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Neues Leben auf kahlen FlächenFirma Grünenthal spendiert Schleiden 4000 Setzlinge

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Mit vereinten Kräften wurden die 200 Setzlinge auf einer kahl geschlagenen Fläche im Ettelscheider Sief eingepflanzt. 

Schleiden – „Die Fläche wurde vor einem Jahr kahl geschlagen. Die Bäume, die noch da sind, werden sich wohl auch noch verabschieden“, erklärte Markus Wunsch. Der Leiter des Forstbetriebsbezirks Gemünd stand an einem kahlen Hang im Ettelscheider Sief mit einer Fläche von rund 3000 Quadratmetern. Von den verbliebenen Fichten rieseln immer wieder Nadeln zu Boden. Doch auf der Fläche ist jetzt zumindest für Nachwuchs gesorgt.

Mitarbeiter von Grünenthal Deutschland aus Aachen haben in den Hang am jetzt die ersten 200 von insgesamt 4000 Setzlingen eingepflanzt, mit denen die Firma die Wiederaufforstung im Schleidener Stadtgebiet unterstützt. In den nächsten Jahren will das Pharmaunternehmen aus Stolberg bei Aachen im Rahmen Aktion #TreesForOurPlanet weltweit mindestens 30 000 Bäume pflanzen.

Wiederaufforstung ist ein großes Thema

„Wir sind auf die Stadt Schleiden zugegangen und haben vorgeschlagen im Rahmen unserer globalen Initiative 4000 Bäume zu pflanzen“, sagte Pressesprecher Stephan Frings, der Bürgermeister Ingo Pfennings schon vorher aus dem Arbeitsleben kannte. Beim Bürgermeister rannte Frings mit seinem Vorschlag offene Türen ein. „Das Thema Wiederaufforstung von großen Schadensflächen beschäftigt uns ja schon seit Jahren“, betonte Pfennings. Die klimatischen Veränderungen und der massenhafte Borkenkäferbefall machten sich bemerkbar. Angesichts der großen Herausforderungen sei man für jede Unterstützung dankbar. Die Stadt sei im Vergleich mit anderen aber nur ein relativ kleiner Waldbesitzer.

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Bürgermeister Pfennings griff auch zur Hacke.

Wunsch betreut rund 2000 Hektar Wald in Schleiden und Gemünd sowie in Teilen der Gemeinden Kall und Hellenthal. Hoheitlich ist er zusätzlich noch für etwa 2800 Hektar Wald zuständig, der der arenbergischen Forstverwaltung gehört. Der Förster ist ebenfalls „froh, dass wir die Bäume geschenkt bekommen.“ Die 60 bis 80 Zentimeter großen Setzlinge kosten pro Stück 1,20 Euro bis 1,80 Euro. Acht Sorten sind vertreten, darunter Douglasie, Buche, Ahorn und Eiche.

Um alle kahlen Stellen aufzuforsten wären 600.000 Bäume nötig

Die 4000 Bäume seien aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein: „Um alle Schadstellen in meinem Gesamtrevier aufzuforsten, bräuchte ich 600.000 Bäume.“ Es sei aber zurzeit sehr schwierig, überhaupt an Pflanzgut heranzukommen. „Es gibt ein Riesenloch in den Wäldern. Die Baumschulen in Deutschland kommen trotz Erweiterungen bei der enormen Nachfrage nicht nach.“ Die jetzt gepflanzten Bäume kämen aus dem Sauerland.

„Ich bin seit vier Jahren im Ausnahmezustand“, erklärte Wunsch. Die Trockenheit und der Borkenkäfer hätten massive Schäden verursacht. „Wenn der Grundwasserspiegel im Sommer um bis zu drei Meter absinkt, kommen 40 Prozent der Bäume nicht mehr an das Wasser heran.“ Eine Fichte beispielsweise benötigte aber zwischen 30 und 150 Liter Wasser pro Tag.

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Markus Wunsch zeigte den Helfern, wie man es richtig macht.

Die Folgen der Trockenheit seien gravierend. „Die Bäume können kein Harz mehr zur Abwehr produzieren und können sich dann nicht mehr gegen Käferangriffe wehren“, so der Revierförster. Dann gehe es sehr schnell und bis zu 70.000 Käfer seien in einem Baum. Die Tiere würden in den Bäumen und auch im Boden überwintern. Rund 80.000 Festmeter Fichte habe er in den vergangenen Jahren in seinem Zuständigkeitsbereich verloren. Die Bäume seien zwischen 15 und 120 Jahre alt gewesen. In den Wäldern der drei Kommunen würden aktuell rund 18.000 Festmeter pro Jahr geschlagen.

„Auch die Mikroorganismen im Boden, die für die Faulprozesse zuständig sind, leiden unter dem Wassermangel. Dadurch werden auch diese Prozesse verlangsamt“, sagte Wunsch. Weil weniger Material verfaule, seien weniger Nährstoffe im Boden. Derzeit sei man dabei herauszufinden, welche Arten klimaresistent seien: „Das hat was von in die Glaskugel schauen.“ Die Douglasie, von der jetzt 200 gepflanzt wurden, gehöre aber auf jeden Fall dazu. Das gelte grundsätzlich auch für Mammutbäume, aber Wunsch hat festgestellt, dass deren Wurzeln oft von Mäusen gefressen werden und die Bäume dann eingehen.

Die Pflanzaktion sei nur möglich, weil aktuell genügend Feuchtigkeit im Boden vorhanden sei, so Wunsch. Neben elf Mitarbeitern griffen auch der Geschäftsleiter von Grünenthal Deutschland, Robert Sunjic, und der Bürgermeister zur Hacke. „Unser Standort in Stolberg ist 2021 auch komplett überflutet worden. Deshalb haben wir uns entscheiden, in der Region zu helfen“, sagte Sunjic. Eine ähnliche Aktion wie in Schleiden werde es auch in Stolberg geben.

Bis Mitte Dezember sollen alle 4000 Bäume eingepflanzt sein. „Es kann aber gut sein, dass wir noch einmal wiederkommen“, meinte Sunjic zur Freude von Pfennings und Wunsch.