft tun kann“, erinnert sich der 75-Jährige. Die Entscheidung fiel zugunsten der Kirche, Cuck studierte Theologie in Bonn und Freiburg und wurde 1975 von Bischof Johannes Pohlschneider zum Priester geweiht. Danach war der Kohlscheider drei Jahre als Kaplan in Krefeld tätig.

Mit 18-Jährigen durch die ganze Welt gegondelt

„Dann wurden vier weitere junge Priester und ich nach Blankenheim und Nettersheim geschickt, um sich dort um sieben Pfarreien zu kümmern. Ich wurde Pastor in Tondorf und regionaler Jugendseelsorger“, erzählt der Geistliche. In der Zeit habe er das Ferienwerk gegründet, um ehemalige Messdiener für Ferienmaßnahmen zu gewinnen. „Alle zwei Jahre bin ich mit 18-Jährigen durch die Welt gegondelt“, erinnert sich Cuck. Auch um die offenen Jugendtreffs habe er sich gekümmert.

Sechs Jahre hat Cuck in Blankenheim gewohnt, ehe 1989 der Umzug nach Schleiden anstand. „Zum Abschied haben mir die Tondorfer je eine Figur von Edith Stein und Maximilian Kolbe geschenkt“, sagt der Pfarrer. Die Figur von Kolbe war umstritten, weil er der nackt auf einem Sockel dargestellt war. Sie wurde später aus der Kirche gestohlen.

Aus den ursprünglich zwei Pfarreien wurden mit der Zeit 17

„Als ich nach Schleiden kam, wollte ich zuerst gleich wieder weg, denn der Bischof hatte mich unter anderem hierhin versetzt, damit ich mich um das Krankenhaus kümmere“, erzählt Cuck. Am Ende blieb er und arbeitete mit daran, eine zukunftsfähige Lösung für die Einrichtung zu finden.

„Zuerst war ich nur für die beiden Pfarreien Schleiden und Herhahn zuständig. Daraus wurden mit der Zeit 17 Pfarreien.“ Aktuell sei er für 100 Angestellte, darunter 20 Hauptamtler, verantwortlich. Anstrengend sei es gewesen, immer die verschiedenen Gremien zu besetzen.

Pfarrer Cuck liebt es, am Essenstisch zu sitzen und Gespräche zu führen

„Trotzdem werde ich diese Verantwortung und die vielen Bekanntschaften vermissen.“ Vier Jahre sei er Mitglied im Priesterrat, dem obersten Beratungsgremium des Aachener Bischofs, gewesen. Von 2018 bis 2022 war Cuck außerdem Regionalvikar.

Ein Schwerpunkt seiner Arbeit sei die Ökumene. „Zur Kirmes hat der evangelische Pfarrer einen Gottesdienst in der Schlosskirche gefeiert, und am Buß- und Bettag habe ich dann in der evangelischen Kirche gepredigt.“ Darüber hinaus habe er viele junge Männer bei ihrer Kriegsdienstverweigerung unterstützt. Viel Freude habe ihm auch das bereitet, was Cuck „Esspastoral“ nennt: „Ich liebe es, am Essenstisch zu sitzen und Gespräche zu führen.“

„Kann mir gar nicht vorstellen hier raus zu müssen"

Der Kontakt zu Menschen sei ihm stets sehr wichtig gewesen. „Ich habe viele Hausbesuche gemacht und bin nie vor die Tür gesetzt worden“, schmunzelt der Pfarrer. Auch die Arbeit in den Schulen habe ihm immer sehr am Herzen gelegen. „Besonders gerne habe ich Messen in Herhahn gehalten, weil es mich an Tondorf erinnert.“

An seine erste Station in der Eifel wird er im Ruhestand auch wieder zurückkehren: „Ich ziehe in eine Wohnung im Haus meines Freundes Dr. Franz-Josef Zumbé.“ Er freue sich auf Tondorf, wo er noch viele Bekannte habe.

Trotzdem fällt es ihm schwer, sein langjähriges Domizil in Schleiden zu verlassen: „Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, nach 34 Jahren hier raus zu müssen.“ Dankbar ist er für die beiden Haushälterinnen Gertrud Kirfel und Ute Zimmer, die ihn in dieser Zeit versorgt haben: „Ich habe mich immer pudelwohl gefühlt.“ Auch denke er sehr gerne an die vielen Geistlichen zurück, die ihn bei seiner Arbeit unterstützt haben.

Großteil der Bücher kommt in die Gemeindebibliothek

Da die Wohnung in Tondorf kleiner sei, müsse er sich von einigen liebgewonnenen Dingen trennen. „Ich weiß nicht, wohin mit meinen Büchern.“ Ein Großteil wird in der Bibliothek der GdG Schleiden im alten Jugendheim untergebracht.

Letztlich sei er aber froh, dass er pensioniert werde: „Ich habe zweimal Covid gehabt, was mir sehr schwer zugesetzt hat. Die Stimme ist angegriffen, und ich bin schnell müde.“ Er sei auch erleichtert, dass er die anstehende Strukturreform in der Kirche nicht mehr umsetzen und sich nicht mit dem Thema Missbrauchsskandal befassen müsse." Diese Themen hätten ihm arg zugesetzt.

Für seine Hobbys bislang zu wenige Zeit gehabt

Hobbys, für die er bisher nur wenig Zeit hatte, hat Cuck genügend. „Ich habe noch einen Koffer mit Briefmarken, die einsortiert werden müssen.“ Ferner sei er ein Konzert- und Theaterliebhaber und fahre häufig in die Philharmonie nach Köln. Er freut sich auch auf die Treffen mit seiner Doppelkopfrunde. Mehr Zeit will Cuck mit dem Lesen von Politikerbiografien verbringen.

Am meisten freut sich Cuck aber auf das Reisen: „Die USA, Israel, Ägypten, Libyen und Syrien stehen oben auf dem Zettel. Aber ich mache auch gerne Städtereisen, und mein Lieblingsziel ist Rügen.“

In den 43 Jahren als Priester habe er rund 1800 Kinder getauft und 1400 Menschen beerdigt, sagt Cuck. Trotzdem will er nicht, dass um seinen Abschied viel Aufhebens gemacht wird: „Ich mag das nicht, wenn es um meine Person geht. Das sind die Gene meiner Mutter.“ Er sage bei den Messen und im Pfarrbrief auf Wiedersehen. Wenn Not am Mann sei und er Zeit habe, werde er auch in Zukunft noch Gottesdienste halten.

Zum Abschluss hat Cuck dann, wie könnte es anders sein, noch eine lustige Anekdote parat. „Als ich gerade in Schleiden war, wollte eine Frau mich mit Hochwürden ansprechen, aber ihr fiel das Wort nicht ein. Da hat sie kurz überlegt und ,Guten Tag, mein Allerwertester' gesagt.“

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