Der neu gegründete Verein „erinnern. bedenken. handeln“ will die Opfer des Nationalsozialismus nicht in Vergessenheit geraten lassen.
Gedenken an NS-OpferNeuer Verein will in Schleiden Erinnerungsarbeit fortsetzen

Der Vereinsvorstand mit (v.l.) Franz Albert Heinen, Christian Baran und Wolfgang Pommer
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„Die Idee ist in dem Arbeitskreis entstanden, der sich für die Errichtung des Denkmals für die Opfer des Nationalsozialismus im Stadtgebiet Schleiden eingesetzt hat“, berichtet Franz Albert Heinen. Der Journalist und Buchautor hat mit einigen Mitstreitern den Verein „erinnern. bedenken. handeln“ gegründet, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Zeit des Nationalsozialismus und die Opfer nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Vorsitzender ist der 18 Jahre alte Christian Baran, aktuell noch Schüler des Johannes-Sturmius-Gymnasiums.
„Angefangen hat alles damit, dass wir eigentlich nur ein Denkmal realisieren wollten. Danach wollten wir in Rente gehen“, erzählt Heinen. Während der Arbeit an dem Denkmalprojekt habe sich plötzlich die Möglichkeit ergeben, die Erinnerungstafel aus dem Jahr 1979, die auf die 1874 eingeweihte und 1938 zerstörte Synagoge und auf die in der Zeit der NS-Diktatur in Gemünd ermordeten Juden hinweist, mit einem Zusatzschild zu versehen.
„Daraus erwuchs dann die Idee, die Straße ,Am Kreuzberg' in ,An der Synagoge' umzubenennen. Das ist aber leider gescheitert.“ Danach habe man am Denkmal in Schleiden weitergearbeitet und über eine Vereinsgründung nachgedacht.
18-jährigen Abiturienten zum Vorsitzenden gewählt
„Wir haben uns gesagt, dass das Denkmal nicht alles sein kann“, erklärt Wolfgang Pommer, Geschäftsführer und Kassierer. Heinen, der als zweiter Vorsitzender fungiert, ergänzt: „Das Denkmal bietet sich ja gerade dazu an, Veranstaltungen rund um die Themen ‚Nationalsozialismus und Opfergruppen‘ anzubieten.“
Dabei trete man in große Fußstapfen: „Seit Jahrzehnten gibt es in Schleiden Menschen, die gute Erinnerungsarbeit leisten und Kontakte zu überlebenden Juden geknüpft haben.“ Bei der 800-Jahr-Feier von Gemünd 2013 war beispielsweise Hanna Miley Schirmherrin, die 1939 mit einem der letzten Kindertransporte nach England gebracht worden war und deshalb den Holocaust überlebt hatte. Daran wollen Heinen, Pommer und Baran anknüpfen.
Baran soll das Gesicht des neuen Vereins sein. „Ich bin von meiner Lehrerin Heike Schumacher am Tag vor dem Abischerz spontan zwischen Tür und Angel gefragt worden, ob ich den Vorsitz übernehmen will“, erinnert sich der 18-Jährige, der nach seinem Abitur einen Bundesfreiwilligendienst in der Blankenheimer Grundschule absolvieren wird. Da habe er sofort zugesagt. „Ich bin sehr engagiert in dem Themenbereich und habe auch einige Zeit bei der Stolpersteinarbeit meiner Schule mitgemacht“, erzählt der Abiturient.
Programm mit Vorträgen und Bildungsfahrten geplant
„Wir haben uns natürlich auch etwas dabei gedacht, als wir ihn gefragt haben. Junge Menschen sind unserer Zielgruppe“, sagt Heinen. Für Pommer und ihn sei klar, dass sie in zwei Jahren von Jüngeren ersetzt werden, „gerne auch weiblichen Geschlechts“. Bis dahin wollen die beiden Erfahrenen den jungen Vorsitzenden unterstützen.
Der Verein erhalte in der kurzen Zeit seit der Gründung bereits viel Zuspruch. „An der Clara-Fey-Schule haben wir offene Türen eingerannt“, sagt Heinen. „Die Lehrer waren sehr interessiert und haben auch Unterrichtseinheiten, die sich mit Themen aus der NS-Zeit befassen“, so Pommer. Auch Stolpersteine hätten Schüler der Schule schon geputzt.
Elf Interessierte hatten sich zu der Vereinsgründung im evangelischen Gemeindehaus eingefunden. „Aber die Zahl der Mitstreiter wächst jeden Tag“, freut sich Heinen. In der Versammlung seien auch erste Ideen für Aktionen entwickelt worden. Dazu gehören Vorträge und Bildungsfahrten, zum Beispiel zu Konzentrationslagern in der Nähe und Kooperationen mit anderen Gedenkvereinen in der Region. Eine Internetseite und ein Auftritt in Sozialen Medien sind ebenfalls geplant: „Damit wollen wir die Jugend mit ins Boot holen“, betont Baran. Eine Arbeitsgruppe der Clara-Fey-Schule habe dabei ihre Mithilfe angeboten.
Der Vorstand ist optimistisch, auch jüngere Menschen für eine Mitarbeit gewinnen zu können. „Wenn man Recherchearbeit mit Sozialen Medien oder interaktiven Veranstaltungen verknüpft oder es um Menschen geht, die in der Region gelebt haben, ist die Arbeit schon attraktiv. Man hat ja dann auch gleich Berührungspunkte, wenn Personen beispielsweise auf dergleichen Schule waren“, sagt der Vorsitzende. Schon für das nächste Jahr soll es ein umfangreiches Programmheft mit ersten Veranstaltungen geben. „Weitere Mitstreiter und Leute mit Ideen können sich gerne melden“, betont Heinen. Mehr Informationen gibt es per E-Mail.